Hans-Heinrich Spoerri hatte als kleiner Junge oft seine
Großmutter besucht und war mit ihr durch die Kurbäder der Schweiz
spaziert. Eines Tages fiel ihm ein Mann in einem dieser vornehmen Hotels in
einem schwarzen Anzug auf, „der alle herumkommandierte". Begeistert
sagte er zu seiner Großmutter: „Das will ich auch machen."
Heute ist Hans-Heinrich Spoerri der General Manager der
Siam City Hotels & Resorts Gruppe, zu denen das Siam Bayview und das
Siam Bayshore in Pattaya und das Siam City Hotel Bangkok gehören.
Hans wurde in Winterthur in der Schweiz geboren und
hatte, wie gesagt, von früher Jugend an den Wunsch, in einem Hotel zu
arbeiten. Deshalb absolvierte er als junger Mann eine Ausbildung zum
Kaufmann und besuchte darauf die Fachschule für das Gastgewerbe in Zürich.
Wenn er heute darüber spricht, kommt er noch immer ins Schwärmen: „Es
war eine großartige Zeit damals im Belvoir am Zürcher See. Was wir am Tag
in der Schule lernten, konnten wir gleich am Abend im Restaurant umsetzen.
Und dort konnten wir einige der berühmtesten Mitglieder der
deutschsprachigen Kultur und Theaterwelt bewirten."
Das Belvoir war die begehrteste Fachschule des Kantons
Zürich und Hans war nur mit etwas Glück und Beziehungen aufgenommen
worden. Denn wer im Belvoir lernte, erwarb das nötige Rüstzeug, um ganz
nach oben zu steigen. Und nichts anderes hatte Hans vor. Allerdings sagt er
heute: „Eigentlich beruht alles, was mit einem Hotel zu tun hat, nur auf
dem gesunden Menschenverstand. Entweder man kann es oder man kann es
nicht." Doch die Feinheiten wurden ihm eben im Belvoir beigebracht.
Noch Jahre später meinte sein Vater bei einem, von Hans zubereiteten,
Abendessen trocken: „Na, wenigstens warst du das Geld für die Schule
wert."
Anschließend folgten dann die „Wanderjahre", in
denen der junge Gastronom verschiedene Positionen durchlief, um die
erforderliche Praxis zu erlernen. Einige Jahre verbrachte er jeweils 6
Monate als Kellner an den Schweizer Seen und dann 6 Monate als Koch in den
Bergen, wie es die Saison gerade wollte. Doch schon bald stieg er zum
Empfangschef eines der Zürcher Luxushotels auf. Und seither „bin ich mein
Leben lang nichts anderes als General Manager gewesen", sagt er stolz.
Denn eines Tages kam er mit einem seiner Gäste, einem Afrikaner, ins
Gespräch. Dieser wohlsituierte Herr fragte den jungen Hans, ob er nicht
Lust habe, sein ziemlich vernachlässigtes Hotel in Kamerun zu leiten. Er
versprach ihm sechs Monatsgehälter im Voraus und ein Flugticket der ersten
Klasse und gab Hans einen Tag Zeit, um sich zu entscheiden. „In Kamerun
hat es mir sehr gut gefallen, es war eine tolle Zeit", sagt er heute.
„Ich bin insgesamt sechs Jahre lang in Westafrika geblieben, aber es hat
nichts abgefärbt", meint er und blickt noch einmal prüfend auf seinen
Arm. „Abgefärbt" meint er allerdings eher im übertragenen Sinne,
denn er betont: „Das wichtigste Prinzip aller Auslandsschweizer liegt
darin, die genossene gute Erziehung und Entwicklung nicht zu
vergessen." Er ist – wie wohl alle seine Landsleute, und sicher auch
zu recht – stolz, ein Schweizer zu sein.
