Vor
sieben Jahren suchte Hans Frei gemeinsam mit seiner Frau Dicki ein kleines
Grundstück in der Nähe Pattayas. Sie fanden eines in der Nähe des
Elephant Village, doch das Land hatte eine Fläche von 28.000 Quadratmetern.
Das war eigentlich viel zu groß, aber sie kauften das Grundstück und
errichteten darauf nach und nach das „Little Hill Resort". Zuerst
wollten sie nur ein Privathaus dort bauen, dann ergab es sich, dass Leute
Häuser dort kaufen wollten, also wurde weiter gebaut und schließlich aus
dem geplanten Privathaus ein kleines Hotel mit 10 Zimmern gemacht, mit
Restaurant. Dies war Neuland für Beide, da sie vorher noch nie im
Hotelgewerbe tätig gewesen waren, sondern einen ganz anderen Hintergrund
hatten.
Hans Frei wurde in Schaffhausen in der Schweiz geboren.
In Zürich studierte er dann Maschinenbau und begann, als Ingenieur zu
arbeiten. Als er im Auftrag des Unternehmens in die Niederlande fuhr, um
einen Turbogenerator zu montieren, lernte er seine zukünftige Frau Dicki
kennen – mit welcher Hans nun schon seit 39 Jahren glücklich verheiratet
ist. Beide erklären im Brustton der Überzeugung, dass sie keinen einzigen
Tag davon missen möchten. Dicki die Holländerin, spricht deutsch mit einem
ausgeprägten Schweizer Akzent, angenommen von ihrem Mann, denn in der
Schweiz hat sie nie lange Zeit gelebt.
Im Jahre 1964 reiste das Paar nämlich nach Afrika und
blieb dort 23 Jahre. Hans hatte eine Stelle als Chefingenieur bei einer
Schweizer Brauerei in Ghana angenommen. Dort wurde einheimisches Bier nach
Schweizer Rezept gebraut. Während seines gesamten Aufenthaltes in Ghana
arbeitete Hans in dieser Brauerei und stieg im Laufe der Jahre zum
technischen Direktor auf. Sobald die Rede auf Afrika kommt, werden er und
Dicki ein wenig melancholisch: „Es war eine wunderbare Zeit in Ghana. Die
Menschen sind unglaublich liebenswert und sehr treu. Wir wären gern noch
viel länger dort geblieben, aber leider mussten wir das Land 1985 aus
politischen Gründen verlassen."
Afrika ist für seine langen, ruhigen, geradezu
ereignislosen Jahre bekannt, welche dann immer wieder, plötzlich und
unerwartet, aber doch beinahe in regelmäßigen Abständen durch blutige
Aufstände, Revolutionen oder Auseinandersetzungen durchbrochen werden.
Ghana war da sicher keine Ausnahme.
Die Freis erlebten einige Revolutionen und Aufstände mit.
„Die Ausländer in Ghana waren alle von ihren Unternehmen ins Land
geschickt worden. Sie waren also keine Aussteiger, sondern meist
Geschäftsleute. Aber trotzdem müssen sie einen starken Hang zum Abenteuer
gehabt haben, denn alle, die wir kannten, blieben bei den Revolutionen recht
gelassen", erinnert sich Hans. „Die Europäer hatten mit den Kämpfen
auch nichts zu tun und so schauten sie immer nur überrascht auf, wenn mal
wieder Kugeln durch ihre Küchen flogen", setzt Dicki leicht ironisch
hinzu. Das haben damals auch andere Leute so berichtet.
Trotzdem erinnert sich Hans begeistert an das Leben in
Ghana, speziell an die großartigen Feiern. Eine besonderes Fest gab es
immer zur Blüte der „Königin der Nacht" und alle Freunde fanden
sich dazu ein. Diese sagenhafte Blume blüht nur einmal im Jahr. Sie öffnet
ihre Blätter gegen 8 Uhr abends und um Mitternacht ist sie voll erblüht.
Von all ihrer Pracht ist aber am nächsten Morgen nichts mehr übrig und man
muss ein ganzes Jahr warten, um ihre Schönheit wieder bestaunen zu können.
„Wir hatten einmal 62 Blüten und wurden von ihrem Duft fast betäubt. Die
Atmosphäre muss man selbst erleben, es ist unmöglich, sie zu beschreiben.
Es war ein Teil des Zaubers", sagt Hans.
