Wahrscheinlich kennen das viele Frauen: der Ehemann geht
gestylt aus dem Haus, elegant verbringt er seine Büro- oder Geschäftsstunden
im Kreise seiner Angestellten und Kollegen. Vielleicht hat er gerade eine
wichtige Sprosse auf der Karriereleiter erklommen und lebt und leibt für seinen
Job. Dann kommt er nachhause, mürrisch reißt er sich das Jackett vom Leib,
fischt sich eine Dose Bier aus dem Kühlschrank und lümmelt sich vor den
Fernseher.
Gleichgültig gegenüber der Gattin, gleichgültig gegenüber
dem Haushalt und den Kindern surft er sich durch das Programm, bevor er nach
einigen Bierchen selig auf der Couch einschläft.
Eheleben? Gleich Null! Kein liebes Wort mehr, keine
zärtliche Geste, keine kleinen Überraschungen wenn er nachhause kommt. Auch
die gemeinsamen Wochenenden, sofern er sich von der Arbeit loslösen kann,
bestehen aus wenig mehr als Sportschau, Video, Bier und einem gelegentlichen
Besuch bei der Familie oder den besten Freunden. Mehr ist nicht mehr drin.
Das Eheweib, meist den ganzen Tag alleine zuhause bei den
Kindern, ist frustriert. Sie sieht sich wehmütig die alten Filme an, in denen
der „Kavalier alter Schule" der Gattin die Türe aufhält und nicht nach
dem Restaurantbesuch hinausstürmt und fast nicht wartet, bis die Angetraute
eingestiegen ist, da schon der Motor aufheult. Ein Kavalier, der den Kindern bei
den Schulaufgaben hilft, kleine Hausarbeiten übernimmt und immer liebevoll,
zärtlich, höflich und freundlich ist. Derselbe Kavalier bedankt sich auch mit
Handkuss für das hervorragende Essen und schlingt es nicht gedankenlos und ohne
Kommentar in sich hinein.
Ist aus dieser Beziehung sozusagen „die Luft raus"?
Nein, eigentlich nicht. Der Mann ist wahrscheinlich nur voll im Stress und im
Druck. Auf Vorhaltungen hin würde er wahrscheinlich gekränkt und beleidigt
reagieren, denn „er tut ja alles für die Frau und die Kinder". Er
schuftet den ganzen Tag wie ein Wilder, geht nicht fremd (alleine schon
zeitmäßig unmöglich) und bietet seinen Lieben alles, was sie brauchen. Denkt
er!
Wahrscheinlich hat er der Gattin nie von dem Druck in der
Arbeit erzählt, dem er täglich ausgesetzt ist, den Ärgernissen mit den
Kollegen und auch den Angestellten und dem Boss.
Er muss sich den ganzen Tag kontrollieren, sich im Zaum
halten, sich zügeln und oft genug nachgeben. Zuhause fühlt er sich dann total
überfordert und lässt sich gehen, also er tut gerade das Gegenteil von dem was
er den ganzen Tag praktizieren muss: sich zu kontrollieren.
Männer in solchen Situationen brauchen einen Freiraum, eine
Zone in der sie wenigstens zeitweilig stressfrei leben können, um dem Alltag
gewachsen zu sein. Und wo besser können sie das als zuhause?
Kritik vonseiten der Gattin nütz gar nichts, im Gegenteil,
es erhöht die Stresssituation für ihn nur noch mehr. Besser wäre es, ihm
genau das Verhalten, das man sich von ihm wünscht, vorzuleben. Verwöhnen Sie
Ihr gutes Stück mit Zärtlichkeiten, wenn er müde ist, lassen Sie ihm aber
genügend Freiraum um sich zu regenerieren. Zeigen Sie ihm, dass Sie ihn noch
immer lieben und für ihn in jeder Situation da sind.
Sie werden sehen, Ihr Mann fühlt sich verstanden und kann
daher wieder viel eher auf Ihre Wünsche eingehen.