Stefan
Bürkle ist stellvertretender Geschäftsführer der Deutsch-Thailändischen
Handelskammer in Bangkok und Leiter der Abteilung für Wirtschaftsanalysen
und Investitionsberatung. Meist trägt er einen eleganten Anzug und tritt
überaus korrekt auf. „Ich lege viel Wert auf gute Kleidung und klassische
Garderobe, aber das ‚zugeknöpfte Auftreten’ gehört auch einfach zu
meiner Tätigkeit", erklärt der junge und dynamische 35-Jährige.
Stefan Bürkle wurde in Stuttgart geboren und wuchs dort
auf. In Konstanz und im englischen Bristol studierte er
Verwaltungswissenschaften mit Schwerpunkt auf Managementlehre und
Entwicklungsökonomie sowie Völkerrecht. Während seines Studiums
absolvierte Stefan unter anderem auch zwei Praktika, im Bundesamt für die
Anerkennung ausländischer Flüchtlinge und bei der Deutsch-Thailändischen
Handelskammer. „Ich bin eher zufällig nach Thailand gekommen. Ich wollte
in einem Schwellenland ein Praktikum machen, aber es hätte durchaus auch
Brasilien oder ein anderes Land sein können", sagt er. Als Stefan in
Bangkok ankam, herrschte gerade die große Euphorie des wirtschaftlichen
Booms und für den jungen Praktikanten war es eine faszinierende Zeit. In
Thailand schien damals alles möglich.
Deshalb nutzte er sein Praktikum, um sich nach einer
echten Beschäftigung umzusehen. Zwei Tage, nachdem er seine Diplomarbeit
abgegeben hatte, war Stefan schon wieder in Bangkok und begann zunächst
noch ein Praktikum, diesmal bei der deutschen Botschaft in Thailand. Doch
schon bald wurde er Assistent des Geschäftsführers bei Triumph. Der
Geschäftsführer des Bekleidungsunternehmens war der Präsident der
Handelskammer und so hatte sich der Kontakt ergeben. Stefan arbeitete zwei
Jahre lang als Verantwortlicher für Marketing und Marketingplanung für den
thailändischen Markt bei Triumph.
Dann ging die Frau, die damals seine jetzige Position bei
der Kammer ausübte, in Mutterschutzurlaub und Stefan entschloss sich, aus
der Industrie in die Beratung zu wechseln. Für einen jungen
Verwaltungswissenschaftler war das Angebot der Handelskammer sicher überaus
verlockend, denn immerhin ist die Deutsch-Thailändische Handelskammer eine
der größten in Thailand und eine der bedeutensten deutschen
Auslandshandelskammern außerhalb der Industrieländer. Stefan ist nun schon
seit 4 Jahren wieder in der Kammer tätig und neben Hauptgeschäftsführer
Dr. Paul Strunk übrigens der einzige deutsche Mitarbeiter der Organisation.
Er betreut in seiner Abteilung aber jeweils etwa 3-6 Praktikanten und
Rechtsreferendare, die wie einstmals er für einige Monate nach Bangkok
kommen. Er unterstützt Unternehmen in rechtlichen und wirtschaftlichen
Fragen bei Investitionsentscheidungen oder beim Abschluss von
Handelsverträgen und veranstaltet regelmäßig Unternehmerreisen durch
Thailand und seine Nachbarländer, in denen es keine deutschen
Handelskammern gibt. Drei- bis viermal jährlich fliegt er zu
Kammerseminaren nach Deutschland und hat sogar schon an
Fortbildungsseminaren für die Regierung von Laos teilgenommen. Auch
Projekte der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit wollen
betreut werden. Zu tun gibt es also immer viel, doch dazu kommen noch die
zahlreichen gesellschaftlichen Verpflichtungen als Vertreter des
Hauptgeschäftsführers in Bangkok. Mehrmals pro Woche verbringt Stefan den
Abend bei einem Empfang oder anderweitigen Treffen der „Bangkoker
Gesellschaft". Auch bei Rotary Bangkok ist er Mitglied. So richtig
gehört er allerdings nicht zur feinen Gesellschaft, denn er „weigert sich
standhaft, Golf zu spielen", sagt er lachend.
Von Bangkok ist Stefan fasziniert: „Das Leben ist hier
sehr einfach. Man findet alle Arten von Restaurants in guter Qualität und
viele Unterhaltungsmöglichkeiten. Und von Bangkok aus ist man auch sehr
schnell am Strand oder mitten im Dschungel." Als Ausgleich für seine
Arbeit wandert er gern durch den Khao Yai. Etwas traurig ist er allerdings,
dass er in Thailand auf die europäische Hochkultur, die Theater und
Opernhäuser, verzichten muss. Stattdessen sammelt er Gemälde aus der
gesamten Region.
Obwohl sich der Boom in Bangkok jetzt erst einmal etwas
gelegt hat, betrachtet der Wirtschaftsexperte Thailand noch immer als „besten
Investitionsstandort in Südostasien". Deshalb hat er auch noch keine
konkreten Pläne für einen Wechsel. „Ich kann mir sowohl eine Tätigkeit
in der Industrie hier in Thailand als den Wechsel in einer andere
Handelskammer irgendwo in der Welt vorstellen. Doch erst einmal gibt es hier
sehr viele spannende Projekte, die ich mit der Kammer noch verwirklichen
will", sagt er. Das nächste große Vorhaben ist die
Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft, bei dem die Handelskammer
als Veranstalter mitwirkt.
Auch nach Pattaya kommt Stefan Bürkle ab und zu, vor
allem zu den Stammtischen der Handelskammer im Moon River Pub. Doch auch
beim Biertrinken bleibt er der sachliche Vertreter der deutschen Wirtschaft
in Thailand und korrekt im Anzug gekleidet.