Der Khao Yai National Park liegt ca. 200 km (ca. 3
Autostunden) im Nordosten von Bangkok und ist der bekannteste und
eindruckvollste der vielen Nationalparks des Landes. Bei einer Größe von
fast 2000 qkm ist er trotzdem nur der drittgrößte, aber der älteste
Nationalpark Thailands und beherbergt 153 geschützte Tierarten, wie z. B.
Affen, Tiger, Bären, Elefanten, Riesennashornvögel und außerdem eine
artenreiche Fauna. Millionen von Fledermäusen jagen nachts nach Beute und
ziehen sich tagsüber in eine der vielen Höhlen zurück.
Mein
Keiler auf der Futtersuche
Khao Yai, der Name bedeutet „großer Berg", hat
durch seine Höhenlage von durchschnittlich 800 m zudem ein sehr
angenehmes Klima. Die landschaftlichen Höhepunkte, wie viele
spektakuläre Wasserfälle, lernt man am besten auf den vielen
Wanderpfaden kennen. Trotzdem sollte man ein Fahrzeug haben, um die
oftmals sehr weiten Distanzen zwischen den einzelnen sehenswerten Orten zu
überwinden. Inmitten dieser erfrischenden und fast wie in Szene gesetzten
Landschaften, mit ihren bizarren Bergen, liegt der immer noch unberührt
scheinende Dschungel, in welchem es auch viele Bergflüsse und
Wasserfälle gibt.
Mehr als 50 km Wege, geformt durch die Pfade der Tiere,
erlauben den Besuchern von Khao Yai, sehr tief in den Regenwald
einzudringen, aber immer noch sind 80% des Territoriums für die Besucher
gesperrt. Die Landkarten des Khao Yai Parks sind noch immer weit entfernt
von perfekt, darum ist es auf alle Fälle besser, sich einem organisierten
Trip mit Führer anzuschließen.
Trotzdem der Khao Yai Park als einer der besten und
schönsten Nationalparks der Welt gilt, wurde er erst jetzt, vor gar nicht
so langer Zeit, zum „Nationalen Denkmal von Asean" ernannt. Wenn
man bedenkt, daß der Khao Yai den größten Regenwald desganzen Festlands
Asiens und außerdem eine fünf-Vegetations-Zone besitzt und der
Zufluchtsort für mehr als 300 wilde Elefanten, ungefähr 100 Tiger und
unzählige anderen Tiergattungen ist, werden auch Sie bei einem Besuch
dort feststellen, daß der Khao Yai Park wirklich spektakulär ist.
Am Rande des Parks bieten sich viele
Unterkunftsmöglichkeiten, die Dschungeltouren mit erfahrenen Führern zu
teilweise sehr günstigen Preisen anbieten. Aber es gibt auch die
Zeltplätze, welche von den etwas vewegeneren Touristen bevorzugt werden.
In diesem Falle darf man nicht zu empfindlich sein, da es viel Ungeziefer
gibt, und auch sonst können einem verschiede Tiere über den Weg laufen,
wie Sie später lesen können. Zur Regenzeit gibt es außerdem sehr viele
Blutegel, was aber trotzdem niemanden davon abhalten sollte, diesen
wunderschönen Nationalpark zu erforschen, um reicher und glücklicher mit
einem Erlebnis besonderer Art nach Hause zu fahren.
Wir waren eine Gruppe junger und nicht mehr ganz so
junger Leute – 13 an der Zahl, wie ich nach mehrmaligem Abzählen leider
immer wieder feststellen mußte. Ich bin ja nicht unbedingt abergläubisch
– aber na ja, ein wenig mulmig war mir bei der Abreise trotzdem zumute.
