Rudolf Hofer

Rudolf Hofer ist der neue Vertrauensmann der österreichischen Botschaft für die Ostküste Thailands. Am ersten April wird er offiziell dieses Amt antreten und damit seinen Landsleuten den Umgang mit ihrer Botschaft erleichtern. Die Österreicher sind allerdings nur ein Teil von Rudolfs Landsleuten, denn zur Hälfte ist er auch Deutscher.

Rudolfs stammt aus einer sehr international orientierten Familie und sein Großvater soll im Auftrag einer österreichischen Schweißerei sogar zwei Jahre in Vorderasien gearbeitet und in einem Beduinenzelt gelebt haben. Sein Vater ließ sich später in Falkensee bei Berlin nieder, woher auch Rudolfs Mutter stammt. Von beiden Elternteilen erhielt er deshalb seine beiden Staatsbürgerschaften. Er absolvierte eine Lehre als Einzelhandelskaufmann und arbeitete dann bis 1989 in der HO.

Nach der Wende machte sich Rudolf im Autohandel selbständig und war schon nach kurzer Zeit sehr erfolgreich. Allerdings entwickelte er nach einiger Zeit die typische Thailand-Krankheit, denn nachdem Rudolf das erste Mal hierher gekommen war, zog es ihn immer wieder nach Pattaya. „Ich bin 30 Mal hier im Urlaub gewesen", sagt er. „Manchmal bin ich sogar übers Wochenende nach Thailand geflogen." Die Mitarbeiter des Reisebüros schauten ihn schon recht verständnislos an, als er ein Ticket für Freitag kaufte und erklärte, er müsse aber am Dienstag wieder in Falkensee sein.

Das Geschäft in Deutschland lief gut, doch seine Partner forderten Rudolf auf, sich nun endlich zu entscheiden, wo er denn nun leben will. Viel nachzudenken gab es dabei allerdings nicht und Rudolf ließ sich 1999 endgültig in Pattaya nieder. „Gedanklich hatte ich ja schon lange nicht mehr in Deutschland gelebt", meint er dazu.

Er schaute sich schnell nach einer Marktlücke um, in der er sich hier selbständig machen konnte. „Restaurants und Bars fielen von vornherein weg, da es schon viel zu viele gibt, und auch Immobilienbüros lassen kaum noch neuen Platz", erkannte er schnell und eröffnete schließlich mit einem Partner eine Immobilienbetreuung. „Wir betreuen Apartments und Häuser von Ausländern, die sich nur bestimmte Zeit in Pattaya aufhalten, und vermieten sie zeitweise", sagt er. Allein im Yensabai-Condo verwalten sie 60 Apartments und Rudolf ist mit seinen Kunden dort sehr zufrieden. „Wir konzentrieren uns auf ein hochpreisiges Segment und vermieten nur. So erzielen wir nicht die große Verkaufsprovision, aber ein kontinuierliches, monatliches Einkommen", erklärt er. Während sein Partner das Fachwissen für die Bewertung und Verwaltung mitbringt, engagiert sich Rudolf in der Außenvertretung und im Kundenkontakt. „Es ist eine sehr schöne Arbeit und wir haben gezeigt, dass man hier auch gutes Geld verdienen kann", freut er sich.

Rudolf Hofer ist ein junger Unternehmer, der scheinbar nie müde wird. Immer wieder sucht er nach neuen Aufgaben und Herausforderungen, sei es im beruflichen oder privaten Bereich: „Ich bin schon durch ganz Südostasien gereist, immer abseits der Touristenpfade." In Vietnam ging er mit Schlangenfängern auf Jagd. „Die Angst, die man beim Anblick einer solchen Schlange empfindet, bringt die Lebensgeister zurück. Da merkt man richtig, dass man lebt", sagt er voller Energie und Begeisterung. Auch dem Sprachenlernen ist er sehr angetan, Russisch, Polnisch, Englisch und Thai spricht er schon, jetzt hat er sich Chinesisch und Vietnamesisch vorgenommen.

Doch als hätte er nicht schon genug zu tun, engagiert sich Rudolf seit drei Jahren auch für seine Landsleute in Thailand. Er kümmert sich um Deutsche, die hier in der Region im Gefängnis sitzen und arbeitet eng mit der deutschen und der Schweizer Botschaft zusammen. „Ich bezahle alle anfallenden Kosten aus meiner eigenen Tasche", betont er. „Ich möchte nicht, dass Gerüchte aufkommen, ich würde etwas in meine eigene Tasche stecken." Sein Engagement wurde jetzt von der österreichischen Botschaft gewürdigt, die ihn am 28. Februar zum Vertrauensmann ernannte. „Ich freue mich schon darauf, ab dem 1. April auch die Österreicher zu vertreten", sagt er stolz. „Ich betrachte das Amt als eine Ehrung für meine bisher geleistete Arbeit", betont er und fügt hinzu: „Natürlich freue ich mich über das Vertrauen, doch die Position ist mit sehr viel Arbeit verbunden und gar nicht so repräsentativ, wie sie scheinen mag." Durch seine bisherigen Kontakte fängt er nicht bei Null an, sondern schon „bei 50 Prozent", wie er sagt. „Ich habe hier die gesammelten Werke aller Verordnungen und bin gern bereit, bei allen Problemen zu helfen."

Doch trotz seiner vielen Aufgaben findet Rudolf noch immer Zeit für seine Reisen und er genießt die große Auswahl an Restaurants in Pattaya, das angenehme Klima und das friedliche Leben. „Man darf hier nicht verbissen seiner Aufgabe nachgehen", sagt er. „Dazu ist Thailand viel zu schön."