Neulich las ich in einer Zeitung, dass die US-Soldaten an
der Front im Irak-Krieg, die täglich ihr Leben in Gefahr bringen müssen,
dazu aufgerufen wurden für Präsident Bush zu beten. Sie sollen ein gutes
Wort bei Gott für ihren „Führer" und obersten Befehlshaber einlegen,
der bei diesem Krieg in der weiten Ferne, sprich im sicheren Kämmerlein
weilt!
Journalisten, die diese Soldaten täglich begleiten,
sahen dieses Gebetbuch im Taschenformat, das die Soldaten dazu aufmuntern
soll, an ihren geliebten Präsidenten auch mit den folgenden Worten zu
denken: „Ich habe mich verpflichtet, in dieser Zeit der Unsicherheit und
Unruhe für Sie und Ihre Familie, Ihre Kollegen und unsere Truppen zu beten",
heißt es in dem Vordruck. „Möge Gottes Friede Sie leiten."
Das Pamphlet, das den Titel „Eines Christen Pflicht"
trägt, wurde an Tausende von Marineinfanteristen verteilt. Es enthält
außerdem einen vorgedruckten Brief an das Weiße Haus, den man der
Bequemlichkeit halber nur heraus zu trennen braucht– nach erfüllter
Pflicht im Krieg versteht sich, um diesen dann an das Weiße Haus zu
schicken.
Gott verschließt seine Ohren keinem Bittenden, wohl aber
einem Fordernden, deshalb glaube ich persönlich, dass man für so einen
Menschen wie George W. Bush wirklich besonders beten sollte. Denn obwohl Mao
Tse Tung keinesfalls christlich war, erinnert mich Herr Bush, – speziell
durch die Vergabe dieses Büchleins doch gewaltig an ihn. Oder vielleicht
doch an jemand anderen? Heil dir, oh Führer!
Eine andere Gruppe, für die wir alle bei Gott um
Vergebung ihrer Sünden bitten sollten, sind viele Jugendliche in Thailand.
Jene nämlich, die zur Zeit so häufig in die Schlagzeilen kommen. Jene, die
ohne Bedenken eine Waffe auf andere Mitmenschen richten und sie erstechen,
erschlagen oder erschießen. Jene jungen Menschen, die mit ihrem
jugendlichen Alter schon viel zu alt sind, die ihr Leben eigentlich schon
ausgelebt haben, durch Drogen, durch andere Suchtmittel, durch die
Gleichgültigkeit oder die hohen Anforderungen der Gesellschaft. Diese
jungen Mörder denken nicht darüber nach, dass sie mit ihren Taten ein
anderes Menschenleben, ja vielleicht eine ganze Familie zerstören, sie
handeln nur aus einem hässlichem Impuls heraus, aus einer Art Hassgefühl
auf alle Mitmenschen. Diese jungen Menschen, die nach vollbrachter Untat
glauben, sich ungestraft auf ihre Mopeds schwingen zu können, um der
Gerechtigkeit zu entfliehen, sie sind es, deren wir uns besonders annehmen
sollten. Sie sind es, denen die Gesellschaft und die Regierung helfen
sollten, sie wieder auf einen geraden Weg zurück zu führen. Denn sie
wurden durch unsere Gesellschaft das, was sie heute sind. Natürlich fühlen
wir alle mit den Opfern und ihren Familien, aber diese jungen Menschen, die
Mörder und Schlächter, die glauben keine Zukunft mehr zu haben, die nur
noch auf Rauschmittel und Gewalt setzen und denen keinerlei Moral mehr inne
ist, sind es, die unser Mitleid benötigen.