Im Wein liegt die Wahrheit

Frankreich: Die Grande Nation der Weine (Teil 8)

Côtes du Rhône - Terroir und Geschichte

Ranjith Chandrasiri

Von Ranjith Chandrasiri

„Danke, Parker"

Offensichtlich war ein amerikanischer Weinguru nötig, um die Weine der Côtes du Rhône wiederzuentdecken. Die Spekulationswut, die über diese Weinregion hineingebrochen ist, vor allem in ihrem nördlichen Teil, darf aber nicht vergessen machen, dass es sich um eines der ältesten Weinanbaugebiete Frankreichs handelt.

Die Stadt Tain am Rhone-Fluss.

Bereits die phönizischen Siedler ließen es nicht mit der Gründung von Marseille bewenden und fuhren die Rhône nach Norden hinauf; Spuren weisen darauf hin, dass es bereits im 4. Jahrhundert vor Christi im Gebiet von Hermitage und der Côte Rôtie Weinberge gab. Aber seine eigentliche Glanzzeit erlebte der Weinanbau hier im 14. Jahrhundert, als die Päpste Avignon zu ihrer Residenz erhoben und es zum Zentrum der christlichen Welt wurde. Was für eine herrliche Zeit für die dortigen Winzer!

Die Geographie

Die Geographie der Côtes du Rhône ist von einleuchtender Einfachheit: Von Natur aus folgen die Weinberge dem Lauf der Rhône. Man kann versuchen, zwischen den Weinen der rechten - insgesamt feiner und bekannter - und den schweren und mächtigen Gewächsen der linken Flussseite zu differenzieren, aber der eigentliche Unterschied liegt zwischen dem Norden und dem Süden, die durch ein „Niemandsland" des Weinanbaus getrennt sind, das sich auf 50 km zwischen Valence und Montélimar erstreckt.

Alles scheint in diesen beiden Weinanbaugebieten der Côtes du Rhône anders zu sein:

Im Norden von Valence herrscht ein gemäßigtes kontinentales Klima, und die vor allem am Rande von Lyon sehr steilen Hänge bestehen aus Granit- und Schieferböden. Im Süden von Montélimar wird das Klima eindeutig vom Mittelmeer bestimmt und die Böden sind unterschiedlicher, mit einer Basis aus Kalk und mit weit verbreiteten Ablagerungen der Rhône.

Der Weinanbau ist heute von neuem in Bewegung geraten und weitet sich ständig aus. Getragen wird diese Entwicklung von den bekannten Rebsorten, die inzwischen in der ganzen Welt zu finden sind: Auf den 70.000 Hektar werden 3,4 Millionen Hektoliter produziert, das heißt ein Sechstel der gesamten Produktion in Frankreich. Im Süden werden allein 70% des einfachen Côtes du Rhône von Genossenschaften produziert, im Norden trifft man hingegen eher auf Einzelproduzenten.

Rebsorten und Appellationen

Auch die Rebsorten sind nicht überall identisch. Auch hier ist wieder der deutliche Gegensatz zwischen Nord und Süd zu finden. Im Norden wird der Wein aus nur einer einzigen Rebsorte gewonnen:

- die Syrah (Shiraz) für die Roten

- die Rebsorten Marsanne und Roussane für die Weißen

- sowie der Viognier mit seinem Veilchengeschmack, der für seine Heimatregion Condrieu wie auch für den Château Grillet typisch ist.

Im Süden hingegen bevorzugt man Verschnitte aus den Rebsorten Grenache, Syrah, Mourvèdre und Cinsault.

13 Rebsorten sind allein für das Gebiet von Châteauneuf-du-Pape zugelassen! In Ras teau wird auch noch ein von Natur aus lieblicher Wein (Vin Doux Naturel) nach Art eines Banyuls hergestellt und in Beaumes-de-Venise ein hervorragender Muscat-Wein.

Man unterscheidet zwei regionale Appellationen:

- Côtes du Rhône, diese einfache Bezeichnung, in drei Farben, gilt theoretisch für die gesamte Appellation, aber in der Realität findet man sie vor allem im Süden.

- Côtes du Rhône Villages in 16 eigens benannten Gemeinden des Südens (Départements Gard, Vaucluse und Drôme) mit ausgesprochen strengen Bestimmungen. Die bekanntesten sind der Beaumes-de-Venise, Cairanne, Rasteau, Visan und Vinsobres.

