Gestatten, meine Name ist:

Hans-Dieter Westphal

Hans-Dieter Westphal empfängt uns in einem hellen, großen Büro an der Sukhumvit-Road. Seit zwei Jahren arbeitet er an dieser Stelle als Geschäftsführer der Rieckermann Thai Engineering Co., Ltd.

Hans-Dieter ist, wie so viele, eigentlich zufällig nach Thailand gekommen. Und er hat auch wie so viele, nur wenig Sehnsucht zurück nach Deutschland. „Thailand ist zu meiner Heimat geworden. Immerhin habe ich länger hier gelebt als in Deutschland“, stellt er fest. Nur einmal pro Jahr fliegt er, dienstlich und privat, in die alte Heimat. „Eigentlich fehlt mir Deutschland nicht. Doch ich freue mich immer wieder darauf, von meiner Mutter bekocht zu werden.“

Hans-Dieter wurde in Husum geboren, ging in Hamburg zur Schule und suchte dann auch dort einen Ausbildungsplatz. Seine Wahl fiel auf die Firma Rieckermann. „Ich wollte unbedingt im Ausland arbeiten. Deshalb suchte ich eine Lehrstelle in einem Unternehmen, welches Zweigstellen im Ausland hatte. Und Rieckermann war schon damals in mehreren asiatischen Ländern vertreten.“ Nach seiner zweijährigen Lehre zum Großhandelskaufmann schickte ihn die Firma dann tatsächlich nach Asien und zufälligerweise nach Bangkok in Thailand. Zum ersten Mal also hat Hans-Dieter das Land vor 29 Jahren als gerade knapp 22-jähriger betreten. „Natürlich war es ein großes Abenteuer, in einem so exotischen Land arbeiten zu können. Damals sah Bangkok noch ganz anders aus als heute.“ Die größte Herausforderung für ihn war, mit der ganz anderen Kultur zurechtzukommen. Sehr bald lernte er jedoch das Land und die Leute schätzen und bald war der ausgebildete Kaufmann rund um die Uhr mit seiner Arbeit beschäftigt.

„Die Firma Rieckermann ist ein reines Handelshaus. Sie stellt selbst keine Maschinen oder Anlagen her, sondern liefert die Produkte anderer Hersteller an die Endverbraucher“, erklärt er. „Ich war in den unterschiedlichen Verkaufsabteilungen für die verschiedenen Produktlinien, welche wir in Thailand anbieten, tätig.“ Mit der industriellen Entwicklung Thailands stieg auch die Nachfrage nach den Dienstleistungen des Unternehmens und vor zwei Jahren wechselte Hans-Dieter Westphal als Geschäftsführer der Rieckermann Thai Engineering Co., Ltd. von Bangkok nach Pattaya. „Hier an der thailändischen Ostküste verzeichnen wir die stärkste wirtschaftliche Entwicklung. Auch liefern wir nicht lediglich einzelne Maschinen, sondern bieten schlüsselfertige Lösungen für ganze Industrieanlagen an.“ Hans-Dieter baut seither mit seinen 45 Mitarbeitern ganze Fabrikhallen und richtet sie vollständig nach den Wünschen der Kunden ein. „Unsere Kunden sind sowohl thailändische als auch internationale Firmen. Sie geben uns den konkreten Auftrag und holen sich dann nur noch den Schlüssel ab. In der Regel ist das ein großer Festakt, auf dem auch wichtige Politiker nicht fehlen dürfen“, berichtet er stolz.

Hans-Dieter ist nun schon seit 32 Jahren bei der Firma Rieckermann beschäftigt. „Ich habe einen ganz kurzen Lebenslauf“, meint er. „Rieckermann ist wie eine Familie für uns, die Mitarbeiter. Wer einmal dort anfängt, hört selten wieder auf.“ Doch genauso, wie die „Familie“ Rieckermann Geborgenheit bietet, fordert sie auch Leistungen von ihren Angestellten. „Unter 60 Stunden arbeite ich selten pro Woche. Dazu kommen noch zahlreiche gesellschaftliche Verpflichtungen aller Art, so dass nur ganz wenig Zeit für die Familie und meine Hobbies bleibt.“

Seine Frau Chan betreibt Chan’s Bistro gleich neben dem Rieckermann-Büro. Die vier Kinder der Familie wuchsen international auf und pendeln öfter zwischen Deutschland und Thailand hin und her als ihre Eltern. Hans-Dieters ältester Sohn Alexander folgt den Fußpuren seines Vaters. Vor kurzem hat er seine Ausbildung bei Rieckermann in Hamburg absolviert und arbeitet jetzt im Bangkoker Unternehmensteil. Der jüngste Sohn der Familie geht in die Pattaya International School of the Regent zur Schule. Aufgrund seiner Tätigkeit sieht der Vater seine Kinder nicht so häufig, wie er eigentlich möchte. Trotzdem spielt die Familie für ihn eine wesentliche Rolle: „Ich glaube, dass man Erfolg nicht vorrangig im beruflichen Bereich suchen sollte. Für mich ist es ein großes Glück, so eine Familie zu haben und zu sehen, wie meine Kinder aufwachsen.“ Hans-Dieter hat früh mit seiner beruflichen Karriere begonnen und auch früh eine Familie gegründet. Jetzt ist er schon dreifacher, stolzer Großvater, obwohl man es ihm überhaupt nicht ansieht. Die Familie ist seine Zuflucht und Erholung von den Anstrengungen des Kaufmannslebens.

Für Hobbies bleibt dann kaum noch Zeit. „Mein Vater war Kapitän und kam viel in der Welt herum. Dadurch enstand mein Hang zur See.“ Den rauhen Nordwind muss Hans-Dieter in Pattaya natürlich entbehren, doch ist er noch immer stark mit der See verbunden. Er hat schon mehrere Boote selbst gebaut und sie dann weiter verkauft. An Wochenenden kurvt er gern mit dem Motorboot um die Inseln vor Pattaya. Wir fragen ihn, ob man für eine wirkliche Verbindung mit der See nicht eher mit einem Segelboot fahren sollte. „Oh nein“, erwidert Hans-Dieter, „ein Segelboot ist mir viel zu langsam. Da komme ich nicht schnell genug voran.“ Er ist von der Geschwindigkeit begeistert, darum ist sein Lieblingssport eigentlich nur die Formel 1.

Man sieht, ein schnelles Leben braucht offensichtlich auch schnelle Hobbies. Hans-Dieter Westphal ist während seiner Arbeitszeit der typische, viel beschäftigte Manager. Nach relativ kurzer Zeit ist unser Gespräch beendet, sein nächster Termin wartet schon. So wird das noch ziemlich lange Zeit weitergehen, denn an Ruhe ist auch in den kommenden Jahren nicht zu denken: „Die eigentliche wirtschaftliche Entwicklung in unserer Region beginnt erst, und wir werden auf jeden Fall ganz vorne mit dabei sein.“