Vieles hier in Thailand wird auf echt
thailändisch-salomonische Weise erledigt. Erst kürzlich erfuhr das wieder
einmal eine Freundin von mir.
Meine Bekannte fuhr kürzlich gegen 14:00 Uhr auf einer
wenig belebten Seitenstraße etwas außerhalb Pattayas mit ihrem Auto. Ein
Lieferwagen schien auf der linken Straßenseite zu parken und nachdem sich
meine Bekannte versichert hatte, dass es kein nachfolgendes oder
entgegenkommendes Auto gab, wollte sie an diesem parkenden Lieferwagen
vorbeifahren und scherte deswegen ein wenig aus. Der Lieferwagenfahrer hatte
sich jedoch plötzlich entschlossen, nicht mehr zu parken, sondern wollte
umkehren, deshalb war er so weit nach links gefahren. Wie so üblich bei
vielen Autofahrern in Thailand, hatte er dabeiaus alter Gewohnheit nicht in
die Rückspiegel gesehen oder sich sonst wie zu vergewissert, ob er durch
seine Fahrweise andere Autos behinderte. Er fuhr geradeaus mit der rechten
Frontseite seines schweren Lieferwagens in die Vordertüre meiner Bekannten.
Sie wurde dabei auf die andere Straßenseite katapultiert und landete in
einem frisch ausgelegten Graben vor einem Privathaus. Wäre sie nur einen
Meter weiter abgekommen, wäre sie am Strommast aufgeprallt und der Unfall
mit Sicherheit für ihre Gesundheit nicht so glimpflich abgelaufen.
Als sie aus dem Wagen ausstieg, beschimpfte sie der
Fahrer, dessen Frau mit Kleinkind auf dem Vordersitz saß, dass sie falsch
gefahren sei. Meine Bekannte, eine Farang, tat das Richtige: Sie
verständigte sofort thailändische Bekannte und bat sie um Unterstützung.
Außerdem hatte sie eine Kamera dabei und machte sofort Aufnahmen von beiden
Autos, der Bremsspur und allem, was nötig war.
Da die Polizei von Pattaya, die relativ schnell kam,
nicht zuständig war, musste die Polizei von Banglamung gerufen werden, was
wieder eine Stunde mehr Wartezeit bedeutete. Messungen wurden vorgenommen
und endlose Debatten geführt, wobei der Fahrer des Lieferwagens immer
wieder falsche Behauptungen aufstellte. Diese wurden ihm von der Polizei
widerlegt und die Begleiter meiner Bekannten, die die Konversation
verfolgten, freuten sich schon und berichteten meiner Freundin, das sie
recht bekommen würde.
Dann kam es schließlich, wie es kommen musste, alle
Beteiligten fuhren um 16:00 Uhr auf die Polizeidienststelle. Dort wurden
nochmals alle Daten aufgenommen und dann wurde der Fahrer des Lieferwagens
mit den Versicherungsvertretern beider Parteien ins Büro gerufen. Meine
Bekannte oder ihre Begleiter wurden dazu nicht eingeladen. Um 17:00 Uhr
verließ der Polizeibeamte das Büro und entledigte sich sofort seiner
Uniformjacke, wobei er verkündete, dass er jetzt dienstfrei habe und die
Farang morgen zurückkommen solle. Es wurde aber auch noch angedeutet, dass
es ja auch einen anderen, den salomonischen Weg gäbe.
Dieser salomonische Weg, Thai-Stil, wurde ihr dann auch
sofort von ihrem Versicherungsagenten dargelegt: Er, der gegnerische
Versicherungsagent und die Polizei wissen, dass sie an dem Unfall unschuldig
sei. Sie solle sich trotzdem mitschuldig erklären, es würde ihr nichts
passieren, keine Strafe und so, aber ihre Versicherung brauche dann nur den
Schaden an ihrem Auto zu bezahlen und die gegnerische Versicherung würde
den Schaden des Lieferwagenfahrers übernehmen. Auf ihre Vorhaltungen hin,
dass dann im nächsten Jahr ihre Versicherung erhöht werden würde,
lächelten die Thais milde.
Könnte somit bewiesen worden sein, dass man dem
Verlangen der Farangs, Fairness und Gerechtigkeit zu erfahren, wieder einmal
mit einem typisch thailändischen Urteil entgegen gesprochen hatte?