von Dr.
Iain Corness
Von vornherein möchte ich erst einmal klarstellen,
dass ich nicht nur vollkommen unpolitisch bin, sondern auch keinerlei
Religion anhänge. Ich bin mit meiner Abstinenz sehr zufrieden, doch das
heißt nicht, dass ich die Welt um mich herum nicht wahrnehme. Eine Welt,
zu der in Thailand auch einige Geister und Gespenster gehören.
Vor einigen Monaten grübelte ich darüber nach, dass
ich im Vorgarten meines Hauses im Gegensatz zu den anderen Gebäuden auf
meiner Straße, kein Geisterhaus hatte. Ich wollte nicht weiter darüber
nachdenken, warum das so war, aber ich hatte das Gefühl, dass ich mir um
der Gesellschaft, oder meinetwegen wegen des einheitlichen Aussehens
willen auch eines zulegen sollte.
Die
feierlichen Handlungen.
Diese Entscheidung führte mich auf eine Suche, die
mehrere Wochen anhielt und ziemlich der Haussuche ähnelte, die Sie
unternehmen, wenn Sie eine passende Unterkunft für sich selbst suchen.
Lassen Sie mich etwas über die Bemühungen und Irrwege eines
Geisterwohnungssuchenden erzählen.
Ich hatte natürlich schon früher mehrere Hersteller
von Geisterhäusern auf der Sukhumvit Road wahrgenommen. Hübsche
Ausstellungsflächen mit Reihen voll von passenden Wohnungen für die
Geister. Es gab alles: Unterschiedliche Größen, unterschiedliche Farben,
unterschiedliche Stile.
Wenn Sie jetzt glauben, dass Sie nur eines auswählen
und es neben Ihr Eingangstor setzen müssen, haben Sie sich geirrt.
Zunächst sind einige wesentliche Schritte erforderlich, bevor der große
Umzug stattfinden kann!
Mein Hausmädchen, die immer fürsorgliche Suchida,
ohne deren Unterstützung ich dahinsiechen und sterben würde, schlug vor,
dass wir als ersten Schritt die Mönche befragen müssten. Dabei half uns
ein zweisprachiger Freund, da Englisch nicht gerade zu Suchidas Stärken
gehört. Nachdem wir 45 lange Minuten mit dem Mönch zusammengehockt und
uns dabei die Knie verrenkt und die Sehnen verzerrt hatten, wurde uns klar,
dass wir bei unserem Vorstoß ins Immobilienreich der Geister einen
Brahmanischen Priester benötigten. Allerdings war nicht klar, ob es davon
in Pattaya überhaupt einen gibt.
Das
„vierfüßige" Geisterhaus.
Das störte Suchida aber keineswegs, denn sie erklärte,
dass jede ältere Person (mich natürlich ausgeschlossen) gut genug wäre.
Schnell hatten wir auch eine passende Alte aus unserer Straße gefunden,
die mir weise zunickte und einen Einkaufszettel diktierte, welcher länger
zu sein schien als der des Waisenhauses von Pattaya beim wöchentlichen
Samstagseinkauf im lokalen Supermarkt.
Wir fuhren also wieder zu den Geisterhausausstattern in
Naklua. Ein lächelnder junger Mann begann, meinen spirituellen
Einkaufswagen zu füllen. Wir erhielten ein Paar Pferde, Elefanten, drei
verschiedene Riegel, ein merkwürdiges Set von Teilen, die wie
Regenschirme aussahen, Weihrauchstäbchen und Spritzkerzen. Nur 1.540 Baht
später hatte ich alles, was meiner Meinung nach nötig war, um selbst die
missmutigsten Geister bei guter Laune und gut untergebracht zu erhalten.
Das war mein Grundfehler Nummer 1.
Es stellte sich heraus, dass wir eine Person
benötigten, die das Geisterhaus aufstellen würde, doch glücklicherweise
boten die Geisterhausausstatter einen umfassenden Service an und stellten
uns einen angemessen asketisch aussehenden Herrn vor, welcher die
ehrenvolle Aufgabe übernehmen würde. Wir vereinbarten, ihn in der
folgenden Woche abzuholen und zu meinem Haus zu fahren.
Als ich zu Hause ankam, war ich über das bisher
Erreichte ziemlich stolz. Ich wurde jedoch von einer händeringenden
Suchida empfangen. Was war jetzt schon wieder los? Aus ihrem Schwall aus
Thai und gebrochenem Englisch konnte ich entnehmen, dass ich nicht nur ein
Geisterhaus brauchte – ich brauchte zwei davon! In meiner Unerfahrenheit
war mir nicht aufgefallen, dass die Geister jetzt mehr Raum benötigten.
