Das Jahr der Ziege beginnt mit grossem Knall
Tausende feiern das Chinesische Neujahr
Chinesen,
Thailänder und ihre Gäste feierten am vergangenen Wochenende das Chinesische
Neujahr in großem Stil mit farbenfrohen Paraden, Drachentänzen und Feuerwerk.
Die siebenköpfige Schlange führte den Umzug an.
Die
Honoratioren der Stadt unter Führung unseres Bürgermeisters Pairat
Suttithamrongsawat versammelten sich vor der siebenköpfigen Schlange, die vor
dem Rathaus Stellung bezogen hatte, um am Festzug in der Fußgängerzone
teilzunehmen.
Die drei
chinesischen Götter Hok, Lok und Siew, die Symbole für Stabiltät, Wohlstand
und Glück, wünschten allen „Kung Hai Fat Choi" und ein glückliches
neues „Jahr der Ziege".
Dieser
feuerspeiende Drache kündigt die Herrschaft der Ziege im kommenden Jahr an
Von allen traditionellen chinesischen Festen ist
wahrscheinlich das Chinesische Neujahr, immer am Tag des ersten Mondes nach dem
Mondkalender, das wichtigste und farbenfroheste. Es ist die Zeit für alle
Chinesen, um sich gegenseitig Glück zu wünschen und sich zu gratulieren,
wieder ein Jahr vollbracht zu haben. Es ist dies eine Zeit das Alte zu beenden
und mit Neuem zu beginnen und damit eine neue Seite im Buch des Lebens
aufzuschlagen.
Auch Thais mit chinesischer Abstammung zelebrieren Wai Chao
und gedenken ihrer Vorfahren. Aber dies ist auch eine Zeit der
Familienzusammenführung, Besuche bei Freunden und Verwandten, wobei die
Verbundenheit in der Familie zum Ausdruck gebracht wird.
Vorbereitungen für dieses wichtige Familienfest werden
schon lange vorher getätigt, der Hausputz veranstaltet und das Grundstück
sauber gefegt. Jede Ecke des Hauses muss gründlich gereinigt werden, rote
Papierrollen, in schwarzer Tinte mit Gedichten beschriftet, werden an den
Wänden oder zu Seiten des Einganges aufgehängt und bringen die guten Wünsche
für die Familie zum Ausdruck. Symbolische Blumen und Früchte dekorieren das
Haus und es wird ein farbenreiches Bild von Nian Hua aufgehängt. Nachdem das
Haus sauber ist, ist es Zeit, am 23.Tag vor dem neuen Jahr Lebewohl zum
Küchengott Zaowang, dem Erfinder des Feuers, Beschützer des Familienherdes
und Hüter der Hausmoral, zu sagen. Er macht sich auf zum Himmel um über das
Betragen der Familie zu berichten. Natürlich versucht die Familie ihn zu einem
positiven Bericht zu überreden und gibt ihm zu Ehren ein großes Abendessen
mit Süßigkeiten und Honig. Die Süßigkeiten sollen dazu beitragen, seinen
Mund vor bösen Worten zu verschließen.
Natürlich kommt er am ersten Tag im neuen Jahr wieder
zurück und bis dahin lebt die Familie froh ohne seine wachsame Aufmerksamkeit.
Konsequent werden Vorräte und Geschenke gehortet. Geschenke sind in diesem
Fall wie Weihnachtsgeschenke für den Westen. Es ist auch die Zeit, in welcher
alte Schulden beglichen werden. Das Essen für das große Fest muss am Vortag
bereitet werden, alle scharfen Gegenstände werden an diesem Tag versteckt,
damit das Glück nicht zerschnitten wird. Die Festlichkeiten sind eigentlich
immer im Kreise der Familie und sollte ein Mitglied nicht teilnehmen können,
steht ein leerer Stuhl für ihn bereit. Die jüngeren Familienmitglieder
erweisen den Älteren ihren besonderen Respekt. Kinder erhalten rote Red
Lai-See Kuverts, die Glücksgeld enthalten. Jeder muss neue Kleidung am
Neujahrstag tragen und sein bestes Betragen zur Schau stellen. Lügen, lautes
oder rüpelhaftes Sprechen ist verpönt und das Zerbrechen von Gegenständen
bedeutet Unglück.
