Vergessen wir die Kindergruppen aus reichen Ländern,
die für ihre Rechte werben und ihre Eltern und Lehrer verklagen zu
können. Was unsere Aufmerksamkeit anregen sollte, ist die grobe Beraubung
von primitivsten Rechten von Kindern in den Entwicklungsländern: Das
Recht auf Ernährung, Gesundheitspflege und Ausbildung.
In Thailand und weltweit wurden in der zweiten
Novemberhälfte zu diesem Thema Foren abgehalten, um die brutale Realität
dieser Situation zu diskutieren und nach Lösungen zu suchen, damit
kurzfristig etwas dagegen unternommen werden kann.
In Thailand ist vor Jahren ein spezieller Kindertag
eingeführt worden. Dieser Tag ist ein Familientag, mit der Idee, dass die
Eltern mit ihren Kindern Themen- und Spielpärke oder den Zoo besuchen,
ans Meer fahren oder an speziell organisierten Sportaktivitäten
teilnehmen.
Da ist aber ein anderer Tag, der Welt-Kinderrechtstag
(Universal Children’s Right Day), der am Mittwoch, 13. November 2002,
praktisch unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit, „abgehalten"
wurde. An diesem Tage wurde seriös über die Problematik der Kindsrechte
und Kinder in Not debattiert um die Weltöffentlichkeit über die
Missstände aufzurütteln.
Der Welt-Kinderrechtstag ist von den Vereinten Nationen
in Leben gerufen worden, zur Erinnerung an die Inkraftsetzung dieser
beiden Tage: einerseits die Deklaration „Rechte des Kindes" (1959)
und andererseits die Konvention „Rechte des Kindes" (1989)
betreffend. Die UN-Konvention wurde von mehr Ländern unterschrieben oder
ratifiziert, als jedes andere internationale Abkommen zuvor.
Wie es sich heute unglücklicherweise darstellt, haben
viele der Unterzeichnerländer vergessen, zu welchen Zusagen sie sich
verpflichtet hatten. Die Konvention, die 54 Artikel umfasst und alles
beinhaltet, wie das Recht des Kindes frei zu sein von Ausbeutung bis zum
Recht der freien Meinungsäußerung und das Recht auf Ausbildung,
Gesundheitspflege und wirtschaftliche Möglichkeiten und Perspektiven.
Alle Kinder unter 18 Jahren sind durch diese globale
Konvention abgesichert und geschützt.
Traurigerweise trifft dies jedoch nicht zu. Die UNICEF
schätzt, dass infolge Missachtung der Konvention in gewissen Ländern
über 30.000 Knaben und Mädchen unter 5 Jahren auf Grund von vermeidbaren
Ursachen sterben. Eine Dunkelziffer von Kindern und jungen Leuten fallen
Krankheiten, Vernachlässigungen, Unfällen und Misshandlungen zum Opfer,
die bei Einhaltung der vereinbarten Rechte nicht passiert wären.
Viele Regierungen versagen schlechthin die dringend
benötigten finanziellen Mittel zu Verfügung zu stellen um die sozialen
Basisbedürfnisse der Kinder sicherzustellen. Aus dieser Situation
resultiert, dass Millionen von Kindern in den Entwicklungsländern an
Unterernähung leiden, keinen Zugriff zu sauberem Wasser, sanitären
Einrichtungen und Gesundheitspflege haben um zu überleben respektive um
sich weiterzuentwickeln.
UNICEF weist mit Recht auf die Armut in den
Entwicklungsländern hin, weil dies das größte Hindernis zu einer
positiven Entwicklung ist, und Tür und Tor öffnet für Kinderhandel,
Schuldenbegleichung durch Versklavung der Kinder, Zwangsarbeit,
Gewalttätigkeit, Einbindung von Kinder in bewaffnete Konflikte,
Kinderprostitution und –Pornographie, Drogenhandel und Drogenmissbrauch.
Die Internationale Arbeitsorganisation schätzt, dass
250 Millionen Kinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren in gewissen
Entwicklungsländern unter menschenunwürdigen Bedingungen zur Arbeit
gezwungen werden.
Armut ist eine der schlimmsten Geiseln der Menschheit,
dazu kommt politische Instabilität, Korruption, Gier und ungenügende
Führungskraft in den Regierungen. Diese Faktoren werden verantwortlich
gemacht für die Auslösung von Konflikten, Unterernährung, Todgeburten,
Diskriminierung und Analphabetentum.
Sozialhilfespezialisten machen sich stark mit der
Aussage, dass die Hauptursache einer negativen Beeinflussung der
zukünftigen Generation in der Familie liegt, durch Vernachlässigung,
Missbrauch und Gewalttätigkeit an den Kindern. Kinder, die in
zerrütteten Verhältnissen aufwachsen, werden viele Male zu
gewalttätigen und asozialen Erwachsenen. Vernachlässigung und Apathie
lösen die gleichen Symptome wie physische und psychische Misshandlung mit
Langzeitkonsequenzen aus. Hoffnungslose Umstände zwingen Kinder und junge
Leute zu Verzweiflungstaten um der Armut zu entfliehen und werden dadurch
„Freiwild" für die Sexindustrie. Diese Industrie verzeichnet in
den letzten Jahren eine beängstigende Zunahme und hat durch das
Sexangebot mit Kindern, jeglicher Art, via Internet eine weitere
Einnahmequelle für die Delinquenten aufgetan.
Auch die thailändische Regierung und die
entsprechenden Ministerien sind sich ihrer Verantwortung in bezug auf die
Kindsrechte bewusst. Durch eine klare Gesetzesgebung mit harten
Strafmaßnahmen werden Gesetzesbrecher der Kindsrechte verfolgt und
geahndet, doch auch hier gilt: „Wo kein Kläger ist, ist kein
Richter".
Es ist in hohen Maße bedauerlich, dass die noble und
mit guten Absichten erstellte und ratifizierte Konvention der Kindsrechte
bis dato unbefriedigende Resultate erzielte, und die von Regierungen
gewisser Entwicklungsländer abgegebenen Voten nicht eingehalten oder
durchgesetzt wurden.
Nur einen Tag als „Gedenktag" jährlich im
Kalender einzuplanen um sich der Kindsrechte zu erinnern ist eine
Alibiübung. UNICEF versteht es ausgezeichnet durch ihre
Öffentlichkeitsarbeit auf die Missstände und Probleme hinzuweisen.
Regierungen und einschlägige Organisationen sind nun gefordert
kurzfristig eine Verbesserung des jetzigen Zustandes herbeizuführen. Es
liegt aber auch in der Verantwortung von uns allen, durch ein
entsprechendes Engagement mitzuhelfen, dass die Konvention der Kindsrechte
durchgesetzt wird.