Wie auch immer, Suchida musste die ganze Zeit über zufrieden gehalten
werden (beachten Sie die vorherigen Kommentare zum Dahinsiechen und
Sterben), also stimmte ich sofort zu. Wie dumm von mir!
Selbstverständlich brauchten wir zwei Geisterhäuser.
Am vereinbarten Tag holte ich meinen Asketen ab. Er
brachte seine ziemlich pummelige Frau und Tochter mit, so dass ich
annehmen musste, dass sich ihre Diät etwas von der seinen unterschied.
Hier waren wir also: mein Dolmetscher, Hausmädchen Suchida, der Asket und
seine Begleitung. Der Asket stellte sich, mit einer Kette aus Jade-Perlen
um den Hals, einem Kompass in der einen und einer Geisterwaage in der
anderen Hand ausgerüstet (erst jetzt wird mir richtig klar, wie nützlich
das war), auf die Einfahrt, die offensichtlich den Geistern der Gegend
geopfert werden sollte. Er schwang einen spitzen Stock durch die Luft, an
dessen Ende eine Glocke befestigt war, und wartete auf die göttliche
Inspiration, die sich durch häufiges Läuten der Glocke und das Einrammen
des Stockes in den Boden hervorrufen ließ. Dies wurde mehrmals
durchgeführt und schließlich passten alle Koordinaten zusammen, um den
Ort für die geistigen Residenzen bereit zu machen.
Das
„einfüßige" Geisterhaus.
Jetzt begann das Verkaufsgespräch. Mein Asket konnte
mir alle Sorgen und Qualen von den Schultern nehmen und sich um den Erwerb
der beiden Geisterhäuser kümmern. Eines davon wurde als „einfüßig"
bezeichnet, das andere als „vierfüßig". Bau des Sockels,
Aufstellung der Residenzen, passende Einrichtung und alle erforderliche
Nebenkosten würden nur 30.000 Baht kosten!
Zu diesem Preis, errechnete ich, würden die Geister
besser leben als ich, so dass ich gerade vorschlagen wollte, dass die
Geister für dieses Geld das Haupthaus übernehmen und ich ihre „einfüßige"
oder „vierfüßige" Wohnung beziehe. Ich schaute hilfesuchend nach
Suchida. Wie immer war sie der Sache gewachsen. „Khun Doktor nachdenken."
Ich nickte zustimmend. Doch ich dachte nicht nur nach, ich rechnete! Nein,
30.000 Baht passten auf keinen Fall in mein Budget. Ich fuhr den Asketen
samt Familie wieder nach Hause und kehrte in mein Büro zurück.
Als ich hereinkam, gestikulierte meine Sekretärin
redegewandt am Telefon. Sie legte den Hörer auf und sah mich
triumphierend an: „Ich mit Suchida gesprochen. Wir können
Geisterhäuser regeln und nur kosten 10-12.000 Baht." Wie konnte ich
das ablehnen, auch wenn meine Hausgeister sich jetzt mit etwas beengteren
Quartieren zufriedengeben mussten.
Ein paar Tage später fuhren Suchida und ich zu den
Geisterhauslieferanten auf der Sukhumvit. Wir wählten ein passendes
einfüßiges und ein vierfüßiges aus und bezahlten 3.700 Baht, Lieferung
inklusive! Das war ein Schnäppchen.
Als nächstes kam die Amtsperson zur Aufstellung des
Hauses, die sich als der Brahmane herausstellte, den meine Sekretärin
gefunden hatte. Er schaute auf die Koordinaten von Khun Asket, veränderte
sie etwas und verringerte die Dimensionen des Geisterhausgrundstücks, so
dass in der Einfahrt noch Platz für ein Auto war. Ich begann, diesen Mann
zu mögen! Das war Thai-Pragmatismus, wie er leibt und lebt.
Dann bereitete er unter den Augen der adleräugigen
Suchida den Boden vor, welche den Sand persönlich mit ihren nackten
Füßen bearbeitete. Ich hoffe nur, die Geister verstehen, welche
Entbehrungen für ihr Wohlbefinden durchlitten wurden!
Es wurde beschlossen, dass der 11. Juli um 7 Uhr
morgens eine günstige Zeit sei, doch die Vorbereitungen begannen schon in
der Nacht zuvor. Suchida, meine Sekretärin und das Hausmädchen des
Büros schnitten emsig Bananenblätter, kochten Hühnchen und
Schweinefleisch und sammelten alle Sorten an Ausrüstungen, um die
Geisterhäuser auf den Einzug vorzubereiten.
Pünktlich um 7 Uhr (Es gibt immer ein erstes Mal!)
erschienen die Sekretärin und der Amtsbrahmane, beide in weiß gekleidet,
vor dem Haus, wo Suchida – Gott segne sie – seit 5 Uhr früh die
abschließenden Kochvorgänge erledigt hatte (muss Kochen eigentlich so
laut sein?).