Am zweiten Tag der Festlichkeiten werden Verwandte und
Freunde besucht und mit Gaben und traditionellen Süßigkeiten beschenkt. Die
Läden sind geschlossen und Löwen- und Drachentänze werden auf den Straßen
durchgeführt. Feuerwerk und Feuerkracher sollen die bösen Geister vertreiben
und das geht zirka für zwei Wochen so fort. Die Neujahrsfeiern finden am 15.
Tag des ersten Mondes ein Ende mit einer Laternenparade. Wieder gibt es einen
Drachentanz, aber diesmal ist der Drache aus Bambus, Seide und Papier und mehr
als 30 Meter lang.
Santhana
Mekavarakul die Präsidentin von Mike‘s Company füttert den Löwen mit Geld
Diese
beiden Löwen wetteifern um die Gunst des Publikums
Stolz
erhebt sich der Drache aus seinen vielen Windungen
Buntes
Treiben rund um die 9 verschiedenfarbigen Löwen in der Fußgängerzone
Die „Ziege“ wurde auch in Pattaya festlich willkommen geheißen
An die 10.000 Einheimische aber auch Touristen standen
Spalier vor der Mike Shopping Mall und später in der Fußgängerzone, um an
den Feierlichkeiten des Beginn des neuen chinesischen Jahres teilzunehmen.
Thai-chinesische Artisten zeigten wieder einmal, wie gut es
ihnen gelingt in die Haut des Löwen bzw. Drachen zu schlüpfen. Die staunenden
Zuschauer konnten verfolgen, wie der riesige, 69 Meter lange, siebenköpfige
goldene Drache, der eigentlich große Ähnlichkeit mit der „Großen Schlange"
(Phaya Nak) hat, unter den geschickten Händen der 100 Artisten Leben annahm.
Er spuckte Feuer, drehte und wendete sich in Kreisen, wand sich eine fast 10
Meter hohe Säule hoch, sprenkelte Weihwasser auf die Leute und vollführte
viele Kunststücke zum Gaudium der Menge. Dieser Drache symbolisiert den Gott
der Winde und des Regens und wohnt, dem Glauben der Chinesen nach, im Himmel
und beschützt alle jene Menschen, die ihn respektieren.
Neun verschiedenfarbige Löwen, jede Farbe hat eine andere
Bedeutung, und zwei Löwen in Regenbogenfarben waren seine Begleiter in diesem
bunten Treiben, um die bösen Geister zu vertreiben. Der „kleine Buddha"
mit seinem Fächer tollte genauso in der Zuschauermenge herum und führte seine
mystischen Gefährten genau dorthin, wo die Chinesen ihre, mit Geld gefüllten
Kuverts hingelegt hatten.
Nicht nur die Zuschauer waren begeistert von den vielen
Darbietungen, auch Bürgermeister Pairat Suttithamrongsawat nahm an den
Festlichkeiten teil, begrüßte die vielen Gäste und wünschte allen ein gutes
neues chinesisches Jahr, viel Glück, langes Leben, Reichtum, Gesundheit und
ein starkes Anwachsen ihrer Geschäfte und Sicherheit vor bösen Einflüssen.
Die Feierlichkeiten begannen bereits am Rathaus, wo Kerzen am Denkmal König
Taksins entzündet wurden und eine Parade führte über die Sawang Boriboon
Stiftung zur Fußgängerzone.
Der chinesische Kalender
Peter Nordhues
Was ist eigentlich der chinesische Kalender? Der chinesische
Kalender ist eine Kombination aus dem Gregorianischen und dem Mond-/Sonnenkalender.
Die Ursprünge des chinesischen Kalenders reichen in mythische Zeiten zurück
und sind geschichtlich nicht eindeutig belegbar. Sicher ist, dass vor allem der
jahreszeitliche Wandel der Natur die Grundlage seiner Systematik ist. Die
Jahreszeiten werden nach dem Mondkalender in 24 Abschnitte eingeteilt und
bieten den Bauern Anhaltspunkte zur Bestellung des Landes und zum Zeitpunkt der
Ernte. Ein Mondjahr besteht aus 12 Mondumläufen und hat 354 Tage. Um den
Anschluss an das Sonnenjahr zu erreichen, haben die 24 Zeitabschnitte eine
unterschiedliche Dauer, um die 11 fehlenden Tage auszugleichen. Der Beginn
eines Jahres ist immer der erste Neumondtag des chinesischen Mondkalenders.
