Frauensache

Macho, Macho!

Wilhelmine Bruckmaier

Was wir Frauen eigentlich schon lange fühlen, ist, dass dem traditionellen Typ Mann, das Schicksal der Dinosarier bevorsteht. Wir Frauen wünschen uns diesen neuen Mann, einen, dessen Fühlen, Handeln und Denken stärker von Emotionen geleitet und weniger an Vorstellungen von Macht, Kampf und Härte orientiert wird.

Aaahhh – eine Frau!

Leider wurde in vergangenen Zeiten bereits durch die Eltern die unrichtige Verhaltensweise in die kleinen Jungen programmiert. Ein Junge durfte nicht weinen, musste Schmerzen ohne ein äußeres Zeichen überstehen und auch seelische Probleme ohne mit der Wimper zu zucken wegstecken. Dass das auf die Dauer nicht gut geht, bewiesen die vielen Machos und Chauvinisten, deren traditionelle „Männlichkeit" kaum mehr als die schmerzliche Reaktion einer verletzten Jungenseele ist. Dieses „männlich" sein müssen stellt eine Menge von Ansprüchen an den Mann, an seine Stärke, sein Stehvermögen und seine Durchsetzungskraft.

Natürlich verängstigt dieser Leistungsdruck die meisten Männer und dadurch wird die Mehrheit von ihnen zu Verlierern, da es nur wenige gibt, die erfolgreich sein können im Sinne dieser Männlichkeit. Daher suchen diese Verlierer einen Ausgleich. Sie wollen über Frauen, Kinder und auch Untergebene herrschen, um ihre versteckten Ängste vor der Erwartung zu verbergen. Die Erwartungen welche an sie von den Eltern, der Umwelt und den Frauen gestellt werden, lassen die meisten aggressiv werden, treiben sie in eine Isolation und in den berüchtigten Teufelskreis der Versagungsängste.

Speziell Frauen machen den Männern Angst. Warum? Weil Frauen ihre Innenwelt öffnen und ihre Ängste und Sorgen zugeben. Gerade ihre Unsicherheit und die Einsicht derselben macht Frauen stark. Aber die Männer fühlen sich bedroht durch diesen Wunsch der Frauen nach Nähe zum Gegenüber, denn Männer wollen weder als Blender noch als zartes Seelchen ertappt werden. Männer verschließen demnach ihr Innerstes vor Frauen und meist auch vor anderen Männern und verlieren leider dadurch die Fähigkeit auf andere Menschen realistisch eingehen zu können.

Ein unsicherer Mann, der weder seine Umwelt noch sich selbst realistisch einschätzen kann, braucht die Unterlegenheit einer Frau, denn dadurch kann er seinen Selbstzweifeln entkommen. Für sie ist männliche Aggression ein Beweis, dass sie Frauen überlegen sind, daher ist für viele Männer der beste Ausweg, sich eine unterlegene Partnerin oder eine, die materiell von ihnen abhängig ist, zu suchen. In solch einem Falle können sie die klassische Männerrolle wenigstens ein wenig aufrechterhalten.

Sobald eine Frau keine Signale der Selbstunterwerfung mehr signalisiert, wird sie für den Mann stark und dadurch bedrohlich. Sein gesamtes „männliches Modell" gerät in Gefahr aufgedeckt zu werden. Sie bedeutet auch die Gefahr, dass sie dem Herrn der Schöpfung gewachsen ist – und das verschreckt ihn total. Das ist der Moment, wenn ein Mann die Flucht vor einer solchen Frau ergreift, da sie ihn sonst zu Einsichten verlocken könnte, die sein gesamtes Weltbild aus den Fugen geraten ließe.

Solange die Veränderung der Männer nur langsam vonstatten geht, sollten wir Frauen versuchen, ihnen zu helfen. Denn eines ist für viele, auch für kluge Männer, jetzt schon klar: Frauen sind Männern emotional überlegen und ihren kooperativen Bemühungen und auf Gemeinsamkeit ausgerichtete Strategie gehört die Zukunft.