In der Brauerei waren 800 Angestellte beschäftigt, davon
anfangs 18 Europäer. Den Kontakt zu den Einheimischen bezeichnet Hans Frei
als unglaublich angenehm und einfach, obwohl er sich mit ihnen nicht in
ihrer Sprache verständigen konnte. „In Ghana gibt es unzählige Dialekte,
und die Einheimischen verstehen sich untereinander nur, wenn sie die
offizielle Sprache des Landes, eine Abart von Englisch, verwenden. "Doch
dieses „Radebrechen" hielt niemanden davon ab, „die besten Freunde
zu werden. Unser Koch schreibt uns ab und zu noch heute", sagt Hans.
„Die Arbeiter waren sehr freundlich und sehr wissbegierig und wir konnten
einfach mit ihnen umgehen. Wenn sie etwas nicht richtig verstanden hatten
oder nicht mehr weiter wussten, hörten sie einfach auf zu arbeiten und
warteten auf den Chef. So konnten sie nichts kaputt machen." Und als
der Koch gekündigt hatte, war er anschließend drei Wochen lang krank. Er
ging zu einem Arzt und berichtete diesem vom Grund seiner Krankheit. „Der
Arzt schüttelte besorgt mit dem Kopf und sagte ‚Da hilft nur noch Woodoo",
erzählt Hans lachend.
Mehr und mehr Europäer verließen das Land und auch für
das Ehepaar Frei war die schöne Zeit zu Ende, sie mussten das Land
verlassen und durften nur die persönlichsten Sachen mitnehmen.
Die kommenden 10 Jahre wohnten sie offiziell wieder in
der Schweiz. Hans hatte eine eigene Firma gegründet, doch aus
Gesundheitsgründen nach kurzer Zeit wieder aufgegeben und seither gingen
sie auf ausgedehnte Reisen. „Wer einmal in Afrika gelebt hat, hält es in
Europa nicht mehr lange aus. Es scheint dort alles so schrecklich eng und
reglementiert und das Nebelwetter ist unerträglich", schüttelt sich
Hans voller Grausen. Auf ihren Reisen sahen sie sich immer schon nach einem
Land um, in dem sie gerne länger wohnen wollten. „Kanada war sehr schön,
doch es kam von vornherein nicht in Betracht: Es ist viel zu kalt." In
Australien hätte es ihnen sehr gut gefallen und sie hatten sogar schon ein
Grundstück ausgewählt. Doch sie hatten noch keine Aufenthaltsgenehmigung
erhalten. Ein Anwalt empfahl ihnen, trotzdem zu kaufen, dann könnte das
Problem mit der Immigration auch geklärt werden. „Das war uns aber zu
unsicher. Im Nachhinein betrachtet, hätten man wahrscheinlich wirklich
etwas regeln können, aber wir wagten es nicht, Geld zu investieren ohne zu
wissen, ob wir es wieder zurückerhalten könnten."
Auf eine ihrer Reisen kamen sie auch nach Thailand, sahen
Pattaya und ließen sich hier nieder. Das Klima ähnelt Ghana und die Stadt
bietet mit ihren Einkaufzentren, Krankenhäusern und ihrer zentralen Lage
alle gewünschten Annehmlichkeiten.
„Wir hatten das Little Hill nur für private Gäste
errichtet, es verfügt auch nur über 10 Zimmer. Dann entschlossen wir uns
aber, es als Hotel und Restaurant zu eröffnen. Doch da wir beide nicht vom
Fach sind, versuchten wir, einen Manager zu finden", berichtet Hans.
Doch irgendwie waren diese nie die richtigen Personen und ihre Gästen
verlangten nach Hans und Dicki. Deshalb sind sie jetzt Hoteliers und
Gastwirte.
Da Hans ja eigentlich in Ruhestand gehen wollte, hatte er
nichts Besseres zu tun als – mit drei Freunden ein Unternehmen zur
Verarbeitung von Edelstahl zu gründen. Ja, manche können es einfach nicht
lassen! „Die einleitende Designerphase ist abgeschlossen und bald soll mit
der Produktion von etwa 100 verschiedenen Artikeln begonnen werden, von
Liegestühlen bis zu Golfwagen", erzählt Hans.
Wir wollten noch wissen, wie das „Little Hill" zu seinem Namen kam.
„Wir hatten eigentlich ganz andere Namen für das Grundstück vorgesehen.
Doch als unser Anwalt auf der Behörde saß, um den Namen registrieren zu
lassen, wurde keiner unserer Vorschläge akzeptiert. Er musste sich schnell
selbst etwas ausdenken, da er nicht noch einmal losfahren wollte und dachte
an den winzigen Hügel, welcher während der Bauphase aufgeschüttet worden
war." Darum heißt das Hotel nun also „Little Hill". Ein
traumhaftes Gartengrundstück mit einem charmanten Hotel und Restaurant,
welches von der Liebenswürdigkeit und Gastfreundschaft seiner Eigentümer
lebt.