Bruno C. Keller kam vor neun Jahren nach Pattaya, um sich
hier zur Ruhe zu setzen. Sein Frührentnerleben, in dem er manchmal tagelang
nur Bücher las, dauerte allerdings nicht allzu lange, denn so einfach
konnte ein so engagierter und lebensfroher Mann nicht plötzlich „aufhören".
Heute ist Bruno Partner der swissSiam-Gruppe und Präsident des Rotary-Klubs
Jomtien-Pattaya.
Geboren wurde Bruno in Schaffhausen in der Schweiz, an
der Grenze zu Deutschland. „Dieser Blick über die Grenze hat mich stark
geprägt", erklärt er. Auch sein enges Familienverhältnis und der
frühe Tod zweier Brüder formten den jungen Mann für sein ganzes Leben.
Sein Vater war Direktor des städtischen Wasserwerkes und hatte sich zum
Ziel gesetzt, allen seinen Kindern die bestmögliche Ausbildung zu
gewähren. Bruno studierte Betriebswirtschaft und begann daraufhin seine
berufliche Tätigkeit als Produktmanager bei einer der Schweizer
Tochtergesellschaften des Pharmakonzerns Johnson & Johnson. Kurz darauf
ging er jedoch nach Fontainebleau bei Paris, um dort seine Kenntnisse an der
INSEAD im Bereich Marketing und Kommunikation zu vervollkommnen.
Ganz offensichtlich erhielt er dort die richtige
Ausbildung und brachte sicherlich auch die entsprechenden persönlichen
Voraussetzungen mit, denn ab nun begann Bruno eine erfolgreiche
Marketingkarriere, in deren Verlauf er viele bekannte Gesichter aus den
Werbeclips der großen Unternehmen persönlich kennen lernen konnte. Zuerst
war er als „Verkaufsleiter Deutschschweiz" für den Tabakkonzern
Ruppert, Rembrand, Rothmans, mit Europazentrale in Amsterdam tätig und
wechselte in der Folge in die Schweizerniederlassung des Tabakgiganten BAT
(British American Tobacco) in Genf, wo er schnell vom Verkaufsleiter zum
Direktor für Vertrieb und Marketing aufstieg. „Mit 33 Jahren war ich der
jüngste Marketingdirektor des Konzerns weltweit", berichtet er stolz.
„Übrigens hatte ich erstmals 1974 indirekten Kontakt mit Thailand, da ich
für die Zigarettenmarke Marocaine Super als Hauptsponsor und Co-Organisator
den Box-Weltmeisterschaftskampf im Fliegengewicht zwischen dem
Schweizerchampion, Fritz Chervet, und dem damals amtierenden Weltmeister,
Chartchai Chionoi, aus Thailand, im Zürcher Hallenstadion,
organisierte", führte er weiter aus.
Seine ausgefallenen Marketingideen wurden von der
Konzernleitung genauso gern gesehen wie von den Medien. „Doch nach acht
Jahren wollte ich mal was anderes machen", sagt er. Bruno wurde
geschäftsführender Direktor für die Schweizer Niederlassung der
österreichischen Europa Sportartikel AG mit Verantwortung für
internationales Marketing. Die Sportartikel AG spezialisiert sich auf
Artikel für den Winter- und Sommersport und vertreibt unter anderem die
bekannten Skimarken Fischer und Kästle. Das war genau die richtige Aufgabe
für den kontaktfreudigen und weltoffenen jungen Geschäftsführer, denn
hier hatte er die Gelegenheit, alle „Größen des Skirennsports"
kennen zu lernen. Jedes Jahr fuhr er mehrmals persönlich zu den
Alpinen-Skirennen und schaute sich an, wie „seine" Skier und ihre
Stars auf der Piste ankamen. „Innerhalb von zwei Jahren haben wir Fischer
in der Schweiz im Langlaufskibereich mit einem Marktanteil von über 40
Prozent zum Marktführer gemacht", freut er sich. Doch er verweist
gleich darauf, dass er immer von großartigen Mitarbeitern unterstützt
wurde. „Ich habe die Gabe, Menschen zu motivieren", sagt Bruno. „Ich
habe immer viel verlangt, aber nie mehr, als ich selbst zu geben bereit war.
Ich habe den Mitarbeitern immer geholfen, über ihren eigenen Schatten zu
springen und das Beste aus sich herauszuholen."
