Kritik
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Bücherwurm

Motts CD Hütte

Bücherwurm: Rosario Tijeras

Jorge Franco

Frankfurt/Main (AP) Es könnte eine Liebesgeschichte sein, Jorge Francos Roman »Rosario Tijeras«. Nur - Rosario ist eine Killerin im Dienst der kolumbianischen Kokain-Kartelle. Immer wieder verschwindet sie für einige Zeit, um ihre Aufträge zu erfüllen. Sehr zum Leidwesen von Emilio, ihrem Liebhaber, und Antonio, dem sie ihre geheimen Gedanken anvertraut und der sie liebt. Aus seiner Sicht wird die Geschichte der schönen Rosario erzählt.

Rosario zieht Emilio und Antonio, die Söhne aus gutem Haus, beinahe mit in den Abgrund. Vor allem Antonio ist wie von ihr besessen. Nur ein Zufall hindert ihn daran, sich von ihr in einen Drogendeal hineinziehen zu lassen. Drei Jahre später ruft sie ihn an: Jemand hat auf sie geschossen, und Antonio bringt die lebensgefährlich Verletzte in ein Krankenhaus. Beim bangen Warten auf dem Flur durchlebt er die gemeinsame Geschichte noch einmal.

Der kolumbianische Autor Jorge Franco schildert das Schicksal der »Sicario« - Auftragskillerin - Rosario eindrucksvoll und beklemmend. Verpackt in eine Liebesgeschichte beschreibt er das Leben in den Slums, die Hoffnungslosigkeit und das verzweifelte Bemühen Rosarios, dem zu entkommen. Vor den Augen des Lesers entsteht so ein detailliertes Bild der Anti-Heldin. (Susanne Gabriel)

(Unionsverlag, ISBN 3-293-00303-6, 183 Seiten, 14,80 Euro)


Motts CD Hütte: Songs From The Wood – Jethro Tull

von Mott der Hund

***** Wertung: 5 Sterne

Jethro Tull ist ein wunderbarer Name für eine Band. Wenn man nur den Namen hört, denkt man schon an Ian Anderson, diesen langhaarigen Flötenspieler in seinem abgenutzten Regenmantel, der auf einem Bein herumhüpft und seine ständig wechselnde Heerschar zu immer größeren Herausforderungen führt.

Jethro Tull begann in Birmingham in England im November 1967 und erzielte mit ihrem ersten Album „This Was" im Oktober 1968 und der dritten Single „Living In The Past" im Mai 1969 sofort einen Riesenerfolg. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie schon ihre einfachen Blueswurzeln hinter sich gelassen und sich zu dem imagetragenden Hilfsmittel entwickelt, das Ian Anderson benötigte. Daraus entstand die beste Mischung aus Blues, Jazz, ein Verschnitt von Rhythm & Blues und definitiv progressiven Rock-Elementen. Schmecken Sie das mit einer gesunden Dosis mittelalterlicher Volksmusik mit Ihrem üblichen Hardrock, einigen guten Musikern und den gerade passenden Instrumenten ab, und schon haben Sie Musik, mit der Sie mehrfacher Millionär werden. Dieses Album, „Songs From The Wood", war das zweite von fünf Alben, die von dieser Aufstellung von Jethro Tull aufgenommen wurden, welche fast fünf Jahre beisammen blieb (was bei Tull eine Ewigkeit ist). Allerdings dürfen Sie den Zugang von David Palmer an den Keyboards (der aber schon seit der ersten Scheibe als Bearbeiter mit an Bord gewesen war) und den tragischen Tod von John Glassock, der durch Dave Pegg (vorher bei Fairport Convention) am Bass ersetzt wurde, nicht zählen. Dave Pegg ist immer noch ein Mitglied von Jethro Tull und teilt sich seine Zeit zwischen Tull und den Fairports. „Songs From The Wood" kam nach dem Hardrock-Album „Too Old To Rock ‘n’ Roll To Young To Die" heraus. Es war Ian Andersons Reaktion auf das Aufkommen des Punk Rock.

Jethro Tull beugte sich nie der herrschenden Mode und achtete immer auf ihre Wurzeln (auch als die Charts voller Alben wie „Damned", „Adam and the Ants" usw. waren) und veröffentlichte ihr bis dahin am stärksten an der Volksmusik orientiertes Album. Die launenhafte Presse stürzte sich natürlich darauf und machte die Band wegen ihrer absolut altmodischen Art nieder. Besonders Ian Anderson wurde wegen seines Aussehens und seiner Fähigkeiten als Songschreiber zu einem Objekt des Spotts.

Die Kunden in den Plattenläden hörten nicht sonderlich darauf und das Album schoss in den amerikanischen und den britischen Charts auf den achten bzw. dreizehnten Platz. Die Musik aller neun Stücke ist einfach sensationell. „Hunting Girl", „Songs From The Wood" mit seinem großartigen Mittelstück und „The Whistler" sind vielleicht drei der besten Folkrock-Songs, die je produziert wurden.

„Ring out Solstice Bells" erinnert wie kaum ein anderes Stück an Weihnachten, mit rhytmischem Händeklatschen. Im vorletzten Song „Pibrack (copin hand)" kann der langjährige Gitarrist von Tull, Martin Barre, mit der Elektrogitarre ins Rampenlicht treten und gemeinsam mit Anderson ein wunderbares Duett spielen. Im Folkrock entspricht dies etwa dem Spiel von Blackmore gegen Jon Lord bei der alten Besetzung von Deep Purple. Es ist ein Ohrenschmaus.

Insgesamt ist „Songs From The Wood" ein meisterhaftes Album, voller Überraschungen, und wenn Sie diese Sammlung mögen, sollten Sie sich auch Tulls folgende Scheibe „Heavy Horses" anhören: genauso gut ….. und doch anders.

Musiker:

Ian Anderson - Gesang, Flöte, Akkustikgitarre, Mandoline & Pfeifen

Martin Barre - Elektrogitarre & Laute

John Evans - Piano, Orgel & Synthesiser

Barriemore Barlow - Schlagzeug, Marimba, Glockenspiel & Tamburin

John Glascock - Bassgitarre & Gesang

David Palmer - Piano, Synthesiser, & Orgel

Inhalt:

Songs From The Wood

Jack-In-The-Green

Cup Of Wonder

Hunting Girl

Ring Out, Solstice Bells

Velvet Green

The Whistler

Pibroch (Cap In Hand)

Fire At Midnight