Karsten Holt
Das Café New Orleans hat sich in den knapp vier Jahren
seines Bestehens zu einem der wohl bekanntesten Restaurants der Stadt
entwickelt. Neben seinem ausgezeichneten Essen trägt dazu auch seine Lage
inmitten der glitzernden, flackernden Welt des Nachtlebens in der Soi
Pattayaland bei. Die verrückten Fassaden der Gebäude in der Straße
erinnern allerdings eher an Manhatten als an die schmiedeeisernen Balkone
von New Orleans. Doch sobald man ins Restaurant hineingeht, erfährt man den
lockeren, lebensfrohen Stil der Südstaaten der USA voller Jazzklänge und
Bildern berühmter Jazzsänger an den Wänden. Das Lokal ist relativ schmal,
doch sehr hoch, es hat auch geradezu eine Galerie. Sogar einen Fahrstuhl hat
das Café New Orleans aufzuweisen, denn in dem engen Haus war für die
Küche nur noch in der 3. Etage Platz. Das Essen kommt hier also, wie alles
Gute, von oben.
Wer abends ins New Orleans geht, wird gleich von der
charmanten und immer freundlichen Managerin des Cafés, Clarisse Brundo
empfangen. Sie kümmert sich um alle Gäste und sorgt dafür, dass die
Kellner in ihren schicken, wie Anzüge bedruckten Schürzen alle Wünsche
der Gäste sofort ausführen.
Die Spezialität des Restaurants sind seine berühmten
BBQ Ribs und Steaks und wenn man im Café New Orleans isst, kann man sicher
sein, dass man nicht hungrig nach hause geht. Für durchtrainierte Mägen
bietet das Restaurant an Sonntagen von 12 bis 16 Uhr auch ein besonderes „BBQ-Festival",
bei dem man so viel essen kann, wie in den Magen hineinpasst (265 Baht+).
Clarisse erzählte uns, dass viele Gäste nur wegen der Ribs ins Restaurant
kommen, und bedauerte, dass sie dann die vielen anderen Leckereien völlig
übersehen. Denn als Restaurant, das seine Wurzeln in Louisiana hat, bietet
das New Orleans großartige, von der französischen und den afrikanischen
Kulturen beeinflusste Gerichte, die als Creole oder Cajun bezeichnet werden.
Cajun ist die besondere Spezialität des afrikanisch-französischen
Südstaates der USA, wobei bestimmte Gewürze dazu dienen, die Speisen zu
schwärzen. Das Fleisch oder der Fisch sieht dann wie verbrannt aus, doch es
sind nur die Gewürze, die ihm eine schwarze Farbe und einen ganz besonderen,
würzigen Geschmack geben. Die Cajun-Gewürze werden im Café New Orleans
direkt aus Louisiana importiert. Cajun wird allerdings wie alles in den USA
nicht französisch ausgesprochen, sondern amerikanisch: „Keetschan".
Bei dem großartigen Geschmack der Gerichte kann man sicher wohlwollend
darüber hinwegsehen.
Die Speisekarte ist ein Paradies für die Freunde des
Fleischessens, denn sie biegt sich geradezu unter den Steaks und Rippchen.
Sie umfasst jedoch auch zahlreiche Fischgerichte und Pasta. Doch schon die
Vorspeisen, Suppen und Salate bieten nicht nur eine große Auswahl, sondern
können beinahe allein satt machen. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert,
vor einem Besuch im Café New Orleans lange nichts zu essen, um dann alles
auch genießen zu können. Es sind wirklich Riesenportionen.
Mir fiel die Auswahl der Speisen ungeheuer schwer, da ich
am liebsten alles probiert hätte. Zum Glück hatte Tony diesmal auch eine
Professorin, Khun Took, von der Uni eingeladen, so dass wir zu viert waren
und mehr bestellen konnten. Als konsequentes Südstaatenrestaurant gibt es
im Café New Orleans keine thailändischen Gerichte.
