Heiße Zeiten sind rund um Pfingsten ausgebrochen. Seit
zwei Wochen stöhnen die Deutschen unter tropischen Temperaturen. Bei 32 bis
35 Grad im Schatten flüchtet an die Badeseen, wer kann – und die
Innenstädte bleiben (bis auf unermüdliche Touristen) weitgehend leer. Und
das sogar am ersten „verkaufsoffenen Samstag" bis 20 Uhr. Wir sind
halt – im Gegensatz zu euch in Pattaya – nix Gutes gewöhnt.
Und auch nichts Schlechtes: Denn unterbrochen wird die
Hitzewelle immer wieder von heftigsten Gewittern. Durch die Wucht der Orkane
und sintflutartigen Regenfälle waren allein über die Feiertage fünf Tote,
vor allem nördlich der Mainlinie, zu beklagen.
Eins erhitzt die Gemüter aber noch mehr als das Wetter:
der Tod von Jürgen W. Möllemann. Wo immer in diesen Tagen zwei oder mehr
Menschen zusammen kommen, wird heftig spekuliert: War sein spektakulärer
Absturz beim Fallschirmspringen tatsächlich ein Selbstmord oder doch ein
Unfall? Klar ist bisher nur, dass an seiner Ausrüstung wohl nichts defekt
oder manipuliert war und dass Zeugen sahen, wie er den geöffneten
Hauptschirm ausklinkte.
Und wenn es ein Selbstmord war: Was hatte ihn in den Tod
getrieben? Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen
Steuerhinterziehung? Schließlich waren Vertreter der Justiz genau zur
Todeszeit an insgesamt 25 Orten zur Hausdurchsuchung im Fall Möllemann
unterwegs, darunter auch in seinem Privathaus in Münster.
Oder waren es doch die Politikerkollegen, besonders die
ehemaligen Parteifreunde „mit ihrer Hetzkampagne", wie Möllemanns
Ehefrau Carola anklagt? Sie ließ demonstrativ mehrere Kondolenzschreiben
aus der FDP-Zentrale ungeöffnet zurückgehen. Und zugegeben, bei den
salbungsvoll dick aufgetragenen Nachrufen aus allen Ecken und in allen
TV-Kanälen blieb beim Zuhörer bzw. -schauer auch ein Eindruck schaler
Heuchelei hängen. Kaum je hatte ein Politiker einen größeren Sturm der
Entrüstung gegen sich erlebt als Möllenmann nach der Verteilung seines
Israel-feindlichen Flugblattes. Und nun werden flugs seine „besonderen
Verdienste" wieder hervorgekramt, wie in der sehr diplomatischen
Todesanzeige der Bundesregierung. Überhaupt hat man den Eindruck, dass bei
den Kondolenz-Inseraten jedes Wort dreimal auf der Goldwaage gelegen hat
(nachzulesen in der FAZ vom 10. Juni).
Angesichts dieser Ereignisse ging der Fußball-Fight
gegen Schottland zu Recht ein wenig unter. Obwohl es zu einem Duell Berti
Vogts contra Rudi Völler hochgejazzt worden war. Auch Neu-Schotte Berti
selbst sprach in der Pressekonferenz vor dem Spiel mehrmals von einem „Schpechelmätsch".
Doch das Lachen über diese Englischkünste verging den Deutschen nach dem
mühsam ereierten 1:1 ganz schnell. Bloß weiter zum nächsten „Angstgegner"
Färöer-Inseln...
Ein Schuss Glamour zum Schluss: In Berlin wurden am
letzten Freitag die Deutschen Filmpreise verliehen. Abräumer der
Oscar-Kollegin Lola: „Good Bye, Lenin!". Acht Trophäen heimste die
köstliche Wende-Satire von Regisseur Wolfgang Becker ein, die ja auch schon
bei der Berlinale und an den Kinokassen äußerst erfolgreich war.
In der ARD ist dienstags abends nicht mehr alles Bio. Diese Woche
verabschiedete sich Alfred Biolek in seiner Talk-Show zum letzten Mal von
seinen Gästen. Ganz geht die TV-Ikone aber noch nicht in Rente: In „Alfredissimo"
kocht er weiter sein Süppchen mit wechselnden Promis.