Rechtspraxis in Thailand

Premprecha Dibbayawan, Rechtsanwalt (MCI, Miami Universität) Verwaltungsratspräsident der swissSiam Gruppe

Glückspiele - 2. Teil

Das staatliche Lotteriebüro (Government Lottery Office – GLO) hat den Untergrund-Wettorganisationen den Kampf angesagt und will diese mit ihren eigenen Waffen bekämpfen.

Gemäß einer repräsentativen Marktuntersuchung, die im letzten Jahr ein Team der Chulalongkorn Universität unter der Leitung von Professor Dr. Sangsit Piriyarangsan durchführte, wird aufgezeigt, dass der jährlich realisierte Umsatz der Untergrundlotterie-Organisationen von ca. 110 Milliarden Baht, entspricht ca 2.5% des Bruttosozialproduktes, das Dreifache des durch die staatliche Lotterie erzielten Umsatzes, der mit jährlich ca. 34 Milliarden Baht angenommen wird, ausmacht. Diese Einnahmen kommen wie folgt zur Verteilung: 60% als Gewinnausschüttung, 28% als Steuereinnahmen an den Staat, 3% an Hilfswerke und 9% als Verkaufskommission an Händler und Verteiler.

Aus der Untersuchung ist weiter ersichtlich, dass ca. 51% der Bevölkerung älter als 15 Jahre (23,7 Millionen Thais) alle zwei Wochen kleinere oder größere Wettbeträge in der Untergrundlotterie einsetzen um ihr Glück herauszufordern. Pro Ziehung wetten 39% für weniger als 100 Baht, 24% zwischen 100 und 199 Baht, 21% zwischen 200 und 499 Baht und 9% für mehr als 500 Baht. Dass der Staat nicht mehr gewillt ist, dem Treiben der schwarzen Lotterie weiterhin freien Lauf zu lassen ist verständlich, entgehen dem Staat dadurch doch Millionen an Steuergeldern. Auch ist es nicht überraschend, dass sich rund um die Untergrundlotterie weitere gesetzwidrige Aktivitäten etabliert haben. Ebenso ist es ein offenes Geheimnis, dass die Betreiber der schwarzen Lotterie hohe Geldbeträge an Amtspersonen und Politiker abführen um trotz illegaler Tätigkeit von gesetzlicher Verfolgung geschützt zu sein. Viele dieser Buchmacher und Kasino-Tycoons, die es zu großem Reichtum gebracht haben, sind wohlbekannt und genießen in politischen Kreisen und in der Gesellschaft großes Ansehen und Macht. Es wird ihnen auch nachgesagt, dass sie im Schmuggel- und Drogengeschäft, in der Prostitution und im Schutzgelderbusiness verschiedenster Geschäftsbereiche, involviert sind.

Die wichtigste Erkenntnis aus der Marktuntersuchung ist jedoch die Tatsache, dass sich die Spieler beim Wetten bei der schwarzen Lotterie mit den von ihnen freigewählten 2- und 3-er Endzahlen Kombinationen die größeren Gewinnchancen ausrechnen, als mit dem Kauf von Losen bei der staatlichen Lotterie. (Erklärungen zum Gewinnmodus siehe auch meine Aus-führungen der Vorwoche). Diese Erkenntnis will sich jetzt die Staatslotterie zu Nutzen machen. Die Einführung der Endzahlenwetten neben dem bestehenden Verkauf von Lotterielosen würde mit dem Gesetz B.E. 2517 des staatlichen Lotteriebüros in Übereinstimmung stehen, wobei der Minimum-Einsatz pro Zahlenkombination mit 10 Baht und der Höchsteinsatz mit 100 Baht festgelegt würde.

Die Umsetzung dieser Endzahlenwetten würde über 12.000 Buchungsautomaten, die landesweit innerhalb von 12 Monaten aufgestellt würden, realisiert werden. Die Zahlenkombinationen mit Spieleinsätzen würden vom Spieler in den Automaten eingetippt und der entsprechende Wetteinsatz müsste wie bei einem Münzen/Notenautomaten eingeworfen/eingeschoben werden. Der Automat druckt dann ein Ticket gemäß Eingabe auf ein Spezialpapier aus, das mit einem Zusatzcode versehen ist, um so Fälschungen zu vermeiden. Die Auszahlungen der Gewinne werden gleich organisiert wie bei den Losgewinnen. Die Buchungsautomaten würden über das Network der TOT (Telephone Organisation of Thailand) vernetzt werden um die Daten zu erfassen. Die Vergabe der Automaten erfolgt im offenen Wettbewerb an interessierte Betreiber, wobei das staatliche Lotteriebüro Fairness und Transparenz garantiert. Die Verkaufskommission wird mit 10% des Umsatzes pro Automat festgesetzt. Die ausgewählten Betreiber (Agenten) eines oder mehrerer Automaten haben pro Automat dem GLO eine Kaution von 200.000 Baht zu hinterlegen, eine Vorauszahlung von 84.000 Baht als Jahresmiete und Unterhalt und 12.000 Baht pro Jahr als Übermittlungsgebühr für den TOT Service zu leisten.

Berechnungen (Schätzungen) zeigen auf, dass pro 14-tägliche Ziehung ein Umsatz von 200.000 Baht respektive 4,8 Millionen Baht pro Jahr und Automat realisiert werden kann, was einem Nettoverdienst nach Abzug der Spesen von 480.000 Baht entsprechen würde. Das GLO rechnet jedoch in der Startphase mit geringeren Umsätzen bei hohen Gewinnauszahlungen, bedingt durch die bekannten Anlaufschwierigkeiten bei Neueinführungen gleich welcher Art, Nichtbegreifen der Anwender der Spiel- und Eingabemodalitäten, und vor allem durch Störaktionen der Untergrundlotterie-Betreiber.

Das GLO plant deshalb 60% der Kaution aus den ersten 3.000 plazierten Automaten im Betrag von 360 Millionen als Darlehen aufzunehmen um einen „Buffer" zu haben um so Verluste aus der Disproportion Einnahmen zu Gewinnausschüttung der ersten Betriebs-monate finanzieren zu können. Die als Darlehen beanspruchten Kautionsgelder würden dann graduell und je nach Gewinnrealisierung zurückbezahlt werden. Der totale Kautionsbetrag wird sich nach Aufstellen aller 12.000 Automaten auf 1,4 Milliarden Baht belaufen.

Das GLO rechnet in den ersten zwei Betriebsjahren mit einem Gesamtumsatz von 414 Milliarden Baht und zusätzlichen Steuereinnahmen in 3-stelliger Millionenhöhe.

Das Projekt soll nun Mitte nächsten Jahres dem Parlament zur Abstimmung unterbreitet werden, und bei Annahme (woran niemand zweifelt) sofort umgesetzt werden, wobei als Testphase zuerst ca. 3.000 Buchungsautomaten in Bangkok und in den Außenbezirken aufgestellt würden.

In ca. 2 Jahren wird sich dann erweisen, ob sich die in der Marktuntersuchung prognostizierten Daten bewahrheiten werden.