Im Wein liegt die Wahrheit

Frankreich: Die Grande Nation der Weine (Teil 5)

Bordeaux: Das berühmteste Weinbaugebiet der Welt

Von Ranjith Chandrasiri

Saint-Emilion

Schon die Römer pflegten hier stolz ihre Reben. Das Gebiet hat einiges zu bieten.

Das Weinbaugebiet von Saint-Emilion ist stolz auf seinen historischen Ursprung, der bis auf die Römer zurückgeht.

Bruno Sainson, geschäftsführender Direktor vom Chateau Laroque mit dem Ehepaar Chandrasiri

Der Dichter und Konsul Ausonius (310 - 395) hat hier schon seine Reben gepflegt. Der Etappenort auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela war eine Festung während des Hundertjährigen Krieges und eine Zufluchtsstätte für die Deputierten der Gironde während der Zeit der Schreckensherrschaft (1793/94). Saint-Emilion ist ein Ort, der die Spuren seiner bewegten und ruhmreichen Vergangenheit bis in die heutige Zeit bewahrt hat.

Die Jurade ist im 12. Jahrhundert gegründet worden, um Saint-Emilion und die acht benachbarten Pfarren gemeinsam zu verwalten.

Das Klima von Saint-Emilion mit milden Wintern und heißen Sommern - die aber nie schwül sind - wird geprägt durch die Einflüsse des Ozeans. Eher als von dem Terroir von Saint-Emilion, sollte man von den Terroirs reden: Im Süden eine Ebene im sandigen Schwemmland der Dordogne, Hügel mit lehmig-kalkigem Erdreich und eine Hochebene mit Kalksteinböden. Die verschiedenen Böden und Lagen erklären die vielen Varianten im Saint-Emilion, dessen angesehensten Weine von den Hügeln und der Hochebene stammen.

Rebsorten und Appellationen

Bruno bei der Weinprobe mit Ranjith

Die Appellation Saint-Emilion produziert ausschließlich Rotweine. Die Rebsorten sind, wie im Bordeaux insgesamt, Cabernets – Cabernet Franc (in der Region auch „bouchet" genannt) und Cabernet Sauvignon - und Merlot in mindestens gleicher Menge. Dies verleiht den Weinen des Saint-Emilion ihren Charakter und ihre Geschmeidigkeit und man kann sie schon in vergleichsweise jungen Jahre trinken. Aber: keine Regel ohne Ausnahme. Der Cheval Blanc zum Beispiel besteht zu zwei Dritteln aus Cabernet France.

Die Klassifizierung der Gewächse des Saint-Emilion stammt aus dem Jahre 1955 und zeichnet sich durch die Besonderheit aus, dass sie alle zehn Jahre revidiert wird. Die letzte Überarbeitung datiert von 1996.

Die Appellation Saint-Emilion steht den Weinen zu, die in der Gemeinde selbst, beziehungsweise in den acht umliegenden Gemeinden produziert wurden. Die Appellation Saint-Emilion Grand Cru hingegen gebührt nur jenen unter ihnen, die zusätzlich an einer Fachdegustation mit Erfolg abgeschnitten haben.

Die Appellation Saint-Emilion steht den Weinen zu, die in der Gemeinde selbst, beziehungsweise in den acht umliegenden 68 Grands Crus zur Zeit existieren, darunter sind einige sehr preisgünstig. Die „Crème de la Crème" besteht aus dreizehn Premiers Grands Crus, zwei „Premiers Grands Crus A", die überaus berühmten Ausone und Cheval Bland, sowie dreizehn „Premiers Grands Crus B".

Jean Bernard Grenie, der Eigentümer von Ch. Angelus mit Chitra Chandrasiri

Saint-Emilion steht nicht allein, die Gemeinde hat ihren Einfluss auf eine Reihe weniger bekannter Satelliten ausgedehnt, die der Spekulation weniger unterworfen sind. Diese haben das Recht, ihren Namen der Bezeichnung Saint-Emilion anzuschließen. Gemeint sind Montagne, Lussac, Puisseguin und Saint-Georges, die sich allesamt im Nordosten von Saint-Emilion befinden. Diese kleinen Weinberge bringen Gewächse von einem vergleichbaren Stil und aus den selben Traubensorten hervor, tendenziell sind sie jedoch eher etwas leichter in der Struktur. Diese oft sehr verlockenden Weine sollten deshalb eher jung getrunken werden.

Weiter im Osten liegen die Hügel von Castillon und Côtes de Francs, welche Weine im Stil von Libourne produzieren, mit den gleichen Traubensorten und den gleichen Vinifikationsmethoden. Da sie weniger bekannt sind, kann man diese Weine oft zu äusserst interessanten Bedingungen haben.

Die Jahrgänge

Man sollte der Versuchung widerstehen, die verschiedenen Weinbauregionen des Bordelais in einen Topf zu schmeissen. Denn: Die Distanz zwischen dem Médoc und dem Libournais, und vor allem auch die unterschiedlichen Zeitpunkte der Reife je nach Traubensorte können in einem einzigen Jahrgang zu bemerkenswerten Abweichungen führen: Ein Jahr wie 1996 beispielsweise war im Médoc deutlich besser als in Saint-Emilion, der umgekehrte Fall ist 1998 eingetreten.

Jean Bernard Grenie und Ranjith genießen ein Gläschen

Wie das Bordelais insgesamt hat auch Saint-Emilion in den 80er Jahren ruhmreiche Jahrgänge hervorgebracht und die 90er Jahre – nach einem schwierigen Auftakt – gut abgeschlossen:

- Die 80er Jahre haben zwei herausragende Jahrgänge hervorgebracht: 1982 und 1989. Die anderen Jahrgänge sind bemerkenswert, und selbst die etwas weniger guten sind auf einem hohen Niveau, wie etwa der 83 er oder der 87er.

1991 war ein eher schwieriges Jahr, die Weissen sollten jetzt getrunken werden. Die Qualität ist im 92er und vor allem im 93er und 94er deutlich besser.

1995 ist wiederum ein Auftakt zu einer Reihe von Ausnahme-Jahrgängen. 1996 gab es einen Preisschub bei insgesamt guter Qualität.

1997 wurde zu einem Jahr der wildesten Spekulationen, obgleich das Weinjahr nicht weiter bemerkenswert war. Der 98er ist im Vergleich viel interessanter und dem Médoc desselben Jahres überlegen; die Primeurs sind von hervorragender Qualität und die Preise sind wieder im Lot.

Entdecken Sie die Vielfalt weiter nächste Woche (Teil 6)

Ranjith Chandrasiri ist der Resident Manager im Royal Cliff Grand und der Präsident des Royal Cliff Weinclubs, Royal Cliff Beach Resort, Pattaya, Thailand, Email: [email protected] oder [email protected]