Erwin Rohner war zum vergangenen Weihnachtsfest richtig
in Aktion zu erleben. Am Stand des Rotary-Klubs Taksin-Pattaya brutzelte er
in der Fußgängerzone Mandeln. Es war sehr heiß und Erwin schwitzte sehr,
denn eigentlich ist er nur in Pattaya, um Urlaub zu machen. Doch immerhin
kommt er schon seit 29 Jahren jeden Winter für drei Monate nach Thailand.
Den Urlaub hat sich Erwin wahrlich verdient, denn im Rest
des Jahres ist er von früh bis spät in der ganzen Schweiz unterwegs und
verkauft Süßigkeiten. Die gesamte Familie besitzt einige
Confisserie-Geschäfte und Bäckereien und ist praktisch auf allen Märkten
und Messen des Landes vertreten.
Erwin Rohner wurde im Rheintal in der Schweiz geboren und
lernte Bäcker und Konditor. Gemeinsam mit seinem Bruder eröffnete er vor
45 Jahren das erste Geschäft und jetzt sind auch sein Sohn und seine drei
Neffen mit ihren eigenen Unternehmen im Familienbetrieb tätig. Oft steht
Erwin früh um 3 Uhr auf und fährt mit den Waren aus der Bäckerei seines
Bruders ein paar Stunden zu einem Markt in eine andere Ecke der Schweiz,
verkauft dort den ganzen Tag über Süßigkeiten und kommt gegen 24 Uhr
wieder nachhause. Es sind harte Arbeitstage, doch sie machen ihm Spaß. „Wir
sind der einzige Verkäufer von Magenbroten auf den Märkten, der seine
Waren auch selber bäckt", erklärt er stolz. „Und dadurch kann nicht
nur der Preis, sondern auch die Qualität gewährleistet werden". Erwin
erzählt: „Einmal kam ein alter Mann mit einem Rucksack aus den Bergen auf
den Markt und fragte ‚Gibt es hier das Magenbrot von Rohner? Ich darf nur
Rohnerbrot mit nachhause nehmen.’"
Da alle Familienangehörigen ihr eigenes Geschäft haben,
kann es schon einmal vorkommen, dass auf einem Markt mehrere Rohner-Stände
miteinander konkurrieren. „Normalerweise sehen wir uns aber höchstens
einmal pro Woche, da alle den ganzen Tag unterwegs sind. Und dabei spielt es
keine Rolle, ob es stürmt oder schneit." Doch die Eigenart des
Geschäftes in der Schweiz bringt es mit sich, dass nach dem Nikolaustag
praktisch keine Süßigkeiten mehr verkauft werden und Erwin seinen Laden
dann beruhigt für drei Monate Winterurlaub verlassen kann. Seine
Angestellten fangen im Februar wieder mit den ersten Arbeiten an und Erwin
und seine Frau Susi lassen es sich noch bis März in Pattaya gut gehen.
Das erste Mal war Erwin mit seinen Brüdern und den
Frauen vor 29 Jahren auf Urlaub nach Thailand gekommen. Seit nunmehr 13
Jahren quartiert er sich immer im Nong-Apartment in der Soi Yensabai ein.
„Es ist schon eine gewaltige Umstellung, von einem fast 20-Stunden-Tag auf
Faulenzen umzuschalten. Und wenn wir zurückfliegen, brauchen wir etwa 2
Wochen, bis wir wieder völlig im Geschäft drin sind", sagt Erwin.
Durch die angestrengten Arbeitsmonate haben sie sich das Faulenzen auch
verdient und so ist ihr vordringliches Ziel hier erst einmal, wie er sagt:
„Ausschlafen".
Erwin betrachtet Thailand als seine zweite Heimat, er mag
die Thailänder und den Buddhismus und das Paar hat hier auch viele
Schweizer Bekannte, so dass es nie langweilig wird. Ab und zu fahren sie auf
Reisen durch die Region oder sogar zum Hochseefischen nach Vietnam oder Hong
Kong. Auch im Feinschmeckerklub Chaine de Rotisseur lassen sie sich
verwöhnen und überraschen ihre Freunde immer wieder mit einem leckeren
Stückchen Magenbrot.
Besonders engagiert ist Erwin jedoch im Rotary-Klub
Taksin-Pattaya, zu dessen Gründungsmitgliedern er zählt. Zu Hause in der
Schweiz hat er natürlich keine Zeit für soziales Engagement, doch hier
kann er an allen Aktivitäten teilnehmen. „Viele Mitglieder haben wenig
Zeit, doch solange ich da bin, kann ich überall helfen und dabei
sein", sagt er. Erwin ist mit seinen fünf Geschwistern aufgewachsen
und seine Mutter ist früh verstorben, deshalb freut er sich jetzt, wenn er
Kindern in Not helfen und sie wann immer nur möglich unterstützen kann.
Bei allen Aktionen des Klubs zur Unterstützung von Schulen ist er deshalb
sehr engagiert und finanziert viele Spenden. Erst kürzlich war er dabei,
gemeinsam mit Schulkindern eine Straße durch Malarbeiten zu verschönern.
Doch bald ist es an der Zeit, in die Schweiz zu fliegen
und sich wieder der Arbeit zuzuwenden. Im Dezember jedoch wird Erwin Rohner
zurück nach Pattaya kommen und er hat schon jetzt vor, viele neue
Überraschungen für die Kinder und seine Freunde mitzubringen.