Tischlein deck dich...

Art Café

Eine künstlerische Oase

Karsten Holt

Etwas versteckt auf der Halbinsel zwischen Pattaya und Naklua steht, fast am Ende der Soi 16, ein schönes zweistöckiges Holzhaus mit einem großen Garten und Swimmingpool. Im großen Saal und auf der Terrasse vor dem Haus laden gemütliche Korbstühle zum Verweilen ein. Die Wände sind in orangenen Farben bemalt und vermitteln den Eindruck einer Steinfassade. Die großen Glastüren des Hauses sind ständig geöffnet, so dass es fast ohne Übergang ins Restaurant geht. Das Restaurant strahlt Mittelmeeratmosphäre aus, so als würde es im Süden Frankreichs oder in Griechenland stehen. Eigentümer des Art Cafés ist Jo Stetten, der vorher einige Jahre als Hotelmanager in Pattaya gearbeitet hat. Jo hat das Restaurant erst kürzlich eröffnet und sich dafür ein besonderes Konzept ausgedacht.

Das Spezielle des Art Cafés ist nämlich, dass es kein gewöhnliches Restaurant, und auch kein normales Café ist, sondern gleichzeitig eine Galerie. An den orangegefleckten Wänden hängen zahlreiche Reproduktionen von Gemälden verschiedener Stilrichtungen, die hier zum Kauf angeboten werden. Auch die Theke ist mit einem surrealistischen Gemälde einer Landschaft im Weltall bemalt. Wie man sich bereits vorstellen kann, ist das Art Café trotzdem kein steriles Museum, sondern erinnert in gewisser Weise an die Künstlercafés vom Montmartre: In einer Ecke sitzt ein Maler vor seiner Staffelei und während des Essens kann man ihm beim Malen zuschauen. Panuwat Malai hat arbeitete bisher in einer Galerie, bis der Eigentümer das Unternehmen auflöste und seine Bilder, mitsamt dem Maler, dem Art Café zur Ausstellung und zum Verkauf zur Verfügung stellte. Im Art Café darf man sich auch nicht daran stören, wenn einem ein halbnacktes Mädchen beim Essen zuschaut (natürlich nur von einem Gemälde).

In einer anderen Ecke musizieren zwei junge Thailänder, einer mit Gitarre und Schlagzeug und der zweite mit einem besonderen Xylophon aus bunt bemalten Flaschen. Ganz ohne Mikrophon und „Casablanca" bieten beide eine ruhige, angenehme Hintergrundmusik.

Die Kellner und Kellnerinnen sind alle in schicke schwarze Hemden gekleidet und tragen verschiedenfarbige Schürzen und eine gelb-rot-gestreifte Fliege, die schön zu der Farbe der Wände passt.

Die Atmosphäre des Restaurants und die große Terrasse führen dazu, dass das Essen eigentlich gar nicht mehr die Hauptsache ist, da viele Gäste die Musik und die Bilder genießen. Wir waren natürlich zum Essen gekommen und dieses steht dem schönen Ambiente des Hauses in keiner Weise nach. Natürlich ist auch die Speisekarte selbst ein kleines Kunstwerk und vermittelt schon die leichte mediterrane Art der angebotenen Speisen.

Machte das Restaurant auf mich den Eindruck eines südfranzösischen Lokals, erinnern die Speisen eher an das östliche Mittelmeer, vor allem an Griechenland. Allerdings sind die Gerichte zuerst auf Französisch aufgeführt und dann auf Englisch und Deutsch erklärt. Die Karte enthält verschiedene Vorspeisen, deren Mehrzahl auch auf einem großen Vorspeisenteller „Art Café" enthalten ist. Dort kann man dann alles in kleineren Portionen kosten, obwohl mir auffiel, dass „klein" im Art Café recht viel ist. Wir bestellten deshalb den gemischten Vorspeisenteller und dazu eine köstliche Geflügelleber auf Salat in Himbeer-Essig-Sauce. Im Gegensatz zu den anderen Vorspeisen ist diese warm und deshalb nicht auf dem großen Teller enthalten. Auf dem Vorspeisenteller befand sich eine Schale Linsensalat mit Auberginenmousse, ein Couscous-Salat, Muscheln mit Paprikakräutersauce, Auberginen mit Käse, Lachspastete mit Schnittlauch-Sauerrahmsauce und Räucherlachs. Alles war sehr gut und sehr pikant gewürzt und schmeckt großartig. Griechenlandliebhaber finden im Art Café sicher ihre Lieblingsspeisen wieder und werden das Angebot besonders genießen, da diese Gerichte in Pattaya sonst kaum angeboten werden. Die Speisekarte enthält mehrere Spagetti-Gerichte, einige Fisch- und Meeresfrüchtegerichte, sowie Steaks, Schweinemedaillons, Lamm- und Hühnerfleischgerichte. Wir wählten jedoch die echten Besonderheiten aus: Kaninchen in Olivensauce mit Gnocchi nach Römischer Art, Moussaka mit Salat und Hähnchen auf marokkanische Art.

Das Kaninchen war sehr zart und meine Begleiterin stürzte sich gleich mit Messer und Gabel darauf, so dass mir (fast) nur die Gnocchi blieben. Ganz anders als gewohnt sind diese nach Römischer Art keine kleinen Bällchen, sondern sehen eher wie eine dicke Käsescheibe aus. Mir sagte besonders das Moussaka zu, ein überbackener Auberginenauflauf mit Lammfleisch und Bechamelsauce. Das Hähnchen war auch eine ganz besondere Spezialität, denn es wird mit Pflaumen und Zimtrinde gebraten und dazu wird Couscous serviert.

Obwohl die Portionen sehr groß sind, sind die Speisen sehr leicht, so dass ich zum Glück noch etwas Platz in meinem Magen hatte, um die Nachspeisen zu probieren. Denn die dürfen bei einem Essen am Mittelmeer natürlich nicht fehlen. Und wiederum wurden wir sehr positiv überrascht. Jo tafelte uns sein berühmtes Apfeltörtchen auf Blätterteig mit Vanillesauce auf, sowie eine Schokoladen-Terrine mit Caramelsauce. Beides ist – wie wohl alle Speisen im Art Café – auf jeden Fall zu empfehlen, alles ist sehr appetitlich zubereitet und schmeckt auch genauso. Insgesamt vertritt Jo Stetten mit seinem neuen Art Café ein sehr interessantes und erfolgreiches Konzept, denn während unseres Aufenthaltes kaufte ein anderer Gast gleich noch ein Gemälde direkt von der Wand.

Das Art Café ist in Pattaya-Naklua, 285/3 Soi 16 Moo 5 zu finden. Tel. 0-38 367 652