Frauensache

Es ist immer einen Versuch wert

Zuerst sind es Kleinigkeiten. Einmal kommt er sehr viel zu spät von der Arbeit nachhause, erklärt aber ganz lässig, dass er noch einen Kumpel getroffen hat, mit dem er noch ein Bierchen getrunken und dabei gar nicht auf die Zeit geachtet habe. Dann erhält er plötzlich häufiger als sonst Telfongespräche auf seinem Handy und verzieht sich damit ins Arbeitszimmer oder geht in den Garten. All das ist noch kein Grund zum Misstrauen. Manche Frau ist sogar froh darüber, dass der Göttergatte nicht immer vor dem Fernseher sitzt und „surft". Dann schläft er aber plötzlich nicht mehr so oft mit der Frau, wird manchmal unwirsch, wenn sie ihn nach der Arbeit fragt. Sie ist vielleicht ein wenig traurig darüber, denkt sich aber immer noch nichts dabei und schiebt es auf den Stress.

Oder er bringt ihr plötzlich aus heiterem Himmel Blumen mit, obwohl er das sonst nie getan hat. Manchmal bringt er dann auch seine Wäsche selbst in die Wäscherei. Die Frau wundert sich am Anfang ein wenig darüber, aber wenn es damit weitergeht, dann wird sie wach und – misstrauisch.

Meist ist es dann eine Freundin oder Verwandte, die diese Frage stellt, die man selbst immer unterdrückt hat: „Hat dein Mann eigentlich eine Geliebte?" Man ist elektrisiert, man horcht auf die Zwischentöne. Man erinnert sich plötzlich an alles, was einem in letzter Zeit so stutzig gemacht hat und man spioniert. Man hat Angst, entsetzliche Angst, den Menschen zu verlieren, mit dem man so viel geteilt hat, Jahre seines Lebens verbracht hat und glaubt, ohne ihn nicht mehr leben zu können.

Konfrontiert man ihn, dann hört man am Anfang meist Ausflüchte, auch wenn man ihm auf den Kopf hin zusagt, dass er gesehen wurde. Es handelt sich dann dabei immer nur um eine „gute Kundin", eine „alte Freundin", bis er zusammenbricht und alles gesteht. Wenn es die wahre Liebe ist, dann ist alles zu spät für die Ehe, dann kann ihn nichts mehr zurückhalten. Zum Glück handelt es sich aber meist „nur" um Sex. Um Versuchungen denen man(n) nicht widerstehen konnte, aber seine echte Liebe gehört noch immer der eigenen Frau.

Es ist schwierig für eine Frau das zu verstehen, es zu akzeptieren. Aber sie sollte es versuchen, denn nur damit kann sie ihre Ehe retten. Mit zu großen Eifersuchtsszenen, Misstrauen und Tränen könnte sie ihn nur in die Arme der Geliebten treiben.

Sie sollte eine gute Freundin haben, bei der sie ihre Sorgen „abladen" kann, denn das befreit. Allerdings sollte sie nicht nur darüber weinen, sondern versuchen einen klaren Durchblick zu gewinnen. Ein guter Trick ist, sich vorzustellen, man wäre 70 und blickt auf sein Leben zurück. Ein Rückblick, was schön, was schlimm war und was man versäumt hat. Aus dieser Distanz gesehen, wird der Seitensprung vielleicht ganz klein und sie versteht, dass sie ihrem Mann verzeihen soll.

Sie soll mit ihrem Mann wieder sprechen, über alles – außer den Seitensprung. Das soll ein Tabu-Thema bleiben, sonst bekommt dieses Ereignis nämlich eine ewige Bedeutung, die es eigentlich nicht hat.