von Karsten Holt
Eines der besonderen Merkmale Pattayas ist es, dass hier
unzählige Nationalitäten auf kleinstem Raum friedlich zusammenleben. Wenn
Sie in Deutschland in ein gutes indisches Restaurant gehen, erhalten Sie
einfach echtes indisches Essen. Doch hier können sie gleich noch 100 echte
Inder kennen lernen. Das Kohinoor in der 2. Road in Südpattaya, gegenüber
dem Camelot Hotel, gilt unter seinen Landsleuten als eine der ersten
Adressen der Stadt und deshalb kann es nicht verwundern, dass die Inder dort
in Scharen ein und aus gehen.
Das Kohinoor Kitchen ist, wie der Name schon vermuten
lässt, ein einfaches indisches Familienrestaurant. Sein Besitzer, den alle
nur Ravi nennen, ist jedoch gleichzeitig der Eigentümer eines Gewürzladens
und wird in der kommenden Woche in der Soi 17, direkt neben dem Tempel der
Sikh, den ersten indischen Supermarkt Pattayas eröffnen. Mit seinem Laden
ist Ravi der bedeutendste Importeur original indischer Gewürze und sogar
seinen Reis bezieht er aus seiner alten Heimat. Stolz berichtet er, dass
auch viele andere Restaurants der Stadt ihre Zutaten bei ihm kaufen, doch
seinen Basmati-Reis führt er nur allein. Die Originalrezepte und –zutaten
stellen sicher, dass das Essen im Kohinoor immer genauso wie in Indien
schmeckt.
Und auch die Speisekarte sieht aus wie eine Landkarte
Indiens, zumindest im übertragenen Sinne, denn Sie benötigen schon einen
Indienexperten, um die Speisen zu identifizieren. Dort findet sich nicht
einfach nur Huhn, sondern Huhn Masala, Huhn Korma, Huhn Tandoori, Huhn Tikka,
Huhn Do Piyaza und sogar Huhn Lollipop.
Neben den zahlreichen Huhn- und Lammgerichten bietet das
Kohinoor jedoch vor allem für Vegetarier eine enorme Auswahl an Gemüse-
und Paneergerichten. Indische Restaurants scheinen in Pattaya ohnehin die
einzigen Orte zu sein, in denen auch ein Vegetarier nicht hungrig bleibt.
Besonders die Paneers, die traditionellen indischen Hüttenkäse, bieten mit
ihren verschiedenen Currysaucen überaus schmackhafte Gerichte. Auch die
Anzahl an Broten ist überwältigend, da gibt es die dünnen, harten Papadam,
die weichen Roti und Nan und die Paratha, das sind mit verschiedenen Zutaten
gefüllte Roti.
Die einfachste Wahl der Speisen erfolgt über das Büfett,
für das der Wirt täglich wechselnde Gerichte ausgewählt hat. Neben einer
Suppe und mehreren Vorspeisen stehen in der Regel Huhncurry und ein
Lammgericht, Fisch sowie mehrere vegetarische Gerichte, Salat, Brot und Obst
für insgesamt 189 Baht zur Auswahl. Dazu kann man dann noch das eine oder
andere Gericht aus der Karte wählen, um die Geschmacksvariation abzurunden.
Denn die Vielfalt der Gewürze ist es wohl, welche die indische Küche so
interessant machen. Einfach ein Gericht zu bestellen und zu essen, würde
diese nicht zur Geltung bringen. Deshalb kommen die Inder auch immer in
größeren Gruppen und bestellen dann gemeinsam mehrere Speisen um alles
auskosten zu können.
Wir hatten uns ebenfalls entschieden, zunächst das
Büfett durchzuprobieren und bestellten außerdem noch ein Paneercurry und
Lamm. Die Speisen, sind wie erwartet gute indische Hausmannskost. So empfahl
Ravi einen Brei aus gelben Bohnen, die viel Energie enthalten und bei ihm
zuhause immer von den Bauern gegessen werden. Mir mundete wieder einmal der
Käse besonders, der von einer wunderbaren Tomatencurrysauce begleitet wurde.
Dazu probierten wir die verschiedenen Brotsorten. Meine Begleiter machten
mich auch auf die auf dem Tisch bereitstehenden Zutaten aufmerksam. Ein
Gefäß enthielt kleine rote Zwiebelchen und der Wirt erklärte, dass diese
zwei Tage lang in Essig und Salz eingelegt und dann im Kühlschrank
aufbewahrt werden, wodurch sie die rote Färbung erhalten.
Nach dem Hauptgang wurde uns frisches Obst serviert und
anschließend probierten wir selbstverständlich noch einige der vielen
indischen Süßspeisen. Diese sind im Gegensatz zu den europäischen eher
schlicht gehalten. Wir wählten Ras Gulla und Ras Malai – Käsebällchen
in Sirup bzw. süßer Milch, und Gulab Jamun – in Sirup getränkte
Teigbällchen.
Während mir die Mehrzahl der Speisen unbekannt war und mir die Namen
vollkommen indisch vorkamen, hatten alle anderen Gäste damit kein Problem,
denn den ganzen Abend blieb ich unter den vielen Indern der einzige „Ausländer"
im Lokal. Zu schade, denn die Europäer wissen gar nicht, was ihnen dabei
entgeht.