Bei der Europa Sportartikel AG hatte Bruno zum ersten Mal
die volle Verantwortung für ein Unternehmen und aufgrund seines Erfolges
reifte der Wunsch, sich selbständig zu machen. Als er dann dazu die
Gelegenheit bekam, dachte er nicht lange nach sondern griff zu. Der
Sportartikelhersteller Puma in Deutschland suchte einen neuen
Generalvertreter für die Schweiz, um sich dort einen Markt aufzubauen und
Bruno wurde einer der drei Partner und gleichzeitig geschäftsführender
Direktor des neuen Unternehmens. Trotz seines Bekanntheitsgrades war er
jedoch der eher unbekannte Partner, denn die anderen beiden Gesellschafter
waren Udo Jürgens und dessen Manager Freddy Burger. Nach den Kontakten zu
den Wintersportlern wie Franz Klammer, Bernhard Russi, Peter Müller, Pirmin
Zurbriggen, Peter Wasmeier, Hansi Hinterseher und den „crazy canacks"
Ken Read und Steve Borkowsky, sowie Rosi Mittermeier, Maria Wallisser, Conny
Kissling usw., erhielt Bruno nun auch Zugang zum Showbusiness.
In guter Erinnerung hat er die Eröffnungsfeierlichkeiten
des Pumavertriebszentrum in Lengnau bei Biel, abgehalten in einem
Zirkuszelt, wo 1.200 Gäste aus Sport, Wirtschaft und Politik anwesend waren
und Bruno als Präsentator im Einsatz war und Stars wie Udo Jürgens, Pepe
Lienhard, Hazy Osterwald, und die italienischen Rockröhre Gianna Nanini
ansagte.
Puma hatte Großes vor und im Laufe der Jahre traf Bruno
deshalb auch viele Fußballgrößen wie Matthäus, Cruyffs, Pele und
Maradona um nur einige zu nennen oder Tennisstars wie Stan Smith, Heinz
Gûnthardt, Yannick Noah und Boris Becker. In dieser Zeit lernte Bruno auch
Adolf Ogi kennen, der als Direktor des Schweizerischen Skiverbandes und in
der Folge als Generaldirektor der Intersport im Einsatz war. Adolf Ogi
wechselte dann in die Politik und war 13 Jahre lang in der Landesregierung
als Minister und zweimal als Bundespräsident tätig. Heute ist Adolf Ogi
als Sonderbeauftragter für Jugend und Sport für den Generalsekretär der
UNO Kofi Annan weltweit unterwegs. Bruno und Adolf Ogi sind sich bis heute
freundschaftlich verbunden geblieben.
Während seiner PUMA Zeit reiste Bruno oft nach Asien, da
hier die großen Produktionsstätten für Sport- und Freizeitschuhe und
-Textilien angesiedelt sind. „Dreimal im Jahr bin ich um die halbe Welt
geflogen, von Zürich über die USA durch ganz Asien und zurück",
erinnert er sich. 1986 lernte er bei einem Zwischenhalt in Pattaya, auf dem
Weg nach Tokio zu einer Weltkonferenz, Alois Fassbind und Bruno Forrer
kennen, und seither ist er immer wieder dienstlich und privat mit seiner
Frau Erika nach Thailand zurückgekehrt. „Bangkok war immer meine
Zwischenstation auf den Reisen und 1990 haben wir schließlich ein Haus in
Pattaya gekauft, allerdings noch nicht mit der Absicht, uns einmal hier
niederzulassen", sagt er.
10 Jahre lang war Bruno für Puma tätig, dann entschloss
sich das Unternehmen, den Vertrag mit der Generalvertretung nicht mehr zu
verlängern und stattdessen eine eigene Niederlassung zu eröffnen. Bruno
wurde als Direktor eingestellt, „doch nach so langer Zeit, in der ich alle
Entscheidungen selbst getroffen hatte, war es sehr schwierig, mich wieder in
eine Firmenstruktur hineinzuzwängen", erklärt er. Nach einem Jahr als
Direktor verabschiedete sich Bruno dann ins Frührentnerdasein. Als
Abschiedsgeschenk erhielt er von Puma einen vergoldeten Fußballschuh mit
der Inschrift: „1985-1994 Warst Du unser PUMA-King, wir danken Dir Dein
PUMA-Team".
„Ich war immer sehr karriereorientiert gewesen und mein
Privatleben ist dabei leider zu kurz gekommen", sagt er. Aus erster Ehe
hat er einen Sohn, der jetzt in der Österreich ein eigenes Unternehmen hat.
Seit 1966 ist Bruno mit seiner jetzigen Frau Erika zusammen und darüber
sehr froh und stolz. Sie sagt mit einem Augenzwinkern über ihn: „Wenn
Bruno ein Ziel vor Augen hat geht er dafür durch eine Wand".
