Kritik
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Bücherwurm

Motts CD Hütte

Bücherwurm: Denken mit dem Bauch

Burkhard G. Busch:

Das Gehirn ist nicht der „Alleinherrscher" was Intelligenzleistungen anbelangt. Starker Einfluß kommt von einem zweiten „Denksystem" welches wahrlich im Bauch lokalisiert ist. Ein Mitglied ihrer Familie wird krank. Gehen Sie gleich zum Arzt oder warten Sie damit? Jemand hat in ihrem Betrieb etwas Wichtiges vergessen. Brüllen Sie los oder versuchen Sie ganz kühl die Situation zu retten? Ein Traumjob wird Ihnen angeboten. Tolles Gehalt und alles andere scheint richtig zu sein. Beim Vorstellungsgespräch bekommen Sie einen Druck im Bauch und finden Ihren künftigen Chef nicht sehr symphatisch. Nehmen Sie an oder lehnen Sie ab?

Dank der überragenden menschlichen Intelligenz glauben die meisten von uns, dass man Entscheidungen nur mit unserem klugen Gehirn, nach Überprüfung der Faktenlage, ganz rational und logisch fällen kann. Richtig? Lesen Sie die oben beschriebenen Alltagssituationen noch einmal durch. Sind das rationale Entscheidungen über das Handeln? Wie viele entscheidungsrelevante Fakten lassen sich einbeziehen? Also, Entscheidungen werden meistens spontan – „aus dem Bauch heraus" - gemacht.

Der Ausdruck „aus dem Bauch heraus" ist eigentlich schon immer im Gebrauch. Aber, bekannt wurde eigentlich erst vor relativ kurzer Zeit, wissenschaftlich abgesichert natürlich, dass „der Bauch" für Handeln, Entscheiden und Verhalten die wichtigst Stimme hat. Denn im Bauch, um das Gedärm herum, befindet sich eine gewaltige Schaltzentrale mit ungefähr 110 Millionen Nervenzellen (das ist ungefähr gleichviel wie im Gehirn sitzen) mit einem starken Eigenleben steuern sie viele unserer Entschlüsse -von denen wir oft gar nicht wußten dass wir sie entscheiden -und kümmern sich nicht viel darum was das kluge Gehirn dazu sagt.

Die Schaltzentrale im Bauch ist zu 60 %, genetisch programmiert. Ob gelassen, wütend, ängstlich oder jammernd - der Bauch hat längst entschieden, bevor der Kopf überhaupt drankommt.

Der Bauch ist egoistisch, ja geradezu amoralisch. Seine Entscheidungen dienen alleine dem Überleben des Individuums – alle anderen sind ihm egal. Manchmal allerdings kann dieser Wille am Überleben völlig konträre, geradezu verrückte Formen annehmen. Burkhard G. Busch, Neuropsychologe und Autor des Buches „Denken mit dem Bauch", führt als Beispiel die Attentäter des 11. September an: Mit dem Kopf hätten die Terrorakte nichts zu tun gehabt, nur mit dem Bauch. Via „Kopf", allein, meint Busch, wäre es nicht möglich gewesen, diese Taten zu planen, vorzubereiten und dann bis zum Aufprall, dem Moment des eigenen Todes, Flugzeuge präzise zu steuern.

Das Gefühl aus dem Bauch heraus trifft meist ganz richtige Entscheidungen. Ohne den Bauch ginge eigentlich überhaupt nichts. Das Zusammenspiel von Kopf und Bauch ist wichtig, wenn man es richtig in den Griff bekommt.

