Die Nabelschnur – Geheimnis des Lebens

Wolfgang Herschel

Die Nabelschnur, das wichtigste Lebensband des ungeborenen Kindes zur Mutter, das das ungeborene Leben mit Nahrung versorgt, ist nicht nur irgendein Schlauch, der nach der Geburt leider immer noch zumeist auf dem Klinikmüll landet, sondern sie ist wesentlich wichtiger, als man bisher angenommen hatte.

Die Nabelschnur ist das eigentliche Geheimnis des Lebens und wurde erst kürzlich neu entschlüsselt. Damit gelang der modernen Forschung eine der spannendsten Entdeckungen überhaupt. Denn das Blut der Nabelschnur enthält lebensrettende Stammzellen. Das ist ein Rohstoff, der imstande ist, bisher fast unheilbaren Krankheiten wie Multipler Sklerose, Rheuma und Krebs, den Kampf anzusagen.

Um den Heilungserfolg zu verstehen, muss man wissen, dass Stammzellen Vorläuferzellen sind. Sie sind deshalb noch auf keine bestimmte Funktion im Körper festgelegt. Da diese Zellen sich schier endlos teilen können, ist es ihnen möglich, aus sich heraus das Blut- und Immunsystem, Knorpel, Muskel und Knochen zu bilden. Außerdem schwimmen im Blut der Nabelschnur Stammzellen, wie sie später auch im Knochenmark gefunden werden. Damit eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten zur Therapie bei Blut-, Brust, Gebärmutter- und Lungenkrebs. Auch bei sogenannten Autoimmunerkrankungen wie Rheuma und Multipler Sklerose verspricht man sich grandiose Heilerfolge.

Bei der üblichen herkömmlichen Methode, Krebserkrankungen durch Strahlen- oder Chemotherapie zu behandeln, wird häufig das Knochenmark zerstört. Es gibt zwei verschiedene Methoden, diesen Patienten zu helfen. Entweder man entnimmt dem Krebspatienten vor der Strahlentherapie blutbildende Stammzellen und spritzt sie ihm anschließend wieder ein oder man spritzt ihm Nabelschnur-Stammzellen, um das Knochenmark nach der Behandlung wieder aufzubauen.

Bei Multiopler Sklerose würde die Heilung folgendermaßen vor sich gehen: Das von der Krankheit angegriffene Immunsystem wird bestrahlt und bewusst zerstört. Mit Stammzellen könnte es dann anschließend wieder völlig neu – und gesund aufgebaut werden.

Natürlich wären Stammzellen aus dem eigenen Nabelschnurblut viel verträglicher als Fremdspenden, da sie keine Abstoßreaktionen enthalten, weniger Viren haben und sich schneller teilen und der Patient dadurch nicht belastet wird. Manche Krankenhäuser gehen bereits dazu über, Stammzellen aus den Nabelschnüren Neugeborener zu gewinnen. Diese Prozedur ist einfach und unbedenklich und total schmerzlos. Gleich nach der Geburt wird der Nabel abgeklemmt und das Blut aus der Hauptvene entnommen. Weder Mutter noch Kind spüren davon irgend etwas. Diese so, durch ein besonderes Verfahren gewonnen Stammzellen werden eingefroren und bei minus 196 Grad Celsius gelagert. Das Schöne daran ist, dass sie, so aufbewahrt, eine unbegrenzte Überlebensdauer haben.

Es gibt in Deutschland bereits einige Kliniken, die über Stammzellenbanken verfügen, aber momentan gibt es in Europa nur eine einzige Stammzellenbank, die persönliche Lagerung anbietet. Im Gegensatz zu den USA ist die Nabelschnurspende in Deutschland streng anonym und Eltern und Kind haben keinerlei Einfluss auf die Verwendungsmöglichkeit.