Das Leben als Privatier in Pattaya sagte Bruno nicht
wirklich zu und so ließ er sich von einem Bekannten aus Hongkong
überreden, 1996 für das amerikanische Multilevel-Unternehmen NU SKIN in
Thailand tätig zu werden. Innerhalb von einem Jahr hat er in Thailand 600
Agenten angeworben, doch im Laufe der Wirtschaftskrise entschloss sich
Bruno, aus dem Unternehmen auszusteigen. 1999 gründete er dann gemeinsam
mit dem bekannten Anwalt Premprecha Dibbayawan und den in Pattaya
ansässigen Schweizer-Investoren, „Gusti" Steiner und dessen Sohn
Roland Steiner die swissSiam-Gruppe, die neben rechtlicher Betreuung auch
Unternehmensberatung, Buchhaltungsservice und entsprechende Software,
Immobilien, IT-, Multimedia- und Trading Dienstleistungen anbietet. „Unser
Motto bei swissSiam heißt Vertrauen", betont Bruno. „Wer hier in
Thailand investieren möchte oder einen Anwalt benötigt, muss vor allem
Vertrauen haben können und das bieten wir." Heute verfügt das
Unternehmen neben dem Büro in Pattaya an der Thepprasit Road, Soi 10, auch
über eine Niederlassung in Bangkok im CC Tower im Geschäftsviertel an der
Sathorn Road, und beschäftigt insgesamt 30 Angestellte, darunter 4
Anwälte.
Doch angesichts der Positionen, die Bruno in der Schweiz
innehatte, fühlte er sich nicht völlig ausgefüllt und deshalb stürzte er
sich im vergangenen Jahr voller Engagement auf seine neue Aufgabe als
Präsident des Rotary-Klubs Jomtien-Pattaya. Jetzt, kurz vor Ende seiner
Amtsperiode, blickt Bruno überaus stolz und zufrieden auf das Jahr zurück:
„Wir hatten einen sensationellen Erfolg. Es ist uns gelungen, alle
Möglichkeiten, die Rotary bietet, auszuschöpfen, um benachteiligten
Menschen in unserer Region zu helfen." Durch die erfolgreiche
Zusammenarbeit mit ausländischen Klubs, privaten Sponsoren und Rotary
International und dem unermüdlichen Einsatz seiner Rotarierkollegen,
speziell Martin A.C. Brands, konnten in diesem Jahr über 15 Millionen Baht
an Spendengeldern erwirtschaftet werden. „Gemeinsam mit der Organisation
„Operation Smile Thailand" werden wir nun Kindern mit physischen
Deformationen im Gesicht im Verlauf von drei Jahren (bis Ende 2004) helfen
können und ca. 1.300 Operationen finanzieren, wovon bis heute bereits ca.
600 Operationen ausgeführt wurden. Und bei der Aktion ‚10.000 Fahrräder
für Kinder‘, wo ich verantwortlich zeichnete für das Marketing, und an
der alle 60 Rotary-Klubs der Zentralregion teilnahmen, hat unser Klub allein
2.000 Fahrräder gespendet", berichtet er stolz.
Wie alle seine unternehmerischen Aktivitäten hat er
seine gemeinnützige Arbeit bei Rotary mit großem Elan angepackt. „Im
Leben braucht man eine Vision, nach der man streben und in die man seine
ganze Energie stecken kann. Nur ein ganz klares Ziel schafft
Selbstzufriedenheit und Ausgeglichenheit", betont er. „Die Arbeit als
Rotary Präsident ist mit einem großen Aufwand verbunden, der aber viel
Freude bereitet, da man benachteiligten Menschen helfen kann und dabei soll
man sich immer an der Weisheit orientieren, dass Wohltätigkeit immer zwei
Gewinner hat, solche die Hilfe geben und solche die Hilfe empfangen. Mein
Motto im Privat- und Geschäftsleben sowie bei meinem Einsatz für Rotary
ist und bleibt: ‚Aktion ist gefragt, und nicht schöne Worte!’"
Viele Erfolge Brunos haben erst mit einem „Nein"
begonnen, doch er ist davon überzeugt, dass der Energieaufwand für eine
kleine Tat genauso groß ist wie für eine Große. Deshalb bleibt er, wie er
sagt, „weiter für Überraschungen gut". „Auch wenn meine Kerze
manchmal von beiden Seiten brennt, ist meine Energie noch lange nicht zu
Ende" lacht er und freut sich sicher schon heimlich auf die nächsten
Aufgaben, die auf ihn warten.