Bücherwurm

Paradies

von Liza Marklund, einer gerupften Heldin

Mehr als 15 Jahre hat sie als Journalistin nichts anderes getan als geschrieben, über Frauenfragen, politische Missstände, Kriminalfälle. Mit (mittel)-mäßiger Resonanz. Seit Liza Marklund Kriminalromane schreibt, ist sie nicht nur in Schweden ein Star. Von ihren Büchern wurden weltweit 4,7 Millionen Exemplare verkauft.

Liza Marklund ist ihrem Wunsch aus Kindertagen, ein bewegtes Leben zu führen, immer hart auf der Spur geblieben. 1962 in einem Kaff am nördlichen Polarkreis geboren, wo sich Elch und Polarfuchs gute Nacht sagen, brach sie mit 16 die Schule ab, jobbte in Autowerkstätten, hinter Tresen, als Kassiererin, Putzfrau, Croupier, verpackte in Israel Oliven, schenkte in London Kaffee aus und sich selbst reinen Wein ein, als sie mit 21 Jahren ihr erstes Kind erwartete und fand, es sei an der Zeit, erwachsen zu werden. Dank dem vorzüglichen und damals noch intakten schwedischen Sozialsystem konnte sie Mutterrolle und Studium problemlos unter einen Hut packen. Inzwischen hat sie drei Kinder, eine stramme Karriere als Boulevard-Journalistin hinter sich, die sie bis auf den Chefredakteurinnenposten bei Kanal 4 führte.

Vor acht Jahren begann sie Bücher zu schreiben: Zunächst über die wahre Geschichte einer Frau, die, um vor den Misshandlungen ihres Ex-Lebensgefährten geschützt zu werden, eine neue Identität aufbauen muss (Das Buch, „Mia", erscheint im Herbst bei Hoffmann & Campe). Es folgten die Kriminalromane „Olympisches Feuer", „Studio 6" und „Paradies", allesamt mit der Heldin Annika Bengtzon, die eigentlich keine Heldin ist. Die ehrgeizige junge Frau ist Journalistin mit den Prädikaten ungelenkt, forsch, abgehetzt, zäh und unendlich hartnäckig. Dass Marklund ihre Hauptfigur mit den Attributen und Schwächen einer modernen Frau ausgestattet – Doppelbelastung als berufstätige Mutter - und die Rolle nicht als klassische Detektivin, cool & clever, angelegt hat, macht den Erfolg ihrer Bücher aus. Wohl dosierte Spannung einerseits, hohes Identifikationspotential andererseits. Dazu kommt das Setting des Romans: Annikas Arbeitsplatz in einer großen Boulevard-Zeitung in Stockholm. Damit sind wir mittendrin im Medienbetrieb mit seinen Machern, Selbstdarstellern, Intriganten und Informanten.

In „Paradies", das in Annikas Biografie nach „Studio 6" und vor „Olympisches Feuer" kommt, befindet sich die Heldin wegen des gewaltsamen und von ihr mitverschuldeten Tod ihres Freundes in einem seelisch reichlich gerupften Zustand. In dieser Situation erreicht sie ein Anruf einer Organisation, die verfolgten Menschen zu einem neuen Leben in Anonymität verhelfen will. Schon bald führen die Spuren zu einem spektakulären Verbrechen, das weit über Schweden hinausweist.

Liza Marklund ist sich in ihren Büchern treu geblieben. Mit ihrem bewegten, dynamischen Leben hat sie nicht nur in Schweden gehörig Staub aufgewirbelt, sondern unzähligen Lesern rund um den Globus schlaflose Nächte beschert.

Liza Marklund: Paradies. Aus dem Schwedischen von Paul Berf.

Hoffmann & Campe, 432 Seiten, € 23,90

ISBN 3455051561