Als Vorspeisen probierten wir erst einmal zwei Suppen und
zwei Salate: eine sehr würzige kreolische Zwiebelsuppe mit Croutons und mit
Mozarella-Käse überbacken und eine cremige Suppe aus geräuchertem
Hühnchen mit schwarzen Bohnen und Brokoli. Letztere war sehr reichhaltig
und ist eine besondere Spezialität von Louisiana. Von den Salaten
probierten wir einen wunderbar knusprigen Ceasar Salad, der genau den
richtigen leicht säuerlichen Geschmack hatte, und einen überaus leckeren
Griechischen Salat mit schwarzen Oliven und Feta-Käse. Dazu wurde
selbstgebackenes Knoblauchbrot mit Kräuterbutter gereicht und Clarisse
ließ uns einen Rotwein servieren.
Als Hauptgerichte wählten wir anschließend einige der
Spezialitäten des Restaurants aus. Die Ham Hocks & Black Eyed Peas
bereitete uns vor allem Schwierigkeiten mit der Übersetzung, denn von
schwarzäugigen Erbsen hatten wir noch nie etwas gehört. Sie hatten jedoch
tatsächlich eine schwarze Stelle. Ich muss sagen, das Gericht war eine
große Überraschung. Prinzipiell ist es ein Eintopf aus Erbsen mit
Schweinshaxe. Das Fleisch war vom Knochen gelöst und so zart, dass wir es
mit dem Löffel zerteilen konnten. Die Erbsen waren mit anderem Gemüse in
einer cremigen Soße über das Fleisch gegossen und dazu wurde ein heißes
Maisbrot gereicht. Letzteres sieht aus wie Rührkuchen und schmeckt auch
fast so, nur dass der Zucker fehlt. Zusammen gegessen ergibt alles eine sehr
interessante und für mich völlig neuartige Geschmacksmischung.
Schweinshaxe einmal ganz anders.
Als zweites Gericht bestellten wir Jambalaya mit Shrimps,
Krabben, Muscheln und Fisch. Laut Karte stammt „Jambalaya" vom
französischen Jambon (Schinken) und dem afrikanischen Ya (Reis) ab. Sie
sieht im Prinzip wie eine kleine Paella aus und schmeckt auch genau so.
Drittens kam eine Kasserolle aus Garnelen und im Cajun-Stil geschwärztem
Fisch mit Reis und einer cremigen Zwiebelsauce auf den Tisch. Schließlich
genossen wir ein auf New Orleans Art geschwärztes Striploin Steak mit
Spargel, Mais, Möhren und einer Backkartoffel. Das Steak war nicht nur sehr
zart und genau richtig gebraten, die schwärzende Gewürzmischung gab ihm
auch einen hervorragenden exotischen Geschmack. Zum Glück hatten meine
Begleiter schon bei den anderen Speisen zu sehr zugelangt, so dass ich das
Steak fast alleine aufessen konnte.
Leider mussten wir auf die berühmten Ribs genauso
verzichten wie auf die Cajun Schweine-Koteletts, das riesige Filet Mignon
und das geschwärzte norwegische Lachsfilet mit Cajun-Reis. Es reicht eben
nicht, nur einmal ins Café New Orleans zu gehen.
Zum Schluss begann wieder einmal der Kampf um den Kuchen
und wir verdrückten gemeinsam jeweils ein Stück Schwarzbeer-Käsekuchen,
Karottenkuchen und Mississippi Mud Cake, der allerdings nur so schwarz war
und nicht wirklich aus Moorerde bestand.
Insgesamt muss ich sagen, dass es mir besonders die
Cajun-Spezialitäten angetan haben. Wenn man nur die Ribs bestellt, entgehen
einem wirklich die besonderen Leckereien und wenn ich jetzt daran
zurückdenke, läuft mir schon wieder das Wasser im Mund zusammen.
Café New Orleans, Soi Pattayaland 2, Tel. 038-710 805