Burkhard G. Busch: Denken mit dem Bauch Intuitiv das Richtige tun

Kösel 2002, 220 Seiten, € 19,95

ISBN 3466344476


Motts CD Hütte: Argent – Live In Concert

Mott der Hund

*** Wertung: 3 Sterne

Wie Phoenix aus der Asche stieg Argent 1969 aus dem Zerfall der berühmten Zombies, die sich zwei Jahre zuvor voller Bitterkeit getrennt hatten. Rod Argent war mit seinen grußeligen Orgalsolos und seiner Vorliebe, mit seinen Keyboards um sich zu werfen, sicher der Mittelpunkt der Band, doch er hatte einige der besten Musiker der Zeit um sich herum versammelt. Seine neuen Bandmitglieder wurden den anstrengenden Vorgaben ihres Chefs gerecht und bestätigten Argent in seiner Ablehnung von Bitten, doch seine frühere Band zu reformieren. Bassist John Rodford verfügte über 13 Jahre Erfahrungen in verschiedenen Gruppierungen und unterstrich Argents Sounds mit reichen und klar definierten Rhythmen, während Schlagzeuger Bob Henritt mit beachtlicher Stärke und Genauigkeit (für einen Mann an den Stöcken) auf die Bleche einhämmerte. Russ Ballard hatte sein musikalisches Talent als Mitglied von Adam Faiths Roulettes gestärkt. Ballard war eine echte Entdeckung, er hatte eine starke bluesige Stimme, einen kristallklaren, deutlich erkennbaren Gitarrensound und eine beachtliche Geschäftstüchtigkeit als Songschreiber (später schrieb er für Rainbow, Uriah Heep etc). Es war eigentlich Ballard, der der Band von Anfang an die erforderliche Berichterstattung verschaffte, als sein Song „Liar" 1971 in die Top 10 der USA aufstieg.

Auf dieser Scheibe hier finden Sie insgesamt 11 Stücke, welche die kommerziell erfolgreichen Jahre der Band von 1972 bis zu ihrer Auflösung 1974 umfassen. Sie beginnt mit einem kompletten kurzen Konzert, welches für die BBC aufgenommen worden war und die meisten Lieder ihres damals neuen Albums „Altogether Now" umfasst. Es zeigt die vielen unterschiedlichen Talente von Argent, vom Folk Rock über den Jazz Rock und Pop Rock bis zum Rock ‘n’ Roll. Das Eröffnungsstück „Be My Lover, Be My Friend" ist ein typischer Argent-Song, der in sechs kurzen Minuten alle Musikarten umspannt. Darin bestand Argents Problem, dass er es allen recht machen wollte. Er konnte alles, aber nichts richtig. Bei den beiden letzten Stücken dieses Teils, der Hitsingle „Hold Your Head Up" und „He’s A Dynamo" kocht die Band allerdings und mischt ihre Stärke mit Präzision.

Anschließend erhalten wir zwei gesunde Schlucke von Russ Ballards Stadium Rock, darunter die großartig blöde Ode an die Fans „God Gave Rock ‘n’ Roll To You" mit der unsterblichen Strophe „Don’t step on snails, don’t climb in trees, love Cliff Richard, but please don’t tease". Kiss verwandelte diese Dichtung später in einen Riesenhit in den USA und schloss immer ihre Liveshow damit ab, während die Zuschauer ihre Feuerzeuge anzündeten. Wirklich rührendes Zeug.

Aufgrund musikalischer Differenzen verließ Ballard dann die Band und konzentrierte sich aufs Schreiben und Mitte 1974 hatte sich die Gruppe in eine sehr vom Spinal Tap beeinflusste Jazz-Richtung begeben. Ballard war durch zwei Gitarristen (John Grinaldi und John Verity) ersetzt worden, doch, wie die zwei letzten Stücke auf dem Album zeigen, war das nicht ganz zu vergleichen. Zeit, den CD-Spieler auszuschalten. Argent war eine gute Band, doch andere waren leider besser.

Musiker

Russ Ballard – Gitarre, Klavier & Gesang

Rod Argent – Orgel & Gesang

Jim Rodford – Bass

Bob Henritt – Schlagzeug

Inhalt

1. Be My Lover, Be My Friend

2. Sweet Mary

3. Tragedy

4. Dance Of Ages

5. The Fakir

6. Hold Your Head Up

7. He’s A Dynamo

8. God Gave Rock ‘n’ Roll To You

9. It’s Only Money

10. Gonna Meet My Maker

11. Music From The Spheres

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