Dunkle Einflüsse

Franz Schmid

Unser allseits beliebter Premierminister Thaksin Shinawatra hielt vergangene Woche ein spezielles mobiles Kabinettstreffen im Royal Cliff Beach Resort in Pattaya ab. Das Hauptthema waren Tourismusprobleme, hervorgerufen durch SARS Ängste, aber dieses Treffen war auch überschattet von seiner neuesten Kampagne gegen sogenannte „dunkle Einflüsse", die bereits einen Tag nach dem Sondertreffen, am 20. Mai gestartet wurde. Dunkle Einflüsse sollen Mafia-Typ ähnliche Elemente haben, die angeblich im Königreich ihr Unwesen treiben.

Der Premierminister ist überzeugt davon, dass auch diese neue Kampagne ein so großer und einschlagender Erfolg werden wird, wie es der Krieg gegen die Drogenhändler war, bei dem mehr als 2000 dieser Übeltäter getötet worden waren.

Der Premierminister ist nun auch überzeugt davon, dass mit dem Beginn dieses neuen Kreuzzuges alle diese dunklen Elemente ihre dunklen Einflüsse aufgeben müssen, da sie sonst ernsten Schwierigkeiten und scharfen Konsequenzen ausgeliefert sein werden. Namen hat er bereits von einigen dieser Mafioso die anscheinend 15 verschiedenen Gruppen angehören. Damit wurde er von dem nationalen Zentrum für Drogenunterdrückung beliefert. Allerdings sollen andere staatliche Agenturen auch eine Liste von einflussreicheren Persönlichkeiten haben, die ihre Finger vielleicht ebenfalls im Spiel haben. Diesmal sind wahrscheinlich alle jene dran, die im Spiel der illegalen Aktivitäten eine mehr oder weniger große Rolle spielen und ihre Autorität und Macht dazu benützen, dunkle Einflüsse auf staatliche Stellen zu haben. Thaksin warnte alle diese dunklen Elemente ausdrücklich, ihre schmutzigen Geschäfte nun auf der Stelle einzustellen, da sie bereits viel damit verdient hätten und es nun endlich an der Zeit wäre aufzugeben. Und er stellte ausdrücklich fest, dass keinerlei Ausnahmen gemacht werden, auch wenn es sich dabei um Staatsbeamte handeln sollte. Er ist allerdings auch der Meinung, dass diese Aktion wesentlich mehr Zeit benötigen wird, als im Kampf gegen die Drogenhändler aufgebracht werden musste.

Alles hat seinen Preis. Premierminister Thaksin wurde bereits auf seiner Anreise nach Pattaya mit großer Polizeimacht schwer bewacht und sein Aufenthalt hier glich mehr einem Verbunkern. Das Royal Cliff war von mehr als 1000 Polizisten total abgeriegelt, die alle scharf darüber wachten, dass dem Premierminister nichts Böses geschieht. Spezielle Einheiten durchsuchten das Hotel, die Gegend darum herum und den Strand nach Bomben. Denn Warnungen waren gekommen, dass einige der Leute, denen er bereits auf die Zehen getreten ist oder es tun wird, gar nicht sehr erfreut über diese Sachlage sind. Dazu sollen nach Angaben der amerikanischen Botschaft, dem nationalen Sicherheitsrat und dem nationalen Geheimdienst auch Syndikate aus Übersee gehören. Dem Premierminister wurde jedenfalls angeraten, dass er ab nun große Menschenmengen vermeiden sollte, da er durch seine radikalen Methoden wahrscheinlich sehr viele Leute verärgert hat.

Hoffen wir, dass Thailand nicht nur bald drogenfrei, sondern auch konfliktfrei sein wird, um seinem Namen eines „freien Landes" (das ist die Bedeutung von Thailand) gerecht zu werden.