Im Wein liegt die Wahrheit

Wein und Speisen (Teil 2)

Von Ranjith Chandrasiri

Zu Suppen, die an und für sich eher ein Getränk sind, wird oft kein Wein gereicht; wenn doch, gelten die gleichen Prinzipien wie bei den Saucen. So kann zum Beispiel ein halbtrockener Riesling mit einer Crèmesuppe durchaus eine gelungenere Beziehung eingehen als ein allzu säurebetonter trockener Weißwein.

Auch zu chinesischem Essen kann guter Wein hervorragend passen.

Eine wichtige Rolle in der Geschmacksabstimmung spielen auch die Kräuter und Gewürze. Petersilie, Dill, Kerbel, Oregano, Majoran, Thymian, Rosmarin, Basilikum, Curry, Salbei, Wacholder, Piment, Lorbeer, Muskat und Pfeffer vertragen sich außerordentlich gut mit Wein. Hingegen ist bei Kräutern mit einem großen Anteil an ätherischen Ölen, etwa Knoblauch, Estragon, Schnittlauch, Meerrettich oder Minze, bereits Vorsicht geboten. Diese Würzstoffe sind mindestens durch ein mehrmaliges Abkochen zu entschärfen, um dem Wein die Chance zu geben, die ihm zukommt.

Die Kombination von Salat und Wein war früher undenkbar. Allerdings können ausgewogene Salatsaucen, die maximal aus einem Teil Essig und drei Teilen Öl zubereitet sind, durchaus mit nicht zu säurebetonten Weißweinen harmonieren.
Da Käse einen mehr oder weniger hohen Gehalt an Milchsäure aufweist, sollte man prinzipiell säurearme Weine wählen. Welcher Wein zu welchem Käse passt, hängt von der Pressung, der Schimmelart, der Reifung und dem Salzgehalt der jeweiligen Käsesorte ab. Die leider immer noch gängige Regel, zu Käse Rotwein zu servieren, ist ebenso falsch wie letzteren mit Zimmertemperatur auf den Tisch zu bringen.

Mancher Käse ist überhaupt denkbar schlecht für die Begleitung durch Wein geeignet. Hohe Milchsäure und viel Salz wirken sich keinesfalls vorteilhaft auf den Wein aus, da sich die Milchsäure mit der Weinsäure addiert. Ist der Käse auch noch salzwassergewaschen, wie die Rotschmierkäse, so verdoppelt dies noch einmal die Säure des Weines. Bei solchem Käse sollte man Rotwein unbedingt meiden. Da wäre man mit einem Vintage Port sicherlich besser bedient. Die Süße würde Säure und Salz viel eher ausgleichen, und das Geschmackserlebnis wäre garantiert harmonischer.

Bei der Käseauswahl sollte der Kellner also immer darauf achten, möglichst von der Intensität her ähnliche Käse zusammenzustellen. Topfige Frischkäse mit gereiftem Rotschmierkäse und Blauschimmelkäse auf einem Teller zu servieren, wäre ebenso unsinnig, wie einen Riesling Kabinett mit einer Traminer Beerenauslese zusammenzugießen. Nur an der Harmonie kann man dauerhaft Geschmack finden. Den idealen Käsewein gibt es nicht, sondern eher Weintypen, welche zu bestimmten Käsesorten besser oder weniger gut passen. Tendenziell ist ein duftiger Weißwein mit dezenter Restsüße einem zu gerbstoffbetonten Rotwein vorzuziehen:

Aus nahe liegenden Gründen können zu Süßspeisen nur Weine mit Restzucker harmonieren, das gilt übrigens in den meisten Fällen auch für Schaumwein. Desserts bestehen nicht selten aus Schokolade, Kaffee oder Früchten jeglicher Art. Zitrusfrüchte ergeben mit Wein nur selten eine Harmonie. Das bedeutet aber nicht, dass man ganz darauf verzichten muss. Die blanchierte Zitrusschale, zum Beispiel, kann man ohne weiteres verwenden.

Demgegenüber ergänzen sich alle Früchte, die auf Apfelsäure basieren, mit edelsüßen Auslesen in bester Weise. Gut zu Wein passen folgende Früchte: Apfel, Aprikose, Pfirsich, Mango, Papaya, Passionsfrucht, Pflaume, Quitte, Birne, Holunder, schwarze Johannisbeere, Feige und Melone.

Mokka und Schokolade enthalten oft zu viele Bitterstoffe, als dass der Wein die Speise auf interessante Art begleiten könnte. Auch von Saucen mit viel Eigelb und Sabayon ist abzuraten, da diese die Geschmacksstoffe binden und an der Zunge kleben. Im Übrigen ist es interessant, die Wechselwirkung von Süßspeisen und Süßweinen auszuprobieren: Wirkt eine botrytisgeprägte Beerenauslese ohne Dessert vielleicht sogar etwas zu süß, kann sie in Verbindung mit einer noch viel süßeren Karamellsauce plötzlich bitter schmecken. Denken Sie stets an das Prinzip: Süße und Süße heben sich gegenseitig auf!
Im Idealfall verbinden sich die Säure der Früchte und die des Weines und führen zu einer interessanten und erfrischenden Kombination.

Ranjith Chandrasiri ist der Resident Manager im Royal Cliff Grand und der Präsident des Royal Cliff Weinclubs, Royal Cliff Beach Resort, Pattaya, Thailand Email: [email protected] oder [email protected]