Erhard Smutny alias „Hardy“

Wahrscheinlich kennen nur ganz wenige Erhard Smutny unter seinem bürgerlichen Namen. Für die meisten ist er sicherlich einfach „Zauber-Hardy", einer der bekanntesten Zauberer in Deutschland. Hardy ist der Lizenzgeber für den beliebtesten Kinderzauberkasten, der sich in etwa jeder vierten deutschen Familie findet.

„Ich habe mich von Anfang an auf die Zauberei vor und mit Kindern spezialisiert", erzählt Hardy. „Anfangs haben mich alle dafür ausgelacht, doch es war eine Idee, von der ich noch heute gut leben kann." Immerhin feiert der Zauberkasten in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen.

Seit zwölf Jahren kommt Hardy etwa alle zwei Monate nach Pattaya und war kürzlich gerade zum 45. Male hier. Zwei Monate verbringt er in Deutschland auf Tournee und zwei Monate plant er dann von hier aus die nächste. „Hier habe ich Ruhe vom ganzen Trubel und brüte meine neuen Ideen aus", sagt er. Denn viele neue und lustige Ideen braucht er schon, wenn er täglich vor vielen begeisterten Schulkindern auftritt. Dann bringt er die Kinder mit seinen Tricks, netten Sprüchen und sogar Liedern zum Lachen und Staunen.

Damit hätte wohl niemand gerechnet, denn bis zu seinem 10. Lebensjahr war Hardy stumm und hat dann sehr stark gestottert. „Ich habe durch die Zauberei sprechen gelernt", meint er heute und erzählt von seiner Karriere als Zauberlehrling. Seine Eltern hatten Hardy statt der gewünschten Eisenbahn einen Zauberkasten geschenkt, der erst einmal ein einsames Leben im Schrank fristete. Doch nach einer gewissen Zeit fing Hardy an, die Tricks einzustudieren und stellte plötzlich erstaunt fest: „Hoppla, das macht ja richtig Spaß." Mit 13 Jahren trat er schon auf zahlreichen Betriebsfeiern auf. „Ich kenne die Texte heute noch", sagt er. Mit 16 Jahren wurde er dann „aus Versehen" in einen Kindergarten eingeladen und war sehr überrascht, wie viel Spaß es ihm machte, vor Kindern zu zaubern. Seither ist er bei ihnen geblieben und hat es nie bereut. „Und heute noch viel weniger. Das allgemeine Interesse an der Zauberei ist durch das Fernsehen und die Unterhaltungsshows stark zurückgegangen", bedauert er. „Die Erwachsenen lassen sich heute nicht mehr verzaubern. Doch wenn ich früh um acht vor 180 Grundschülern stehe, die sich schon seit Wochen auf diesen Tag freuen, dann sehe ich ein magisches Funkeln in ihren Augen, das mich immer wieder glücklich macht."

Hardy bietet kein großes Programm, sondern nur 8 Zaubertricks, mit denen er die Kinder 45 Minuten lang unterhält. „Die Lehrer lieben es zu sehen, wie begeistert die Kinder sind." Und da er selbst genau weiß, was es bedeutet, ein benachteiligtes Kind zu sein, sucht er sich immer eines aus, welches dann vor den anderen steht und den Trick anscheinend vollbringt und von den anderen bewundert wird. Denn Hardy ist nicht einfach ein Zauberer, sondern anerkannter Zauberpädagoge, der seine Vorführungen mit Spracherziehung und Sozialerziehung untersetzt.

Und fast wie Harry Potter ist Hardy auch einmal selbst in die Zauberschule gegangen. Mit 17 Jahren lernte er ein halbes Jahr lang in der besten Zauberschule der Welt bei Henk Vermeyden in Amsterdam. Dort lernte er einige der „ganz großen" Zauberer kennen und ist noch heute mit Siegfried und Roy gut befreundet. „Wir haben dort gelernt, dass es gar nicht auf das ‚Was’ ankommt, sondern auf das ‚Wie’. So können ganz einfache Tricks zu Welterfolgen werden."

Seine Bekanntheit erhielt Hardy allerdings vor allem durch seinen Zauberkasten, der anfangs bei Ravensburger und jetzt bei Noris herauskommt. Der Kasten enthält nicht nur das Zauberzubehör und die Trickerklärung, sondern gleich noch Sprachanleitungen. Auch in Pattaya ist der Zauberkasten in einigen Geschäften erhältlich. In Deutschland gibt es allerdings nicht nur einen, sondern viele verschiedene Kästen und sogar ein von Hardy lizenziertes Kasperletheater. Denn Hardy ist bei den deutschen Kindern ein Begriff. Außerdem schreibt er Zauberbücher für Kinder, schon 12 davon sind erschienen.

Aber auch Erwachsene lassen sich von Hardys Tricks begeistern und Franz Josef Strauß soll einmal gesagt haben: „Sie haben einen guten Beruf. Wir brauchen in Bonn noch viel mehr Zauberer." Zu den anderen „Dummheiten" seiner Jugend gehörte auch der Weltrekord im Dauerzaubern, mit dem es Hardy ins Guiness-Buch der Rekorde schaffte. 92 Stunden lang zauberte er fast ununterbrochen und konnte pro Stunde nur 5 Minuten Pause machen.

Zur Zeit ist Hardy wieder einmal auf Tournee durch die Schulen von ganz Deutschland und manchmal tourt er auch für den Spielwarenhersteller durch die Kaufhäuser. „In Ostdeutschland hat es mir besonders gut gefallen. Da sind nicht nur die Kinder begeistert, sondern auch den Lehrern macht die Arbeit dort Spaß", erzählt er. Seine Tourneen plant Hardy immer von seinem Apartment in Jomtien aus. „Ich habe mir hier eine Wohnung gekauft und arbeite hier. Es ist wichtig, sich in Pattaya sinnvoll zu beschäftigen, sonst langweilt man sich doch zu Tode", sagt er. Doch wenn er einmal nicht mehr auftreten sollte, würde er sich gern in Pattaya zur Ruhe setzen und sich auf das Schreiben von Büchern konzentrieren. „Es gibt immer etwas zu tun und die Arbeit mit und für Kinder macht immer Spaß", sagt Hardy und schwupp – hat er sich weggezaubert.