Michael Schumacher hat den Großen Preis von Kanada
gewonnen und mit einer Schnapszahl, nämlich 999 WM-Punkten insgesamt,
wieder die Führung in der Formel 1 mit seinem sechsten Sieg in Montreal
übernommen. Außerdem war es der zweite Doppelsieg eines Brüderpaares in
der Formel-1-Geschichte, da Schumis Bruder Ralf Zweiter wurde. Vor zwei
Jahren war der Zieleinlauf gerade umgekehrt. Ralfs Williams/BMW-Kollege Juan
Pablo Montoya war nur Dritter im Ziel, nachdem er sich einen Dreher
geleistet hatte.
Kimi Räikkönen kam, nach einem Start aus der Box, nur
als Sechster ins Ziel und musste die WM-Führung abgeben. Anscheinend hatte
sich das McLaren-Team dabei verrechnet, das den MP4/17D randvoll getankt
hatte, um ihn auf einer Einstoppstrategie ins Rennen zu schicken.
David Coulthard im zweiten McLaren/Mercedes schied aus.
Die vier Erstplatzierten verteidigten ihre Positionen vom
Start weg. Rubens Barrichello beschädigte seinen Frontflügel am Renault
von Fernando Alonso und musste seine Box ansteuern. Antonio Pizzonia,
erwischte in der Haarnadel den zweiten Renault von Jarno Trulli. Beide
Fahrer mussten daher ebenfalls ihrer Box den ersten Besuch abzustatten.
Mittlerweile versuchte Ralf Schumacher einen kleinen
Vorsprung herauszufahren, hatte jedoch schnell seinen Bruder Michael am
Heck. Juan Pablo Montoya hatte gleich einen Dreher in der Schikane, der
zustande kam, weil der BMW-Williams Pilot seine Gänge manuell
runterschalten musste. Montoya verlor dabei nicht nur 10 Sekunden Zeit,
sondern fiel auch hinter Fernando Alonso zurück.
Jarno Trulli setzte die Pechsträhne fort, indem er nur
wenige Runden nach seinem ersten Boxenstopp den Mantel eines seiner Reifen
beschädigte und wieder an die Box musste. Als der Italiener wieder im
Rennen war, drehte er sich in der Haarnadel und musste dabei mit ansehen,
wie sein Teamkollege Alonso von Montoya überholt wurde. Der Kolumbianer
setzte die Jagd auf die beiden Schumacher Brüder fort, die sich an der
Spitze des Feldes ein verbissenes Familien-Duell lieferten.
Heinz-Harald Frentzen musste erneut frühzeitig sein
Rennen beenden, und zum wiederholten Male schied auch Lokalmatador Jacques
Villeneuve aus. Der Kanadier hatte auf Platz 9 die Gruppe bestehend aus
Wilson, Heidfeld, Fisichella, Button, Räikkönen und Barrichello angeführt,
musste dann aber verärgert aufgeben.
Nach 20 Runden kam es zum ersten Boxenstopp bei
BMW-Williams und eine Runde später bei Michael Schumacher. Die schnellen
Italiener waren wieder schneller als die Briten und Schumi nahm vor seinem
Bruder wieder das Rennen auf. Fernando Alonso im Renault, der während des
gesamten Rennens eine hervorragende Leistung zeigte, führte da den Kanada
GP an. Nach fünf Runden musste Alonso tanken und fiel auf den vierten Platz
zurück, während sein Teamkollege Jarno Trulli endgültig aufgeben musste.
Kimi Räikkönen, der sich unbemerkt in die vorderen
Ränge gearbeitet hatte, passierte das gleiche Missgeschick wie Trulli. Sein
Michelin-Reifen hatte sich auf der Geraden von der Felge gelöst und der
Finne steuerte seine Box zum ersten und letzten Mal an. Danach verlor Rubens
Barrichello sein linkes Luftleitblech, Montoya seinen rechten Rückspiegel
und Ralf Schumacher seinen linken Rückspiegel. Weshalb die Rückspiegel
abbrachen, ist noch unklar.
In der 47. Runde war Ralf wieder vor seinem Bruder,
musste aber nachtanken und das warf ihn endgültig hinter Michael zurück.
Auch Fernando Alonso, der mittlerweile die Führung übernommen hatte,
musste wieder in die Box.
Das Sauber-Team musste mit dem Ausscheiden von Nick
Heidfeld einen bitteren Doppelausfall hinnehmen. Jenson Button hatte
ebenfalls seinen Rennwagen abgestellt und auch David Coulthard musste seine
Hoffnungen auf wichtige Punkte und möglicherweise den WM-Titel begraben.
Der Schotte schied mit mittlerweile 29 Punkten Rückstand auf WM-Leader
Michael Schumacher aus.
Die Schlussphase brachte nochmals heiße Kämpfe. Michael
Schumacher an der Spitze, dahinter Bruder Ralf und unmittelbar dahinter
Monaco-Gewinner Montoya. Plötzlich fuhr der Spanier Fernando Alonso mit den
weichen Michelin-Reifen nahezu eine Sekunde schneller als die Spitze. 10
Runden vor Schluss waren die ersten Vier nur durch zwei Sekunden getrennt.
Zu einem Überholmanöver kam es trotzdem nicht. Michael Schumacher
gewann nach einer fehlerlosen Vorstellung den Großen Preis von Kanada vor
seinem Bruder Ralf und Juan Pablo Montoya. Der Weltmeister eroberte damit
die Führung in der Weltmeisterschaft und in der Konstrukteurswertung liegt
nun wieder die Scuderia Ferrari vorne. Rubens Barrichello kam als Fünfter
ins Ziel, Kimi Räikkönen musste sich mit Platz 6 begnügen.