Meine Güte, wie die Zeit vergeht

Gestern war sie noch ein pummeliges, kleines Mädchen und heute ist sie ein überschlanker, hochgewachsener Teenager: unsere Tochter. Sie ist 16, modern, aufgeklärt und eigentlich braucht man sich keine Sorgen zu machen – aber das tun wir ja doch alle, stimmt’s? Dann nämlich besonders, wenn die Tochter zum ersten Male echt und richtig verliebt ist. Nicht die Schulverliebtheit oder der kleine Flirt mit dem Nachbarsjungen, nein, sie ist verliebt in einen richtigen Mann. Sie schwebt auf rosaroten Wolken und hat den ganzen Tag dieses bedeutsame Lächeln auf den Lippen, das nicht einmal eine schlechte Nachricht wegwischen kann. Als Mutter hofft man natürlich, dass es nicht gleich eine ganz feste Bindung über eine lange Zeit hinweg wird, die auch die Freundinnen ausgrenzt.

Nun taucht auch die Frage auf, soll man oder soll man nicht verbieten? Meine Generation ist noch mit Verboten aufgewachsen, das will ich meiner Tochter nicht antun. Das treibt die Kinder langsam aber sicher aus dem Haus. Aber die Sorgen bleiben.

Ich weiß, dass dies alles zur Entwicklung eines Menschen gehört und ich weiß auch, dass Eltern mit ihrer Tochter ehrlich umgehen sollen. Man soll nicht meckern, denn dann verschließen sich die Töchter nur vor einem und verbergen ihre wahren Gefühle, man zwingt sie also zum Lügen. Kinder sollen frei und von sich aus mit ihren Problemen zu den Eltern kommen und nicht bedrängt werden.

Als unsere Tochter das erste Mal mit Freunden wegfuhr und auch ihr Freund mit dabei war, und die jungen Menschen gar über Nacht in einer Herberge blieben, habe ich vor lauter Sorgen kein Auge zugemacht. Obwohl ich den jungen Mann kenne, habe ich an alles gedacht, von ungewollter Schwangerschaft bis hin zu Aids. Das ist ein Punkt, über den sich Eltern, wenn es mit der Verliebtheit ihrer Töchter ernst wird, ganz besondere Sorgen machen. Meine Tochter hat mich beruhigt und mir gesagt, es „sei nichts passiert" und dass sie es mir vorher sagen würde. Also brauche ich nun keine Angst zu haben, dass ich eines Morgens aufstehe und ein fremder Junge auf meinem Platz am Frühstückstisch sitzt.

Das Wichtigste was Eltern, besonders Mütter tun sollen ist, auf keinen Fall das Verliebsein ihrer Tochter klein machen oder belächeln. Man sollte diesen Zustand als Ausdruck echter Gefühle und als notwendigen Reifungsprozess ernst nehmen. Es ist ganz normal, dass sich die Eltern Sorgen machen, aber sie sollen auf keinen Fall eine große Affäre daraus machen, das können sie erst, falls die Tochter „anders" wird. Das heißt unaufmerksam in der Schule, ihr Verhalten auffällig verändert, sich abkapselt und Streit sucht.

Frauen sollen auch ihren Männern, den Vätern der Töchter einiges erklären. Denn Väter können sehr häufig eifersüchtig auf den Freund der Tochter und ihre Beziehung reagieren. Väter geben nämlich ihre „kleine" Tochter nicht gerne her und sehen es auch nicht gerne, dass sie erwachsen wird.

Da dies aber von Natur aus unumgänglich ist, sollte man seine Tochter moralisch, seelisch und tatkräftig dabei unterstützen und ihr nicht nur Mutter, sondern auch Freundin sein, bei der sie alles abladen kann und ernst genommen wird.