Der erste Zeitraum des Jahres ist der Frühlingsbeginn, dann
folgen: Beginn der Regenzeit, Schlüpfen der Insekten, Tag- und Nachtgleiche
des Frühlings, klare Helligkeit, Regen für das Korn, Sommerbeginn, volles
Korn, Korn in der Ähre, Sommerwende, leichte Hitze, große Hitze, Herbstbeginn,
Ende der Hitze, weißer Tau, Herbstwende, kalter Tau, Ankunft des Frostes,
Winterbeginn, leichter Schnee, großer Schnee, Winterwende, leichte Kälte,
große Kälte.
Die Jahre werden in einem Stamm-/Ast-System geordnet. Es
gibt zehn Stämme, fünf männliche und fünf weibliche, die einander in der
Reihenfolge abwechseln und nach den fünf Elementen benannt sind: Metall,
Wasser, Holz, Feuer und Erde. Jeder Stamm hat zwölf Äste, die jeweils ein
Jahr darstellen und nach Tiernamen benannt sind: Ratte, Kuh, Tiger, Hase,
Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Huhn, Hund und Schwein.
Der Überlieferung nach bestieg der erste König in China,
„Der Gelbe König", im Jahre 2697 v. Chr. den Thron, daher ist das „Jahr
der Ziege" (2003) das 4700. Jahr des chinesischen Kalenders.
Glanzvolle Neujahrsfeier in Chinatown
Peter Nordhues
Das neue Jahr tritt diesmal in das Zeichen der „Ziege"
und beendet das „Jahr des Pferdes".
Der Tanz
des Goldenen Drachens vor dem Hintergrund des Neujahr-Feuerwerks. (Foto: Peter
Nordhues)
Klassische
Puppentheater waren ständig dicht umlagert. (Foto: Peter Nordhues)
Im Bangkoker Bezirk Sampantawong lebt die größte und
älteste Gemeinde Thais chinesischer Abstammung. Diese Gegend ist mehr unter
dem Namen „Chinatown" bekannt und blickt auf eine hunderteinjährige
Geschichte zurück. Traditionsgemäß wird das chinesische Neujahr natürlich
besonders in diesem Teil der Stadt gefeiert und wird auf der Yaowarat Rd., vom
Wat Praimit (Tempel des Goldenen Buddhas) bis zur der Kreuzung Ratchawong Road,
mit vielen Veranstaltungen begangen. Die ganze Gegend ist festlich geschmückt,
wobei die Glüksfarben Chinas rot und golden dominieren. Zahllose Restaurants
und Garküchen bieten chinesische Speisen in unüberschaubaren Variationen an,
von Vogelnestern, Haifischflossensuppe bis zu den allseits beliebten
Nudelgerichten, und nicht zu vergessen die berühmte Peking-Ente. Das
chinesische Neujahrsfest lockt jedes Jahr Tausende von Touristen aus aller Welt
an und zählt zu den Hauptattraktionen, die Bangkok zu bieten hat.
Am vergangenen Wochenende wurde an zwei Tagen auf zwei
Großbühnen ein wahrhaft riesiges Programm geboten: Eine Modenschau zeigte
chinesisches Modedesign im Wandel der Zeiten, eine kombinierte Dia-, Film- und
Theatershow machte mit der Geschichte Chinatowns bekannt, Drachen- und
Löwentänze, Kabarett- und Talkshows, Live-Auftritte berühmter Künstler,
Puppentheater im Hainan-Stil und chinesische Opern während des gesamten
Festivals. Besucher hatten Gelegenheit eine 49 Meter lange Glückwunschkarte
zum 48. Geburtstag Ihrer königlichen Hoheit Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn
zu unterzeichnen.
In Chinatown gibt es über einhundert Gold-Geschäfte. Es
ist das Zentrum des Goldhandels in Thailand. Die Goldpreise werden hier
täglich von der Vereinigung der Goldhändler festgesetzt. An den Neujahrstagen
wird der Umsatz auf mehrere hundert Millionen Baht geschätzt. Und so waren in
der diesjährigen Tombola mit Blick auf das 111. Jubiläum Chinatowns auch 111
Goldketten zu gewinnen. Frohes chinesisches Neujahr!
Sammlie
Eine Erzählung von Varee Buntschuschej
Kapitel 1 Der Urwald – Teil 4
Der Glaube an Phii ist ein Teil des Geisterglaubens.
