Das Shenanigans ist vermutlich eine der bekanntesten
Lokalitäten in Pattaya. Ich war allerdings noch nie in dem „Irish
Pub" auf der 2. Road direkt neben der Royal Garden Plaza gewesen, da
ich befürchtet hatte, unter den vielen Iren und Engländern ziemlich
verloren dazustehen. Doch das Publikum im Shenanigans ist sehr international
und das „Pub" ist nicht nur irgend eine irische Kneipe, sondern
gleichzeitig ein gutes Restaurant. Das Erstaunlichste war allerdings das
typische irische Essen. Es ähnelt nämlich auf überraschende Weise der
deutsch-österreichischen Hausmacherkost. Und wenn Sie Kartoffelliebhaber
sind, sollten Sie sich das Shenanigans nicht entgehen lassen.
„Shenanigans" bedeutet soviel wie „Ausgehen und
einen drauf machen", „Gaudi haben", erklärte uns der
freundliche Wirt Kim Fletscher den Ursprung des Namens.
Als wir das Pub betraten, wurde ich auf den ersten Blick
an die typischen irischen Kneipen in vielen deutschen Städten erinnert.
Möbel und Wände sind in gemütlichen Brauntönen gehalten, an den Wänden
findet sich zahlloser Krimskrams wieder - Whiskeyflaschen und Bilder und der
Tresen nimmt den Hauptteil des Raumes ein. Gegenüber ist eine kleine Bühne
für die Livemusik aufgebaut, die hier fast jeden Abend gespielt wird. Über
den zahlreichen Tischen hängen hübsche grüne Lampen, die mit dem Braun
wunderbar harmonieren und richtig die Atmosphäre der „grünen Insel"
wiedergeben.
Doch im Unterschied zu den Irish Pubs, die ich aus
Deutschland kannte, gibt es hier neben dem Hauptraum viele kleinere
Nebenräume, die zum Trinken, Essen und Plauschen einladen. Sie sind
thematisch möbliert, so gibt es zum Beispiel eine „Bibliothek" mit
vielen Büchern. Auch kann man wählen, ob man sich auf harte Stühle setzen
oder in weichen, grünen Sesseln versinken will. Wenn Sie in einer dieser
Nischen sitzen, hören Sie kaum etwas vom Trubel an der Bar und können in
Ruhe Ihr Essen genießen.
Die Kellnerinnen und Kellner sind in interessantem
Kontrast zu den Lokalfarben alle in weiße Blusen bzw. Hemden und rote
Westen gekleidet und überaus freundlich und hilfsbereit.
Ich war von Tony ins Shenanigans eingeladen wurden und
ganz überrascht, dass dort schon Tante Frieda vom Pattaya Blatt auf uns
wartete. Nachdem wir in einer der gemütlichen Nischen Platz genommen hatten,
wurde auch schon das obligatorische Bier serviert, denn auch die Iren sind
begeisterte Biertrinker. Tante Frieda bestellte allerdings einen
chinesischen Tee, was der Bedienung sehr merkwürdig vorkam, aber mit Blick
auf die alte Dame zur Kenntnis genommen wurde.
Ich hatte, um ehrlich zu sein, keine Vorstellung, was es
denn in einem irischen Pub zu essen gibt, so dass der erste Blick auf die
Speisekarte gleich eine große Überraschung brachte. Die Iren sind nämlich
genauso begeisterte Kartoffelesser wie die Deutschen. Das ist eigentlich
kein Wunder, da sie traditionell inmitten von Kartoffeln aufgewachsen sind.
Ihr Whiskey wird ja auch aus Kartoffeln hergestellt. Deshalb werden dieser
und die noch nicht verarbeiteten Kartoffeln zu den meisten Gerichten
serviert.
Und wenn ich Kartoffeln sage, meine ich nicht diese
merkwürdigen „Pommes Frites" oder „French Fries", die schon
deshalb verdächtig sind, weil es nicht einmal ein deutsches Wort dafür
gibt. Nein, hier finden Sie einen wunderbaren Kartoffelbrei, der besonders
nach den ständigen Reisgerichten in Thailand auf der Zunge wie Butter
zergeht.
Es ist also kein Wunder, dass wir als Vorspeise gleich
einen sehr traditionellen „Colecanon" wählten, einen riesigen
Kartoffelbrei mit Kohl (95 Baht). Tony war hin und weg und Tante Frieda
langte natürlich mehrmals zu. Als Hauptgerichte probierten wir das
Nationalgericht „Irish Stew" (340 Baht), „Liver, Bacon, Onions,
Mashed Potatoes & Pies" (300 Baht) und „Spinach Cheese &
Mushroom Pie" (280 Baht).
Der Stew ist praktisch ein Eintopf mit Riesenstücken
Lammfleisch und Riesenstücken – na Sie wissen schon – Kartoffeln. Er
war köstlich anzusehen und schmeckte nach Auffassung von Tante Frieda
großartig, denn sie stürzte sich so darüber, dass ich fast nichts mehr
abbekam. Das zweite Gericht bestand aus sehr zarten Leberstücken mit Erbsen,
Zwiebeln, Speck-streifen und – wie sollte es anders sein – Kartoffelbrei.
Mein absoluter Favorit war aber der „Pie". Ich
hatte „Pie" immer mit Kuchen übersetzt, aber als „Pie" wird
alles bezeichnet, was oben und unten Teig hat, ganz egal, was dazwischen ist.
Deshalb gibt es alle möglichen Pie-Sorten, mit Fleisch, Gemüse oder Obst,
und dieser enthielt eben, wie der Name sagt, Spinat, Käse und Pilze.
Merkwürdigerweise keine Kartoffeln!
Als Nachtisch wählten wir dann einen „Apple Pie"
mit Vanillepudding (wieder ohne Kartoffeln) und einen „Bread-Butter-Pudding"
mit Vanillesauce und Sirup. Dazu tranken wir einmal kein Bier, sondern
natürlich „Irish Coffee", einen starken Kaffee mit viel Whiskey und
dicker Sahne in einem langstieligen Glas serviert. Der Brot-Butter-Pudding
ist eigentlich ein Arme-Leute-Essen, wobei das alte Brot verarbeitet wird.
Im Shenanigans füllte dieses eine riesige Schüssel und hätte schon allein
satt gemacht.
Alle Speisen erinnerten mich sehr an unseren Landgasthof in Possendorf.
Sie sind so gut für den deutschen Geschmack geeignet, dass mir die Iren
gleich sympathisch wurden. Ein Problem gab es allerdings beim Aufstehen. Ich
hatte mich mit den leckeren Speisen so vollgestopft, dass ich fast so den
Umfang vom Wirt hatte und kaum noch laufen konnte. Denn dessen können Sie
sicher sein: im Shenanigans werden Sie nicht hungrig vom Tisch aufstehen.
Alles in allem war der Abend eine sehr positive Überraschung und auf jeden
Fall empfehlenswert.