Prostitution – oder was?

Kurt Krieger

In den Touristenstädten am Meer reiht sich Bar an Bar, und in jeder sind zwischen 5 und 30 Mädchen „beschäftigt". Sie sind allesamt bereit, für etwa 500 bis 1.000 Baht (13 Euro), in Phuket ca. 50 Prozent mehr, „Shorttime" (eine kurze Zeit in einem Zimmer der Bar), eine Nacht im Hotel oder viel besser noch: einen Urlaub lang, oder gar, so ab 5.000 Baht einen Monat lang, oder möglichst gleich für ewig, einem Mann zu gehören. Die Bar kassiert eine sog. „Auslöse" zwischen 150 und 600 Baht pro Tag. Die „Mama San" (Barbesitzerin), und nur böse Zungen würden sie eine Puffmutter nennen, sorgt für die Mädchen wie eine Glucke für ihre Küken. Küken, die für sie goldene Eier legen!

Ich selbst gehe gerne abends zur Unterhaltung in eine solche Bar. Eines der Mäuschen setzt sich dazu. Man beginnt eine „Konversation", die meist schnell am fehlenden Wortschatz der jeweiligen Zaubermaus endet. Viele machen kleine simple Spiele, irgendwie unterhält man sich. Wenn einem das Mädchen nicht gefällt, sagt man ihr „die da drüben mit den langen Haaren, die würde ich gerne kennen lernen". „No pompem" (kein Problem). Dann kommt die Freundin. Vielleicht spricht sie ein bisserl besser englisch. Mehr gibt’s für mich nicht, ich habe einen schlanken, extrem eifersüchtigen kleinen Zerberus daheim. Die schwört bei Buddha, sie würde mich sofort umbringen, falls ich das täte. Und ich glaube ihr das sogar! Um sicher zu gehen, hat sie mir einmal mit Lippenstift auf den Penis geschrieben. Wehe ich komme heim und die Schrift wäre verwischt!

Was ist es nun, das Prickelnde in diesem Land? In erster Linie einmal das andere Flair, das Fehlen des Nuttenhaften und des Verbotenen, die Art und Weise des Umgangs mit diesen Lotusblüten, der Spaß, und nichts läuft ohne Spaß, Zeit zu haben, das Gefühl, das so ein Schmusekätzchen herüberbringt. Du glaubst wirklich, sie liebt dich, wenn sie mit Dir zusammen ist. So kann man käufliche Liebe in Thailand keinesfalls mit der in anderen Ländern verbreiteten „Prostitution" vergleichen.

So haben sie Spaß ohne Ende und verdienen Geld, mit dem sie daheim die Eltern unterstützen. Es ist mir wohl bewusst, dass das nicht immer und bei allen Mädchen gleichermaßen die ganze, alleinige Wahrheit ist. Pauschalierungen sind immer problematisch, aber ein bisserl was ist natürlich schon dran. Sicher gibt’s auch viele Mädchen, die sehr wohl gegen ihren Willen in so einer „Bar" landen. Sie werden z.T. auch heute noch, im Jahre 2546, von den Eltern an Aufkäufer gegen Vorauskasse verkauft und müssen diese in der Stadt abarbeiten.

Auf der anderen Seite hilft auch dieser Weg des fragwürdigen Geldverdienens vielen armen Familien, insbesondere im Norden und Osten des Landes, beim Überleben. Manchmal sogar zu ein wenig mehr, einem Kühlschrank, einem Moped oder einem Fernseher. Angesichts solcher „Luxusgüter" schwinden dann schnell die „moralischen Bedenken" der konservativen Thais auf dem Lande.