Jetzt wurde viel Energie auf das Auspacken der
Figürchen, der kleinen Pferde, Elefanten, Weihrauchständer und so weiter
verwendet und Suchida stellte vor dem Sockel einen Tisch auf. Eines war
sicher: Diese Geister würden an diesem Morgen nicht hungrig bleiben.
Sobald die Geisterhäuser verziert, die Figürchen
aufgestellt und die Blumen angeordnet waren, begann die eigentliche
Zeremonie. Das Wasser wurde vorbereitet und das Wachs einer geweihten
Kerze tropfte in den goldenen Behälter. Der Brahmane sang heilige Lieder
und besprengte die Häuser und Figuren dann mit Wasser.
Ich war etwas verblüfft, als ich informiert wurde,
dass ich den Amtsbrahmanen durch das Haus führen sollte, welches er
segnete, indem er innen ebenfalls nicht mit dem Weihwasser sparte (und
mich besprengte er gleich mit). Ich wollte mich gerade wieder nach
draußen zurückziehen, als Suchida flüsterte: „Ihr Zimmer". Also
geleitete ich ihn pflichtbewusst durch die Körbe voller alter Socken und
anderem Kram und wir machten eine Runde durch mein Schlafzimmer, ganz zur
Zufriedenheit von Suchida.
Als ich wieder bei den Geisterhäusern eintraf, musste
ich wiederum an den Prozeduren teilhaben, musste die Weihrauchstäbchen in
eine Urne stecken und die Geister bitten, mit dem Haupthaus und mir selbst
gnädig zu sein. Plötzlich fühlte ich mich gerührt und seltsam
bescheiden. Ich war von diesen einfachen Beweisen der Freundschaft und
Fürsorge von Suchida, Tooiee, Dow und des Amtsbrahmanen mir gegenüber
geehrt und berührt. Meine Augen füllten sich mit Tränen – es war ein
sehr gefühlvoller Augenblick.
Mein Haus ist jetzt also komplett durch seine beiden
Geisterhäuser. Ich habe wirklich das Gefühl, dass, wenn ich mich um die
Geister kümmern werde, sie das auch für mich tun. Ich werde mich
bemühen, ihnen Essen, Wasser und Spaß zu geben, und hoffe dafür etwas
spirituelle Unterstützung zu erhalten. Ich glaube, ich brauche ihre Hilfe
wahrscheinlich mehr, als sie meine, aber ich werde auf meine unbeholfene,
plumpe ausländische Art mein Bestes tun. Und ich bin sicher, sie werden
mich verstehen.
Von Lesley Warner
Vor einigen Wochen fand im Sportfliegerclub von Pattaya
auf der Soi 87 hinter dem Lotus Superstore ein Wettbewerb im Ballonfahren
statt. Den Wettbewerb gewannen die thailändischen Ballonfahrer mit einer
Gesamtflugzeit von 70 Minuten mit drei Flügen über ihre britischen
Gegner. Die Briten hielten sich mit zwei Flügen insgesamt 55 Minuten in
der Luft, doch sie schafften mit einer Flugzeit von 45 Minuten den
längsten Einzelflug.
Entschuldigung
Jim, gibt es hier keine Tür?
Ich hatte mich um 16 Uhr vor Ort eingefunden und
spazierte um die Luftfahrzeuge aller Formen, Größen und Farben. Ich
setzte mich auf das Gras und schaute den Teilnehmern zu, einem Völkchen,
so gemischt wie ihre Flugmaschinen. Sie bastelten an Motoren, füllten
Gasbehälter auf und kämpften mit den gewaltigen Stoffballons und einige
begannen, ihre Ballons mit Gas zu füllen. Ich sah den blauen Himmel mit
dünnen, netzartigen Schöwetterwölkchen darauf, Windstille herrschte.
Ich sah die tiefgrüne tropische Vegetation, die Hügel des Wat Yarn und
hörte das Zwitschern der Vögel und das Summen der Insekten und ab und zu
die Geräusche eines Motors im Hintergrund. Alles wirkte so friedlich und
da schlich sich der Gedanke in mein Gehirn ein: „was für ein Leben".
Ich sah einem Libellenpaar zu, das Fangen spielten, sah ganz oben in der
Luft zwei Gleitflugzeuge, und mir wurde plötzlich klar, warum Menschen
davon träumen, in Ballons durch die Luft zu gleiten.
Es dauerte nicht lange und ich wurde Jim vorgestellt,
dem „Chef" auf dem Flugfeld.
David
Tuck vom britischen Team.
Er verkauft Flugzeuge, gibt Unterricht und veranstaltet
Touren. Er zeigte mir eine J3 Piper Cub, Baujahr 1941, welche im 2.
