Caroline Gerke

„Thailand? Wo liegt denn das?" fragte Caroline Gerke erstaunt, als ihr Mann 1995 eines Tages nachhause kam und erklärte, dass beide jetzt dorthin umziehen werden. Er war für ein mittelständisches Unternehmen nach Bangkok geschickt worden und seine Frau begleitete ihn. Heute ist sie eine erfolgreiche Malerin, die ihre Bilder in vielen Ausstellungen in Bangkok, aber auch in Pattaya präsentiert.

Allerdings war Caroline nicht wirklich unerfahren, was das Ausland angeht, da sie im weltoffenen Hamburg geboren wurde und später Fremdsprachensekretärin und Speditionskauffrau lernte. Daraufhin arbeitete sie in einem großen Export-Import-Unternehmen, doch dass sie selbst bald ins Ausland umziehen würde, hatte sie nicht gedacht. „Es war eine große Herausforderung für mich. Ich musste praktisch ein neues Leben fern von meiner Familie aufbauen und es hat sehr lange gedauert, bis ich mich eingelebt hatte", erzählt sie. Asien war ihr bis dahin sehr fremd gewesen und es war eine große Umstellung, plötzlich nicht mehr zu arbeiten, sondern in einem unbekannten Land „zuhause zu sitzen". Doch Caroline machte sich gleich voller Energie auf den Weg, ihren neuen Wohnort kennen zu lernen. Sofort begann sie, Thaiunterricht zu nehmen, um sich mit den Menschen hier unterhalten zu können und ihre Lebensweise zu verstehen. Und sie schnappte sich ihre Kamera und spazierte auf der Suche nach schönen Motiven stundenlang durch Bangkok. „Ich hatte schon früher gern fotografiert und auch Fotos für die Firma angefertigt", sagt sie. Jetzt hatte sie viel Zeit für ihr Hobby und verknipste viele Filme auf den interessanten Straßen und Märkten der Metropole. Sie schickte die Fotos dann als Ansichtskarten zu ihren Freunden und ihrer Familie nach Deutschland und bald verkaufte sie ihre Ansichtskarten sogar an den Souvenirständen in fünf der besten Hotels der Stadt.

Eines Tages traf Caroline in ihrem Apartmenthaus eine Japanerin, die gerade auf dem Weg zum Malzirkel in einem japanischen Klub war. Caroline hatte schon als Kind gern gemalt, doch ihr Zeichenlehrer schüttelte nur mit dem Kopf und meinte, aus ihr würde wohl keine Malerin. Die Japanerin lud sie ein, doch einmal mit zu kommen, und Caroline war sofort begeistert. Dort wurde genau in dem Stil gemalt, der ihr gefiel. Noch heute fährt sie einmal pro Woche in den Klub und trifft sich mit ihrem thailändischen Mallehrer.

Schon bald zeigte sie ihre Bilder – vor allem als Gast anderer, thailändischer Maler – auf Ausstellungen und im Jahre 2000 nahm sie, gemeinsam mit thailändischen und einem burmesischen Künstler, an einer Ausstellung unter dem Thema „3 Arts – 3 Nations" im River City Kunstzentrum teil. Sie war außerdem in mehreren erstklassigen Hotels Bangkoks im Rahmen von Ausstellungen vertreten. „Dort bekommt man dann immer Kontakte zu anderen Künstlern und Kunstliebhabern und ich bin als einzige Europäerin immer eine besondere Attraktion, speziell da ich Aquarelle male, eine Kunstrichtung die hierzulande nicht sehr häufig ist", sagt sie.

Caroline ist Mitglied in der Thai Watercolor Society und im Künstlerverband. Ihre Ideen erhält sie noch immer durch ihre ausgedehnten Fototouren und durch ihre künstlerische Arbeit wurde Thailand zunehmend zu ihrem wahren Zuhause. 2000 lief allerdings der Vertrag ihres Mannes ab und sie flogen wieder nach Deutschland. „Am liebsten wäre ich hier geblieben. Hier habe ich meine Bilder und ich fühle mich mit dem Land verbunden." So ließ sie ihrem Mann dann auch keine Ruhe, bis er sich schließlich wieder um eine Stelle in Thailand bewarb und angenommen wurde. Während ihrer Zeit in Deutschland schickte sie allerdings immer wieder Bilder nach Thailand. „Als wir wieder hier eintrafen, fühlte ich mich als würde ich nachhause kommen." Vor allem der Kulturschock, unter dem sie bei ihrer ersten Ankunft so gelitten hatte, blieb jetzt aus, da alles schon bekannt war. Allerdings zog das Paar jetzt nicht nach Bangkok, sondern nach Pattaya und das war schon eine große Umstellung. „Hier ist die Luft viel besser als in Bangkok, doch es gibt viel weniger zu tun und zu sehen und meine Freunde wohnen alle in Bangkok", sagt sie und erzählt, dass sie sich sofort in den Bus gesetzt und nach Bangkok gefahren ist. Sowohl Motive zum Malen als auch Kunstinteressenten und Ausstellungen finden sich in der Hauptstadt ungleich mehr als in Pattaya und ihre Farben kauft sie am liebsten in Chinatown.

Jetzt packt Caroline immer ihre Bilder ins Auto und fährt mit ihnen nach Bangkok. Doch vor kurzem hatte sie auch eine kleine Ausstellung im Art Cafe in Pattaya, wo sie ihre farbenfrohen Aquarelle mit Motiven von Meer, Schiffen, Fischern und immer wieder thailändischen Märkten vorstellte. „Das Malen ist mein Hobby. Ich muss damit kein Geld verdienen und unterliege keinem Leistungsdruck", sagt sie. „Aber auf allen meinen Ausstellungen verkaufe ich einige Bilder."

Das Malen ist ihre ganze Leidenschaft und immer ist sie „auf der Jagd nach Motiven". Da ihr Mann jetzt eine unbefristete Stelle hat, hofft sie, dass sie noch sehr lange, wenn nicht für immer in Thailand bleiben werden. Ihre nächste große Ausstellung findet voraussichtlich im August im River City Einkaufszentrum in Bangkok statt.