von Ranjith Chandrasiri
Fast 3000 Jahre Weinbau
Frankreich ist bei weitem nicht das erste Land, in dem Wein
gemacht wurde. Aus Georgien gelangte das Wissen nach Mesopotamien und zu den
Hochkulturen des Mittelmeeres. Wenn Frankreich nun als Heimat des Weins
gilt, ist dies dem doppelten Einfluss der Römer und der Mönche zu
verdanken.
Die Römer haben den Weinbau systematisiert und verdiente
Legionäre wurden mit Anbaurechten bedacht. Ihr Einfluss war besonders in
der Provence entscheidend, wo er die Bemühungen der Phönizier, die
Marseille gründeten, aufnahm. Auch bei Narbonne, Bordeaux, wo der Dichter
Ausone den Wein pries, und im Jura haben sie ihre Spuren hinterlassen.
Verbreitung im Schatten
der Kirche
Die Abteien des Mittelalters waren die Statthalter antiken
Wissens und auf ihren Ländereien wurde auch Weinbau betrieben. Die
Zistersienser trugen insbesondere in Burgund um Clos Vougeot zur Wahl der
besten Lagen und Entwicklung des Winzerhandwerks bei.
Der Weltruhm: Französischer Wein hat seinen Ruf im 17.
und 18. Jahrhundert errungen, als er vom französischen Hof aus die Welt
eroberte. Thomas Jefferson hat, dank seiner Vorliebe für die großen
Bordeaux ebenfalls zu deren Ruhm beigetragen. Die Klassifizierung von 1855
hat die Hierarchie der Lagen im Zusammenhang mit den damaligen Marktpreisen
festgeschrieben. Selbst die Reblauskatastrophe des späten 19. Jahrhundert
konnte diese überragende Stellung nicht in Frage stellen.
Die Konkurrenz: Aber die französischen Winzer sollten
nicht auf ihren Lorbeeren ruhen. In den letzten zwanzig Jahren ist eine
direkte Konkurrenz der Weine aus der Neuen Welt entstanden, und die „gottgegebene"
Vorherrschaft des französischen Weins wurde in jeder Hinsicht erschüttert.
Der Qualitätsschub ist infolgedessen allgegenwärtig. Vernachlässigte
regionale Appellationen blühen wieder auf, Rebsortenweine ändern das
Konsumverhalten und französische Winzer passen sich dem Weltmarkt an.
Das Terrain: Der Ruf des französischen Weins bezieht
sich auf einzigartige Terrains. Frankreich ist eines der wenigen Länder der
Welt, die auf so kleiner Fläche so viele unterschiedliche Böden und Klimas
bieten. In der Champagne, Burgund und im Elsass spürt man kontinentales
Klima, Bordeaux und die Westküste unterliegen atlantischem Einfluss, das
Mittelmeer kennzeichnet die Provence, Korsika, das Languedoc und die Côtes
du Rhône.
Frankreichs Rebsorten haben die Welt erobert. Die
Rebsorten aus Burgund (Chardonnay, Burgunderfamilie), aus Bordeaux (Cabernet
Sauvignon, Merlot, Sauvignon Blanc und Sémillon), aus dem Rhônetal (Syrah)
haben in der ganzen Welt ein Zuhause gefunden und konnten sich an
unterschiedlichste Bedingungen anpassen. Auch die „germanischen"
Rebsorten des Elsass (Riesling, Gewürztraminer) konnten in fernen Ländern
Erfolg verzeichnen. In Frankreich ist der Einsatz dieser Rebsorten im
Gegensatz zur Neuen Welt gesetzlich streng geregelt. Die einsetzbaren Sorten
und deren Anteil im fertigen Wein sind im Weingesetz für jede Appellation
festgeschrieben.
In Frankreich wurde auch ein komplexes System
geschützter Ursprungsbezeichnungen entwickelt (das manchmal undurchsichtig
wirkt). Dieses Modell findet man auch in den meisten europäischen
Weinbauländern und zum Teil der EU-Gesetzgebung. Man unterscheidet vier
Gruppen:
Appellations d’origine
contrôlée (AOC)
Die geschützten Ursprungsbezeichnungen sind der Eckstein des
Systems und vermerken Gebiete mit eigenen, beständigen Traditionen. In
bestimmten Appellationen, insbesondere Bordeaux und Burgund, gibt es
innerhalb der AOC eine Staffelung:
Regionale Appellationen gelten für die Gesamte
Appellation
Appelations „Village", wie Beaune oder Margaux,
sind nur in einem kleinen Gebiet anwendbar, dieses stimmt übrigens nicht
immer mit den Grenzen der betroffenen Gemeinde über ein.
Die Hierarchie der Gewächse (Crus), die je nach Region
unterschiedlich gegliedert ist.
Vin s de qualité
supérieure (VDQS)
Die Qualitätsweine sind etwas unter den AOC angesiedelt und
meist eine Übergangsphase zu diesen. Sie machen lediglich 1% der Produktion
aus.
Vins de pays (Landwein)
Sie sind modern und im Aufwind, weil für Landweine Rebsorten
verwendet werden können, die für die AOC verboten sind. Die Landweine
können regional (Vin de Pays d’Oc, Vin du Jardin de la France, Vin du
Comté Tolosan), von Department-Ebene oder lokal sein.
Vins de table (Tafelwein)
Mengenmäßig haben Tafelweine den größten Anteil und sie
werden sowohl als Massenware als auch unter bestimmten Marken vermarktet.
Die französischen Anbaugebiete verteilen sich über das
ganze Land.
Von den östlichen Pyrenäen bis nach Lille, wo man auf
die nördlichsten Rebstöcke Frankreichs stolz ist, wird überall (selbst in
Paris!) Wein angebaut. Allerdings liegen außer den Champagne und dem Elsass
alle Anbaugebiete südlich der Loire. Alle südlichen Departements
beheimaten Weinberge, die allerdings nicht unbedingt in
ursprungsgeschützten Bereichen liegen.
Die Anbaugebiete fallen in einige große Kategorien:
Elsass, Champagne, Burgund und Jura sind die nördlichen
Anbaugebiete, wo hauptsächlich Rebsortenweine erzeugt werden, mit der
bedeutenden Ausnahme des Champagners.
Die Côtes du Rhône (deren Norden eher in die vorige
Kategorie fallen), die Provence und Korsika haben sonnige Weinberge mit
eigenen Rebsorten.
Das Languedoc und der Südwesten, die eine Wiederbelebung
erleben.
Bordeaux ist eine Welt für sich.
Das Loiretal, dessen unterschiedliche Weinberge sich
entlang 1.000 km erstrecken.
Entdecken Sie die Vielfalt weiter nächste Woche (Teil 2)
Ranjith Chandrasiri ist der Resident Manager im Royal
Cliff Grand und der Präsident des Royal Cliff Weinclubs, Pattaya, Thailand
Email: ranjith@royal
cliff.com oder wineclub@
royalcliff.com