Wo sind sie nur geblieben?

Franz Schmid

Wo immer man in diesen Tagen hingeht, hört man – vornehmlich – Geschäftsleute jammern und stöhnen. „Keine Kunden, keine Gäste, alles ist leer. Was wird nur aus uns werden?" So ertönt es von allen Seiten. Sogar von den Barmädchen, die obzwar die meisten abgesichert sind mit einem monatlichen Einkommen von etlichen Farang-Männern, sich aber trotzdem um die Weiterführung ihres Neubaues im Isan oder den armen, arbeitscheuen Thai-Ehegatten sorgen.

SARS heißt die Bedrohung heuer, SARS wird uns, wenn schon nicht durch die Krankheit selbst, so aber durch eine finanzielle Krise umbringen, lautet der allgemeine Tenor.

Stimmt das wirklich? Ich lebe nun schon etliche Jahre hier in Pattaya und höre seit vielen Jahren immer wieder dasselbe Gejammer. Jedes Jahr, genau um die gleiche Zeit herrscht in Pattaya und in vielen anderen Teilen des Königreiches touristische Flaute. Schließlich haben wir hier Hochsommer um diese Zeit und da ist es den meisten europäischen Touristen viel zu heiß hier. Die würden um diese Jahreszeit sowieso nicht kommen. Aber bis jetzt scheint das, in all den vielen Jahren, in denen immer wieder über das Nachlassen der Touristen in den Sommermonaten geklagt wird, niemandem aufgefallen zu sein. Denn immer wieder ertönt dasselbe Lied.

Gut, die Touristen aus China und all den anderen asiatischen Ländern bleiben aus. Das hat aber meist nur Effekt auf diejenigen Geschäfte, Shows und Etablissements, die von diesen Touristen lebten und zehrten. Ein deutsches Restaurant braucht sich über diese Gäste wahrlich keine Gedanken machen, denn die wären sowieso nie dorthin gekommen.

Allerdings bleiben auch einige Touristen aus Deutschland und seinen Nachbarländern fern. Das sind diejenigen, die sich anscheinend über alles und jedes Sorgen machen.

Eine kleine Rechnung: Wie viele SARS-Fälle gibt es auf der ganzen Welt? Wie viele Menschen sind in Wahrheit daran gestorben? Nun die zweite Rechnung: Wie viele Aids-Fälle gibt es auf der ganzen Welt? Wie viele Menschen sind in Wahrheit daran gestorben?

Autsch! Wenn man da wirklich zu rechen und zu denken anfangen würde, dann würde man feststellen, dass heute alle touristischen Länder bereits bankrott sein müssten, denn seit die Weltseuche Aids ausgebrochen ist, dürfte man dann aus Angst nirgendwo mehr hinfliegen, hinfahren oder gar zwischenmenschliche Kontakte besonderer Art pflegen. Und das tut man aber, speziell in Thailand, immer noch sehr gerne, stimmts?

Thailand hat schon viele schlimme Situationen überlebt, sei es nun eine der Revolutionen der früheren Jahre im eigenen Land oder der erste Golfkrieg, der den Tourismus auf Monate hinaus lahm legte. Ich bin überzeugt, Thailand und viele der Geschäftsleute, die momentan so sehr jammern, haben sich mit Sicherheit ein hübsches Pölsterchen zurechtlegen können, auf denen sie sich bis zur nächsten Saison in Ruhe ausruhen können.