Abgesehen von diesen regionalen Appellationen gibt es sowohl im Norden wie auch im Süden Weine, die die Namen der berühmtesten Weinanbaugebiete tragen.

Anbaugebiete:

Château Neuf-du-Pape, ist ein Star.

Vorbild der Dörfer sind Châteauneuf-du-Pape und Gigondas.

Die Appellation Côtes du Rhône in ihrer einfachen Variante ist vor allem im Süden verbreitet, wo die Weine mindestens 40% Grenache enthalten müssen. Und im Süden ist auch eine Tendenz zur Emanzipation der einzelnen Dörfer festzustellen, die nach und nach das Recht erhalten, ihren eigenen Namen benutzen zu dürfen, wie Cairanne, Rasteau, Vinsobres und Vacqueyras. Sie folgen damit dem Vorbild ihrer Vorgänger, die sich schon früher einen Platz an der Sonne zu sichern wussten. Das gilt natürlich für Châteauneuf-du-Pape, dessen äußerst konzentrierte Rote 14° erreichen können, aber auch für seinen Nachbarn Gigondas.

Der Star der Weinberge des Südens ist unbestreitbar Châteauneuf-du-Pape, deren Weine an den Höfen der Päpste zu weltweitem Ruhm aufgestiegen waren. Dieser Wein, der für seine stattlichen Roten und ausdrucksvollen Weißen bekannt ist, wächst auf den „Kieseln der Rhône", die die Wärme des Tages speichern und sie in der Nacht allmählich wieder abgeben. Vacqueyras und Gigondas könnte man als die Prätorianerwache des Châteauneuf-du-Pape bezeichnen. Lirac und vor allem sein Nachbar Tavel sind für ihre mazerierten, fast schon roten Rosés berühmt. Und unter den Costières de Nîmes ist sowohl Gutes als auch Schlechtes zu finden.

Die Côte Rôtie

Der Norden ist dank seiner Stars zu weltweitem Ruhm aufgestiegen. Dazu zählen vor allem der Côte Rôtie, wo der berühmte Guigal regiert, der Cornas, wo Jean-Luc Colombo „explodiert", der Hermitage, der für seine Weißen ebenso bekannt ist wie für seine Roten, die sich dieses kleine Gebiet von nur 126 Hektar streitig machen, der Cornas mit seinen mächtigen Roten und schließlich der Condrieu und das winzige Château Grillet, einer der kleinsten Appellationen Frankreichs.

Saint-Joseph auf den Ausläufern des Massif Central und Crozes-Hermitage auf dem anderen Ufer sind Appellationen, die sich erheblich weiter ausdehnen, wo der Kenner mit Weinen auf der gleichen Qualitätsstufe, aber zu wesentlich erschwinglicheren Preisen, sein Glück finden kann.

Die Jahrgänge:

Hier finden Sie die 90er im Überblick.

Man sollte nicht der Versuchung erliegen, zu sehr zu vereinfachen. Auch wenn diese Region insgesamt auf eine ausgezeichnete Sonnenscheindauer und damit auf ein ausgeglichenes Klima zählen kann, können die Bedingungen im Norden und im Süden doch ziemlich unterschiedlich sein. Achten Sie insbesondere auf die lokalen Witterungsunterschiede!

- 90 war überall in Frankreich ein ausgezeichnetes Jahr.

- 91 war im Norden erheblich besser als im Süden, diese Weine können jetzt schon getrunken werden.

- 92 hat im Norden in Cornas und in Hermitage hervorragende Erfolge hervorgebracht, im Süden eher bei den Weißen.

- 93 war ein schwieriges Jahr im Norden und ein mittelmäßiges im Süden.

- 94 ist ein ausgesprochen gutes, ausgewogenes Jahr.

- 95 war vor allem im Süden noch ein wenig besser: gute Lagerweine.

- 96 und 97 sind recht gute Jahre mit schönen Ergebnissen.

Ranjith Chandrasiri ist der Resident Manager im Royal Cliff Grand und der Präsident des Royal Cliff Weinclubs, Royal Cliff Beach Resort, Pattaya, Thailand, Email: [email protected] oder [email protected].