Dieter
von Boehm-Bezing war einst eine der Schlüsselfiguren von Lufthansa im
asiatischen Raum. Heute lebt er im Ruhestand in Chiang Mai und kann auf ein
bewegtes Leben zurückblicken.
Dieter, ein gebürtiger Deutscher, zog mit seiner Familie
zu Beginn des Krieges auf den großväterlichen Bauernhof nach Österreich.
Dieter musste kräftig mit anpacken, bis sein Vater ihm vorschlug,
Landwirtschaft zu studieren.
„Es war damals die beste Lösung für alle", meint
er heute. Aber mit 22 merkte er, dass die Landwirtschaft nicht seine
Berufung war. Er erhielt ein Stipendium, um in den Vereinigten Staaten
Betriebswirtschaft zu studieren.
Seine Fähigkeiten im Gartenbau nutzte er während des
Studiums in Philadelphia und hielt sich damit gut über Wasser. Nach seinem
Diplom fand er eine Stelle in einem Reisebüro in Philadelphia und einen
Freund, den Manager der Lufthansa. Dieser besorgte ihm eine Stelle als
Verkaufsrepräsentant für Lufthansa in Atlanta, Georgia.
1962 besuchte er zum ersten Mal das Büro in Bangkok. „Asien
faszinierte mich sofort", sagt Dieter. Es faszinierte ihn so sehr, dass
er sich im Büro der Lufthansa von Hongkong bewarb und 1963 einen Job in
Indien erhielt. 12 Monate später erkrankte sein Vorgesetzter und Dieter
wurde mit 31 Jahren zum Landesmanager befördert.
Vier Jahre blieb er in Indien, bevor er Manager für
Thailand, damit verantwortlich für Laos, Kambodscha, Vietnam und Burma,
wurde. Der Vietnamkrieg war gerade auf dem Höhepunkt, aber für die
Lufthansa boomte das Geschäft. Büros entstanden in Vientiane und Saigon,
und Dieter pendelte hin und her.
Einmal flog Dieter auf dem Copilotensessel von Air
America aus Laos mit. Dieser Kontakt mit Air America war für Dieter nicht
der letzte, sondern viele Jahre später wurde in Dieters Haus in Chiang Mai
ein Hollywood-Film über die berüchtigte Fluggesellschaft mit Mel Gibson in
der Hauptrolle gedreht.
1975, beim Fall von Vietnam, war es Dieter, der die
Angestellten der Deutschen Botschaft und ihre Familien aus Saigon evakuierte.
„Es war schlimm, der brennende Flughafen sehr beängstigend. Eine
traumatische Erfahrung", erinnert er sich.
Im Juli desselben Jahres wurde er nach Beirut versetzt.
Genau zwei Monate später begann dort der Bürgerkrieg. Im März 1976
stellte Lufthansa ihre Flüge ein, und Dieter wurde mit einer Eskorte,
bereitgestellt von PLO-Chef Yasser Arafat, außer Landes gebracht.
1977 überraschte Lufthansa ihn mit einem „Plüsch-Posten"
in Teheran. Dort begann allerdings 1978 die Revolution, aber Dieter,
mittlerweile erprobt und erfahren in solchen Lagen, hielt durch, bis die
Lufthansa ihre Flüge im Jahre 1982 einstellte. Dieter musste wieder gehen.
Inzwischen war er in der Firma als „der Mann, der die Büros schließt
" bekannt.
Bangkok stand auf dem Plan, und dort blieb er für 7
Jahre, länger als üblich im Lufthansa Management. Danach bewarb er sich
für Indonesien, um sicher zu sein, nicht an einem weiteren „idyllischen
Platz" wie dem Irak zu landen.
Nach 4 Jahren in Indonesien ließ er sich frühzeitig
pensionieren und kehrte mit seiner thailändischen Frau ins Königreich
zurück. Sie kauften sich ein Stück Land im Bezirk Mae Rim, denn Bangkok
kam für den „einstigen Farang" Dieter nicht mehr in Frage.
Dieter gesteht, dass er sich im Laufe der Jahre
verändert hat. „Ich denke in vielen Dingen wie ein Asiate. Ich bin zum
Buddhismus übergetreten, denn der Buddhismus ist in den meisten Dingen viel
friedlicher und toleranter, lässt meine eigenen Entscheidungen und lässt
mir genügend Zeit für die persönliche Entfaltung." Dieter wirkt wie
ein Mann, der mit sich zufrieden ist, und in Einigkeit mit der Natur und
seiner Umgebung lebt.
Nochmals hat sich bestätigt, dass seine Schulung in
Gartenbau und Landwirtschaft nicht umsonst war. Er besitzt 10.000 qm
wunderschön angelegten Garten, wo er seine Sammlung seltener und ihm am
Herzen liegender Pflanzen hegt und pflegt.
In den 70er Jahren in Bangkok war er der Gründer des
ersten „Vintage Autoclubs", aber heute fährt er einen Range Rover,
ein praktischeres Fahrzeug für den Norden. Es besteht kein Zweifel, dass
Dieter sein Rentnerdasein genießt. Zwei Monate pro Jahr verbringt er in
Europa, er unternimmt regelmäßig Reisen in die Nachbarländer Thailands.
Wenn er nicht gerade Freunde besucht, besuchen diese ihn, und er führt vor,
wie man im Alter Zufriedenheit mit seiner Situation und sich selbst
erreichen kann.