E-mail aus München

Von Nicola Hahn

Pollen aller Bäume und Sträucher vereinigt euch. Durch das trockene Frühjahr liegt das Land zur Zeit unter einem sattgelben Teppich, der bei den seltenen Regenfällen auch noch mit Sahara(!)sand aus den höheren Wolkenschichten nach dem Trocknen zu einer hartnäckigen Kruste verschmolzen wird. Das freut Autobesitzer, Hausfrauen und Allergiker natürlich riesig.

Neue „Freunde" hat sich die Bunderegierung diese Woche unter den Rauchern gemacht: Bald soll die Schachtel Zigaretten einen Euro mehr kosten – mit dieser Abgabe soll das Mutterschutzgeld finanziert werden. Erst mussten wir für die Terrorabwehr qualmen, nun für den Nachwuchs. Welcher Raucher mit einem Rest Sozialgefühl im Leibe könnte da aufhören?!

Auch Laternenparker sollen blechen: bis zu 100 Euro im Jahr soll ein Platz am Straßenrand der Großstädte bald kosten. Dafür gibt’s einen „Anwohnerausweis", aber keine Parkplatzgarantie. Denn Hauptsache der Stadtsäckel wird saniert. Und das gleich doppelt – ohne den Ausweis droht Fremdparkern ein Knöllchen (in München derzeit 20 Euro).

Gut, dass die Lottofee in Zukunft mehr ausschütten wird: der Hauptgewinn (6 Richtige plus Superzahl) wird auf fünf Mio. Euro verdoppelt. Der Wermutstropfen dabei: Auf allen anderen Rängen gibt’s dafür entsprechend weniger zu gewinnen.

Allergisch reagiert Gerhard Schröder derweil auf die Gewerkschaften. Gerade schwört der Kanzler auf Provinztour recht erfolgreich die SPD auf seine Reformpläne ein, da macht der DGB absolute Front dagegen. Und das, obwohl selbst 48 Prozent seiner Mitglieder mit den sogenannten Rürup-Plänen einverstanden sind, sich teilweise sogar noch drastischere Einschnitte vorstellen können. In diesem Streit mischt via Medien übrigens auch ein alter Bekannter mit: Oskar Lafontaine macht mal wieder Anti-Gerhard-Front – doch auf den hat erst recht keiner gewartet.

Beim SPD-Sonderparteitag am letzten Mai-Wochenende wollen die Genossen ihn jedenfalls nicht reden hören. Vielleicht sucht sich der Saar-Napoleon dann eine andere Bühne in der Hauptstadt: Zur gleichen Zeit findet in Berlin nämlich noch der erste ökumenische Kirchentag (mit, pardon: ohne, vom Papst verbotenem gemeinsamen Abendmahl) statt und das Fußball-Pokalfinale.

Im Sport war das Muttertagswochenende die Stunde der Oldies: In Stuttgart stieg Box-Haudegen Graciano Rocchigianizum letzten Mal in den Ring. Mit seinen 38 Jahren und nach über zwei Jahren Haft schlug sich Rocky ganz wacker und fair(!) gegen den jungen Thomas Ulrich, verlor nach Punkten. So wurde aus dem enfant terrible glatt der Held des Abends.

In Hamburg schlugen sich Becker/Stich gegen die McEnroe-Brüder die Bälle um die Ohren. Und weil die ehemaligen Rivalen Boris und Michael plötzlich auf Freundschaft gebürstet waren, flogen auch ihnen die Herzen der Zuschauer zu.

So viel Friede, Freude, Zuneigung hätte sich auch Jan Ulrich gewünscht. Doch er durfte bei der Friedensfahrt rund um Prag nicht starten. Sein Coast-Team wurde mal wieder wegen Geldproblemen gesperrt – und Jans Comeback bei der Tour de France ist erneut gefährdet.

Neuer Lorbeer dagegen für Dieter Bohlen. Mit seiner Rüpel-Bio heimste er die „Goldene Feder", Medienpreis des Bauer Verlags, ein. Da will Effe auch noch hin und trommelt jetzt eifrig für sein Zotenbuch. Bei Kerner ließ Stefan E. die Nation z. B. ernsthaft wissen, er habe (quasi zum warm-up fürs eigene Werk) die Hitler-Tagebücher gelesen. Das konnte sogar der servile Johannes B. kaum glauben...