Nach seinen afrikanischen Jahren flog Hans-Heinrich
Spoerri wieder in der Schweiz zurück und traf dort auf seinen Landsmann
Kurt Rueffli, welcher gerade wieder einen General Manager für eines seiner
Hotels in Thailand suchte. So kam Hans nach Chiang Mai ins Amari Rincome
Hotel, von dem er ins Phuket Island Resort wechselte und erst 1993 nach
Pattaya umzog. Drei Jahre führte er das Siam Bayview und danach das Siam
Bayshore. „1993 hatte Pattaya gerade seinen Tiefpunkt durchlebt. Der
Strand war unglaublich schmutzig und hat gestunken und niemand konnte ins
Wasser gehen." Umso glücklicher ist er jetzt, dass seither ein fast
totaler Wandel geschafft worden ist. Heute betrachtet Hans-Heinrich Spoerri
Pattaya als „sehr angenehmes Urlaubsziel, wo man alles unternehmen kann,
was man möchte." Besonders von der Umgebung ist er sehr angetan und da
er jetzt aus gesundheitlichen Gründen viel Sport treiben muss, fährt er
oft lange Strecken mit dem Fahrrad durch die grüne Umgebung der Stadt.
Doch seine Arbeit als General Manager der Hotels und seit
mehr als einem Jahr der gesamten Hotelgruppe, lässt ihm kaum freie Zeit.
Jeden Abend geht er gegen 22 Uhr ins Bett, um am nächsten Morgen wieder
frisch und munter zu sein. Die größte Schwierigkeit seiner Tätigkeit
sieht er darin, dass die Angestellten der Hotels keine solide
Berufsausbildung erfahren und deshalb alles erst direkt während ihrer
Arbeit lernen müssen. „Manche kommen direkt aus ihren Dörfern ins Hotel
und haben keinerlei Qualifikation. Es ist deshalb sehr schwierig, den
nötigen Qualitätsstandard aufrecht zu erhalten", bedauert
Hans-Heinrich Spoerri.
Die meiste Freude und Genugtuung bereitet ihm seine
Tätigkeit in Bangkok. „Ich betrachte es als ein riesiges Privileg, in
einem echten 5-Sterne-Hotel zu arbeiten und zu leben", sagt er. Das
Siam City Hotel ist speziell für seine Besitzerin, eine wohlhabende
Kunsthändlerin und Künstlerin, entworfen und gebaut worden und beherbergt
so viele wertvolle Kunstgegenstände, dass man es fast als Galerie
bezeichnen kann. Die darin befindlichen chinesischen, italienischen und
japanischen Restaurants gehören zu den besten Restaurants von Bangkok. Und
durch seine Lage direkt am Regierungsviertel kommen auch alle hohen Herren
Thailands oft einmal zum Mittagessen herüber.
Das Siam City ist eine besondere Welt der Schönheit und
des Reichtums und verkörpert genau das, was Hans von einem Hotel erwartet.
„Manche Leute gehen in ein Hotel, um zu schlafen. Für mich ist es eine
Lebensart." Das Hotelgeschäft, sagt er, ist nicht einfach eine
Zimmervermietung verbunden mit einem Schnellrestaurant. Und ein gutes Hotel
muss viel mehr tun, als ein Dach über dem Kopf und einen Tisch mit Essen
zur Verfügung zu stellen. „Es ist die Atmosphäre, die ein Hotel
ausmacht, die Musik, die Ausstattung, das Essen. Es ist die besondere Kultur
des Lebens", sagt er fast schwärmerisch. Und er ist glücklich, dass
diese traditionelle Auffassung der Hotellerie in den Siam City Hotels &
Resorts weiterhin gepflegt wird.
Deshalb plant Hans-Heinrich Spoerri auch, noch einige Jahre im
Unternehmen zu bleiben, um sein Wissen an die neue Generation weitergeben zu
können. „Ein gutes Hotel kann man nur mit einem Hoteleigentümer führen,
der an Qualität interessiert ist", erklärt er. Und vielleicht gibt es
ja schon ein paar kleine Jungen, die mit ihrer Großmutter im Hotel gewohnt
und den Mann im schwarzen Anzug gesehen haben, „der alle
herumkommandiert".