Weltkrieg als ziviles Trainingsflugzeug diente. Erst vor 4 Jahren
benützte es Harrison Ford als Trainingsflugzeug für seinen Film „6
Days 7 Nights". Ich wurde auch Jakara Tongchim von der Königlichen
Thailändischen Marine vorgestellt, der seine Staffel in der Bedienung von
Harrier-Jets unterrichtet. Als Hobby lehrt er Gleiterfliegen, also er
wechselt dabei von einem Extrem ins Andere.
Jim zeigte mir dann seinen besonderen Stolz: ein
kleines blau-weißes Flugzeug mit zwei Sitzen und ohne Türen. Es sah fast
aus wie ein Gleiter nur mit Flügeln dran. Jim erklärte mir, es sei eine
Mischung zwischen einem Gleiter und einem normalen Flugzeug. Er gibt auch
Flugunterricht darin, 15 Stunden reichen in diesem kleinen Flieger schon
theoretisch völlig aus, um sich zum Flieger zu qualifizieren.
Hoch...
Ich sah David zu, der einigen Kindern das Ballonfahren
erklärte, und obwohl sein Ballon sicher mit einem Seil an seinem
Lieferwagen befestigt war, schauten wir alle skeptisch zu und fragten uns,
ob das dünne Seil seinen Zweck wohl tatsächlich erfüllen konnte.
Als Jim mich fragte, ob ich dem Ballonrennen von seinem
Flugzeug aus zuschauen wollte, konnte ich mein Glück kaum fassen. Ich
stimmte sofort begeistert zu und sah wahrscheinlich aus wie ein Kind vor
dem Christbaum. Als ich mich neben Jim in das winzige Flugzeug zwängte,
hatte ich überhaupt keine Angst. Es war zwar sehr klein, aber bequem und
Jim reichte mir ein Paar Kopfhörer mit einem Mikrofon dran, damit wir uns
in der Luft unterhalten konnten.
höher...
Als ich den Sicherheitsgurt festzog, wurde mir klar,
dass dieser mein einziger Halt war um mich vor dem Fallen zu bewahren, da
das Flugzeug ja keine Türen besaß. Wir fuhren langsam zum Ende der
kurzen, holprigen Rollbahn, drehten um und sofort drückte Jim seinen Fuß
aufs Gaspedal – und binnen weniger Sekunden flogen wir auch schon in der
Luft. Es war ein total anderes Gefühl als in einem Jumbo zu sitzen. Es
war fantastisch! Als er das Flugzeug wendete, damit wir die Ballons sehen
konnten, konnte ich direkt auf den Erdboden, ca. 230 Meter weiter unten
starren. Wir flogen mit etwa 120 – 130 Kilometern pro Stunde, doch dort
oben in den Wolken fühlt man die Geschwindigkeit nicht. Keinen einzigen
Moment hatte ich das Gefühl dass ich aus dem Flugzeug fallen könnte -
trotzdem habe ich anschließend nie verstanden, warum ich eigentlich nicht
herausgefallen bin.
und
weg fliegt er!
Es war absolut beeindruckend die Ballons von oben zu
betrachten. Überall konnte man die Gleitflugzeuge fleigen sehen und ein
kleiner Motor-Para-Segler (ein Fallschirm mit einem am Rücken
aufgeschnallten Motor ) jagte weit unter uns seinem Schatten auf den
Feldern nach.
Nachdem die Ballons sicher in den umliegenden Feldern
gelandet waren, fragte mich Jim, ob wir noch eine Runde über dem Strand
von Jomtien drehen sollten. Natürlich stimmte ich zu und wir flogen zum
Strand. Aber, so ein Pech, gerade als wir über mein Haus flogen, musste
ich feststellen, dass ich keinen Film mehr hatte.
Als wir zurückkehrten, ging die Sonne gerade hinter
den Wolken unter und der Himmel war in leuchtende Farben gehüllt. Jim
zeigte mir in der Ferne dunkle, geballte Wolken mit langen grauen Strichen
– sie sahen aus, als hätten sie Beine, mit denen sie laufen würden.
Aber es waren nur Regenwolken und irgendwo in der Ferne gab es ein
Unwetter.
Es
war beeindruckend, die Ballons von oben zu sehen.
Erst als wir wieder auf dem Flugfeld landeten, hielt
ich mich zum ersten Mal am Griff fest. Wahrscheinlich eine normale
Reaktion, denn nötig war es nicht, da Jim eine geradezu perfekte Landung
hinlegte.
Am Ende möchte ich David Tuck und Jim dafür danken,
dass sie mir die Gelegenheit gegeben haben, ihre Hobbies kennenzulernen
und mich ein wenig daran teilhaben zu lassen. Danke, es war einfach
großartig!