Liebe Tante Frieda,
ich habe vor einiger Zeit in einer ruhigen Straße ein
recht gut gehendes Restaurant eröffnet. Seit kurzem siedeln sich aber
immer mehr Bars ganz in der Nähe an und jetzt gibt es sogar eine
Go-Go-Bar. Natürlich ist mir klar, dass ich nichts dagegen machen kann,
aber es ärgert mich schon sehr, dass die Gegend jetzt immer mehr verkommt.
Ich befürchte, dass sich jetzt einige meiner Gäste, zu denen auch viele
Paare und Familien gehören, nicht mehr sehen lassen. Kannst du mir nicht
einen Rat geben, ob es noch eine Alternative zum Wegziehen gibt?
Verstörter Wirt
Lieber Verstörter Wirt,
Aber sicher! Glaubst du nicht, dass jetzt viel mehr
Gäste zu dir kommen werden als zu der Zeit, als dein Restaurant in einer
ruhigen – und möglicherweise noch dunklen Straße lag? Die glitzernden
Lichter machen doch erst richtig auf deine Gegend aufmerksam. Pass
allerdings auf, dass du auch so ein schönes buntes Schild anbringst,
sonst laufen die Gäste gleich vorbei. Du solltest einmal mit den neuen
Nachbarn reden, ob ihr nicht ein Super-Sonder-Pauschalangebot präsentiert,
wie ein Freigetränk dort, wenn man bei dir isst, oder vielleicht auch
umgekehrt. Das kann Wunder wirken. Achte aber darauf, dass deine eifrigen
Nachbarn keine Drückerkolonnen auf die Straße stellen, die die Leute
belästigen. Dann wäre es wirklich an der Zeit, die Koffer zu packen.
Doch vergiss nicht, wir sind hier in Pattaya und obwohl manche Leute es
nicht wahrhaben wollen, ähnelt es eben mehr Las Vegas als einem
Schwarzwalddorf.
Liebe Tante Frieda,
ich lebe jetzt seit einem halben Jahr mit einer sehr
lieben Thailänderin zusammen. Alles ist sehr harmonisch, sie versucht mir
alles recht zu machen und wir verstehen uns sehr gut. Eigentlich hat es
noch nie Krach gegeben, da ging es mir mit meiner deutschen Ehefrau
früher ganz anders. Meine Frau kommt aus Udon und ihre Familie wohnt dort
und auch ihr kleiner Sohn. Er ist 4 Jahre alt und sie hat große Sehnsucht
nach ihm. Jetzt bettelt sie mich immer, dass er doch zu uns ziehen könnte.
Wir haben ein schönes Haus am Maprachan-See, vom Platz und von der Gegend
her wäre es also kein Problem. Aber ich weiß nicht so recht, es ist ja
auch eine große Verantwortung, oder nicht?
Beinahe Vater
Lieber Beinahe Vater,
es ist immer wieder wunderschön zu hören, dass
eine Familie einträchtig zusammen lebt und sich gut versteht. Ich bin oft
sehr traurig, dass viele Frauen ihre Kinder irgendwo im Isaan lassen, um
hier zu arbeiten, und kann gut verstehen, dass deine nun ihren Sohn zu
sich holen will. Doch überlege es dir gut, es würde wirklich euer Leben
verändern. Plötzlich wärest du nicht mehr der Mittelpunkt ihres Tages
und ich weiß nicht, ob dir diese Umstellung gefallen würde. Viele
Männer kommen ja gerade hierher, um sich richtig bemuttern zu lassen und
da stört ein wirkliches Kind oft dabei. Kennst du ihren Sohn denn,
vertragt ihr euch, ist er ein liebes Kind? All das sollte sorgfältig
geprüft werden, am besten wäre, ihr verbringt mal ein oder zwei Wochen
in Udon, dann wirst du schon sehen. Vor allem solltest du aber aufpassen,
ob sich dein Haus nicht noch für ein paar Gästezimmer mehr eignet. Wenn
das der Fall ist, lass dich lieber auf gar nichts ein, denn früher oder
später kommt dann die Tante oder Großmutter zu Besuch, dann noch ein
paar Onkel und vielleicht sogar der Bruder.