Nach einer Rast auf einer Tankstselle kamen wir zu
Mittag im Khao Yai Park an. Wir hatten unser Ziel, ein wunderschönes
Gästehaus erreicht, welches neben einem See lag. Plötzlich ertönte ein
lauter, wütender Schrei. Er kam von meiner Freundin, welche ihrerseits
ihren Freund in die Rippen stieß und ihn wütend beschimpfte, dass er
nicht rechtzeitig gebucht hatte und wir keine Zimmer mehr bekamen. „Solly",
sagte der Manager, „nix haben Platz, aber auf anderer Seite,
Campingplatz, auch schön". Also, wir machten uns auf zur „anderen"
Seite. Zwar gab es da keinen See, aber der Platz selbst sah sehr
romantisch aus, die Toiletten und Duschen waren in Ordnung und .... wieder
gab es keinen Platz. Der Manager gab uns zu verstehen, dass wir gerne
Zelte mieten könnten, müßssten uns aber etwas weiter, so ca. 2 km weit,
in den Dschungel hinein begeben und dort auf einer Lichtung, welche
allerdings nicht bewacht sein würde, zelten. Wir waren hungrig, müde und
außerdem siegte auch die Abenteuerlust und schon befanden wir uns auf dem
Weg dorthin. Die Zelte waren in relativ kurzer Zeit aufgestellt und wir
beschäftigten uns auch sofort mit dem Grillen am schnell entfachten Camp-Feuer.
Der Platz selbst war eine kleine Lichtung auf der gerade unsere 5 Zelte
Platz fanden, ringsum umgeben von dichtem Dschungel. Nach der Arbeit, so
ca. um 15 Uhr machten sich eine Freundin und ich auf, den Wald zu erkunden.
Wir fanden am Ende der Lichtung ein Blockhaus und erfuhren, dass es den
beiden Wächtern vom anderen Campingplatz als Wohnhaus diente.
Sobald wir den Wald betraten, wurden wir vom angenehmen
Dunkel und der Kühle des Dschungels eingehüllt. Obwohl mit langen
Ärmeln, schweren Stiefeln und Insektenspray geschützt, wurden wir sofort
von fliegenden und kriechenden Insekten attackiert. Affen in allen
Größen und Schattierungen umringten uns neugierig und ihr aufgeregtes
Geschnatter konnte sicher meilenweit gehört werden. Plötzlich hörten
wir noch ein anderes Geräusch – das Knacken von Unterholz und ein
tiefes Knurren. Erschrocken sahen wir uns an, in der Erwartung, einen
Tiger zwischen den Bäumen hervorstürmen zu sehen, aber es war „nur"
ein anderer Affe. Alt, ergraut, wahrscheinlich der Großvater aller Affen,
rannte er wütend in unsere Richtung, mit gefletschten, mächtigen Zähnen.
Wir rannten daraufhin in die andere Richtung – nämlich zurück zum Zelt.
Nach dem Abendessen setzten wir uns gemütlich ums
Lagerfeuer und erzählten Geschichten. Der Vollmond schien auf die
Lichtung und die Sternenpracht erinnerte mich an so manche Nacht in den
Alpen. Natürlich kam das Thema auch auf Tiger. „Die gibt es hier noch
wild", sagte ein Freund. Das wussten wir natürlich alle und trotzdem,
das kurz darauffolgende Brüllen eines solchen ließ uns das Blut in den
Adern gerinnen. Als es dann auch näher und näher kam, zogen wir uns
langsam, unter dem Vorwand müde zu sein, in die Zelte zurück. Nach
einiger Zeit, erstarb das Gebrüll und ich fand Schlaf, träumte aber von
der Maske eines lauerenden Tigers im Unterholz.