Dies ist eine animistische Überlieferung aus den Zeiten vor der Einführung des
Buddhismus in Thailand. Bevor Thailand mit dem Buddhismus in Berührung kam,
lösten zahlreiche Kulte einander ab, so wie zum Beispiel Animismus und
Schlangenverehrung, Shivaismus und Brahmanismus. Animistisches Brauchtum ist
auch heute noch weit verbreitet. Man glaubt, dass die ganze Natur von guten und
bösen Geistern belebt sei. Daher gibt es Phii und Phreta. Man
glaubt, es seien die Seelen von verstorbenen Menschen. Die Geister sind
unsichtbar. Für den Thai gibt es einen Wassergeist, einen Waldgeist, einen
Hausgeist, einen Feldgeist und viele andere mehr. Auf zahlreichen Anwesen findet
man daher die Geisterhäuschen, die stets dem Wohn- oder Schlafraum gegenüber
liegen und nie im Schatten des Hauses stehen dürfen. Man bringt hierin dem
Hausgeist, dem Pra Prom, täglich Opfergaben dar — Blumen, Speisen,
Früchte und Räucherstäbchen.
Phreta sind hungrige Geister, die in einer tieferen
Sphäre der Welt als die der Menschen existieren. Diese werden als hungrige
Geister wiedergeboren wegen ihrer unersättlichen Habsucht im früheren Leben
als Menschen. Als Buße dafür werden sie nun in einer von unerfüllten
Sehnsüchten angefüllte Existenz gequält. Da sie mit den Menschen nicht in
Verbindung treten können, sind die hungrigen Geister nicht in der Lage, um
Nahrung oder Besitz zu bitten, was sie sich jedoch ersehnen. Sie haben ein
langes Dasein als Phreta, in dem sie darauf warten, dass ihr schlechtes
Karma sich erfüllt und sie hoffen darauf in menschlicher Form wiedergeboren zu
werden. Diese hungrigen Geister sind eigentlich unsichtbar, aber ab und zu
können sie als verschiedenartige, hässliche Figuren auftreten. Sie tun
offenbar niemandem etwas zuleide; sie erschrecken nur die Menschen. Durch diese
Erscheinungen werden viele Menschen nervenkrank.
Vor den Erwachsenen hatte Sammlie Angst, weil sie größer
und kräftiger als Kinder sind. Besonders vor ihrem Vater hatte sie ständig
Angst, dem sie kaum bis zur Taille reichte. Zudem verhielt er sich immer
tyrannisch; Sammlies Mutter und ihre fünf Kinder mussten auf ihn hören, sich
nach ihm richten und sich auch ständig vor ihm in acht nehmen. Ein Ehemann und
ein Familienvater ist nach alter Tradition der Familienpatriarch. Väter in
Thailand haben immer Recht! Kinder durften die Erwachsenen nicht ansprechen oder
Fragen stellen. In Sammlies Dorf hatten die Mädchen überhaupt nichts zu sagen,
sondern mussten nur zuhören, ansonsten wurden die Erwachsenen sehr schnell
wütend, besonders Sammlies tyrannischer Vater. Wenn er schlechte Laune hatte,
dann griff er nach seiner Peitsche aus braunem biegsamen Rattanholz und ließ
diese wie einen Blitzschlag auf Sammlie sausen. Das war seine Antwort, sein
Familiengesetz: „Erst schlagen, dann sprechen!"
Einmal kam ganz seltener Besuch ins Hausund Sammlie
versteckte sich, lugte nur neugierig durch einen Riss in der Wand. Sie scheute
sich vor dem Besuch, weil dieser besser und schöner als sie und ihre Familie
gekleidet war. Für solch schöne Kleidung hatte Sammlies Mutter kein Geld. Dies
war trotzdem keine Schande für Sammlie und ihre Geschwister, denn die Natur
hatte ihnen sonst alles gegeben; sie hatten reichlich Platz, um sich frei und
uneingeschränkt bewegen zu können, da die Wildnis keinem gehört. Und sie
bekamen reichlich gesunde Luft zum Leben. Die Wildnis bot ihnen vielerlei
Essbares — frische Fische aus den Flüssen, Bächen und Teichen,
vitaminreiches Gemüse und Obst aus dem Wald, Trinkwasser aus dem Brunnen und
den Quellen und vom Himmel herabfallendes Wasser, den Regen, der auf Thai Nahm-Fohn
heißt. Man bezeichnete ihn als himmlisches, erfrischendes Getränk.
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