Männer sind Gewohnheitstiere

Ja, meine Damen, das wussten wir eigentlich schon immer, nicht wahr? Beim Essen ist das so, bei ihren Gewohnheiten, bei ihrer Kleidung, bei ihrer Lektüre – aber auch bei ihrem Geschmack bezüglich Frauen. Denn es ist keineswegs so, wie es das Lied aussagt: „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau´n", da Männer ziemlich festgelegt sind, wenn es darum geht, ihr Herz zu verschenken. Und ganz egal, wie oft sie dies tun, meistens bleiben sie immer demselben Modell treu.

Das kann man eigentlich auch als Treue bezeichnen, auch wenn so mancher der großen Helden in Deutschland als „Fremdgeher" abgestempelt wurde, wie zum Beispiel der Franz oder der Boris oder gar der Joschka oder der Dieter. Sie wissen sicher, wen ich damit meine. Denn das staunende Publikum erfuhr ja immer haargenau, was gerade geschah und getrieben wurde.

Aber wie gesagt, wie oft sie auch fremdgehen, im Grunde sind sie ja doch treu – wenn auch nur ihrem Frauentyp nämlich. Genauso wie der Boris auf dunkelhäutige Schönheiten steht und der Dieter im Grunde ja auch, genauso liebt der Kaiser die blondhaarigen Herben. Und so geschieht es eben, dass sie auch die Dritte zum Traualtar führen, die genauso aussieht wir die Erste vor 20 Jahren.

Was haben Männer eigentlich davon, dass sie, kaum dass die Tränen der Scheidung versiegt und die Herzschmerzen einigermaßen vergessen sind, sich sofort wieder den gleichen Typ, allerdings wesentlich jünger raussuchen? Ist es ihr ewiger Drang zur ewigen Jugendlichkeit? Denn Psychologen sind überzeugt davon, dass es keineswegs nur die grauen Haare und die ersten Fältchen ihrer Gattin sind, die sie nach einem jüngeren Ebenbild Ausschau halten lassen. Da Frauen nicht nur der Jahre nach reifer werden, sondern auch im Kopf, hören sie womöglich auf, den Geliebten zu vergöttern und anzuhimmeln. Seine Worte sind nicht mehr die reine Offenbarung und sie entdecken Widersprüche und Schwächen. Sie beginnen sich langsam aber sicher zu emanzipieren und auch wenn sie Ihn noch immer heiß lieben, ist er doch nicht mehr der Stern, den sie wie einen kleiner Satellit umkreisen.

Natürlich ist es schwierig für die Männer damit zurecht zu kommen. Speziell für jene Männer, die es gewöhnt sind in der Öffentlichkeit immer bewundert zu werden, ist so ein Tiefschlag von der eigenen Frau kommend unverträglich. Plötzlich ist da ein anderes Wesen, eine jüngereAusgabe der vorher so Geliebten und sie schenkt ihnen dieselbe Aufmerksamkeit, die sie vorher zuhause erfahren haben. Diese junge Frau hängt noch voll Verzücken an ihren Lippen und himmelt sie an. Das macht sie wieder glücklich. Denn sie wollen im Grunde ja gar keine einschneidende Veränderung, sie wollen ja, das alles so bleibt wie es war. Sie wollen diesen unbeschwerten Abschnitt des ersten Verliebtseins immer und immer wieder genießen und immer wieder von vorne beginnen können.

Zu schade, dass sie dann meist zwar im Bett dieselbe Schöne ohne älter zu werden liegen haben, aber am Morgen im Spiegel einen ergrauten Mann mit Tränensäcken und Schmerbauch sehen – oder sehen sie den vielleicht gar nicht?