Am nächsten Morgen, glücklich, dem Traumtiger
ungeschoren entkommen zu sein, öffnete ich das Zelt und sah mich einem
mächtigen Keiler mit gewaltigen Stoßzähnen, von denen einer allerdings
abgebrochen war, gegenüber. Er tat sich in aller Ruhe an den Resten
unserer Abendmahlzeit gütlich. Ich griff nach meiner Kamera, um das
festzuhalten. „Klick", der Keiler kam in meine Richtung. Ich ging
in die andere Richtung, nämlich ums Zelt herum. „Klick", er kam
wieder in meine Richtung – ich in die andere und so ging das eine
Zeitlang fort. Bis es Herrn Keiler zu langweilig wurde und er sich auf die
Suche nach neuen Nahrungsmitteln machte. Ich folgte ihm, von Baum zu Baum
springend, hinter welchen ich Schutz suchte. Mittlerweile hatten sich
meine Freunde auch schon in der Nähe versammelt und schlossen
wahrscheinlich Wetten ab, wann der Keiler mich nun angreifen würde. Ich
war ihm zwischenzeitlich so nahe gekommen, dass ich nur die Hand
auszustrecken brauchte, um ihn zu berühren. Das tat ich dann auch in
einem echten Anfall von Wahnsinn – und der Riese fiel um, wie vom Blitz
getroffen. Ich erschrak fürchterlich und dachte, dass mein Anblick ihm
einen Herzschlag versetzt habe. Ohne nachzudenken, trat ich hinter dem
Baum hervor und berührte ihn wieder. Oh Wunder, grunzend streckte sich
der Keiler und genoss mein Streicheln. Nun kamen auch die Anderen herbei
und einige Mutige fassten ihn an. Als ich jedoch seinen einzigen,
verbliebenen Stoßzahn berühren wollte, nahm er mir das übel und wollte
zuschnappen. Beleidigt, dass er meinen Finger nicht erwischt hatte, stand
er auf und trollte sich. Wir trollten uns auch, da wir noch viel vorhatten
an diesem Tag.
Gleich nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg,
um durch einen unendlichen Wald von Bambus, diese mannshohen Felder aus
grünen Stöcken, zu streifen,und hörten ständig dem typischen
kakophonischen Geräusch des Dschungels zu. Schrille Pfeiftöne, Gurren
und Lachen und Zwitschern der verschiedensten Tiere wechselten sich ab.
Wir hofften, auf einen der wildlebenden Elefanten oder Tiger –
natürlich nur von weitem – zu stoßen, wurden aber in dieser Hinsicht
enttäuscht. Dafür sahen wir eine ganze Menge Affen, eine kleine Herde
Wildschweine, Sambar- und bellende Hirsche, eine Zibetkatze, Eichhörnchen,
welche eilig von Ast zu Ast huschten, und einige ander Tiere, die wir
leider nicht beim Namen kannten.
Bei Sonnenuntergang machten wir uns zu einer der
Felshöhlen auf. Dort erwartete uns der stechende Geruch nach Vogeldung
und das hohe Pfeifen der Tausenden von Fledermäusen, welche sich in ihrer
Ruhe gestört fühlten. Sie flatterten aus der Höhle an uns vorbei,
streiften Köpfe und Gesichter und ergossen sich in einer Flut hinaus in
den nächtlichen Himmel. Diese Höhle isteine der vielen Tausend, welche
sich im Khao Yai Park befinden und den Fledermäusen als Aufenthaltsort
dienen. „Gott sei Dank", dachte sicher mancher von uns, „gehören
diese nackten Mäuse nicht zur Gattung der blutsaugenden Freunde von
Dracula".
Nach diesem erlebnisreichen Tag machten wir uns noch in
der Nacht auf, um wieder nach Hause nach Pattaya zu fahren. Wir waren
glücklich, endlich wieder richtig duschen zu können. Trotzdem zieht es
uns noch heute nach diesem wunderschönen Platz zurück und wer weiß, in
vielleicht gar nicht so langer Zeit werde ich dem Khao Yai wieder einen
Besuch abstatten – aber diesmal mit Führer!
Wie man dort hinkommt: Um den Park auf eigene Faust
zu besuchen, geht das am Besten von Pak Chong aus, wo man auch die besten
Schlaf- und Speisemöglichkeiten vorfindet. Man erreicht diesen Ort
entweder mit dem Auto oder mit dem Zug von Bangkok aus.