Wasserknappheit

Franz Schmid

Autos werden fast täglich gewaschen, Gärten gespritzt, damit die Pflanzen und das Gras in der glühenden Hitze nicht verdorren. Und natürlich duschen auch die Menschen täglich mindestens ein- bis zweimal. Manchmal sogar wesentlich öfter, um sich die Hitze, den Schweiß, den Schmutz oder auch nur das Salzwasser abzuwaschen. Wasser wird verbraucht in beliebiger Menge und ohne weiter zu fragen, ob denn überhaupt genügend davon vorhanden ist.

Selbstverständlich ist es nicht das Problem der vielen Touristen, die hierher nach Pattaya kommen und einen schönen Urlaub verbringen wollen. Schließlich bringen sie die Devisen und möchten von ihrem Geld auch etwas „haben" und dazu zählt eben nun mal die tägliche Körperreinigung. Genügend Wasser herbei zu schaffen ist schließlich und endlich das Problem der Stadtväter, die ja auch genügend Devisen einnehmen, um den Urlaubern diesen Muss-Komfort garantieren zu können.

Die Frage ist jetzt nur: Können sie es denn garantieren? Wohin man sieht, sieht man sogenannte „Wasserwagen" fahren. Lieferwagen mit Riesentanks aufmontiert, aus denen sie die Privathäuser, aber auch viele Hotels mit dieser nötigen Flüssigkeit, der lebensnotwendigen, versorgen. Denn es ist mittlerweile jedem Bürger hier klar geworden, dass, zwar noch nicht akuter, aber trotzdem schon ein recht großer Wassermangel herrscht.

Ich lebe alleine in meinem Haus, von etwaigem Besuch einmal abgesehen. Ich habe einen kleinen Garten, den ich natürlich auch jeden Tag begießen muss. Des Nachts höre ich oft wie das Wasser von den Stadtwerken langsam reinfließt. In letzter Zeit kann man das allerdings nur noch als „tröpfeln" bezeichnen, denn mein Tank, der sonst immer voll war, ist am Morgen nicht einmal zu einem Drittel gefüllt. Man kann sich ausrechnen, dass diese Menge, selbst für einen alleinstehenden Mann, nicht immer ausreicht. Also lasse auch ich den Tankwagen kommen, der mir dann so alle zwei, drei Tage den Tank wieder bis zum Rand auffüllt. Das kostet mich dann jedes mal so an die 100 Baht. So geht das schon seit drei Monaten.

Na, was sind denn schon 100 Baht, werden Sie vielleicht fragen. Richtig, es ist nicht viel, aber es summiert sich mit der Zeit. Außerdem ist es sehr unangenehm, wenn man mal später des Nachts nachhause kommt und man auf die Toilette geht und feststellt, dass kein Wasser da ist. Weil man eben noch vor dem Weggehen vergessen hat im Tank nachzusehen. Oder man steht mit eingeschäumten Haaren unter der Dusche – und auch da bleibt plötzlich die Leitung trocken. Unangenehm! Aber, wie gesagt, es geht nicht nur mir alleine so. Tausende sind davon betroffen.

In Deutschland hätte es schon lange einen Aufstand deswegen gegeben, die Regierung wäre vor einem Zusammenbruch gestanden, Streiks ausgerufen worden und was weiß ich, was noch passieren würde. Hier nehmen die Menschen es sehr gelassen auf. Man füllt eben bei Gelegenheit seinen Wasserbottich, der in jedem Thai Haushalt steht, auf und bedient sich bei Wassermangel eben daraus. Geduld oder Gleichgültigkeit?

In Kürze, in der heißesten und trockensten Zeit des Jahres, im April, wird Songkran gefeiert, das Thai Neujahr oder auch „Wasserfest" genannt. Ich frage mich, was den Stadtvätern dieses Jahr einfallen wird. Denn der Maprachan Stausee ist sehr trocken geworden, man kann an vielen Stellen den Grund herausragen sehen. Dasselbe ist auch mit den anderen Stauseen, die uns mit Wasser beliefern sollten. Werden nun die Stadtväter diese Wasserverschwendung auch in diesem Jahr gut heißen? Werden sie selbst sogar noch voll Freude daran teilnehmen und später wieder unter diesmal akutem Wassermangel leiden? Oder haben sie eine spezielle Wasserleitung und kennen dieses Problem vielleicht gar nicht am eigenen Leib?