Wieder einmal liegt „der heißeste Monat" seit
Jahren hinter uns. Zumindest in Süddeutschland verabschiedete sich der Juni
mit satten 35 Grad im Schatten. Auch wenn Sie darüber nur noch müde
lächeln können, hier lässt die Hitze die meisten nur noch ermattet
ächzen und stöhnen. Und doch scheint sich trotz Wetter-Apathie ein
Stimmungsumschwung abzuzeichnen.
„Endlich geht’s aufwärts" las man zum
Samstagsfrühstück in den deutschen Zeitungen. Konsumforscher meinen zu
erkennen, dass das Geld wieder lockerer in den Taschen sitzt. Schließlich
soll die in einer Regierungsklausur abgenickte Steuerreform ab 2004 ein Plus
auf den Gehaltszetteln bringen. Die IG Metall brach ihren Streik
(35-Stunden-Woche) in Ostdeutschland „wegen des Stimmungswandels in der
Bevölkerung" ohne Ergebnis ab – das gab es in der gesamten deutschen
Gewerkschaftsgeschichte noch nie.
In diesem aufkeimenden Hoch feierte man in München
gleich mal mit großem Pomp die Eröffnung des Terminal II, der die
Fluggastzahlen am Airport lediglich verdoppeln soll. Neben der Lufthansa
baut unter anderem auch die Thai München damit zum zweiten Drehkreuz neben
Frankfurt weiter aus. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie beim Flug in die
Heimat demnächst zuerst bayrischen Boden statt hessischem betreten.
Weltklasse ist seit dieser Woche auch Münchner Werbung.
Die Agentur Heye & Partner wird bald erdumspannend für MacDonald’s
die Reklametrommel rühren. Wenn Ihnen ab Herbst der Slogan „I’m lovin’
it" aus TV und Radio entgegen schallt, hören Sie eine urbayrische
Erfindung.
„Ich soll abgeschafft werden!" empörte sich am
letzten Mittwoch eine spärlich bekleidete vollbusige Dame in der
Bild-Zeitung. Damit protestierte die auflagenstärkste deutsche Boulevard-Zeitung
gegen einen Gesetz-Entwurf der EU, der den beliebten „Miezen"
europaweit den Garaus machen will. Auch in der Werbung und in TV-Sendungen
sollen nach dem geplanten Gesetz gegen „geschlechtsspezifische
Diskriminierung" bald keine „aufreizenden Frauen" mehr zu sehen
sein. Wie gut, dass die schwangere Verona Feldbusch dann sowieso im
Mutterschutz ist.
Mit den beginnenden Sommerferien droht auch wieder das
berühmte Sommerloch. Es zu füllen, liegen zwei Kandidaten gut im Rennen.
Zum einen ist dies Michel Friedman mit seiner schwelenden Koks- und
Prostituiertengeschichte. Doch jetzt hat sich noch einer zu Wort gemeldet:
Gipfelstürmer Reinhold Messner drängt sich schwer nach vorn mit dem „Drama
am Nanga Parbat". Das liegt zwar schon mehr als 30 Jahre zurück, doch
es enthält alles, was eine gute Sommerloch-Story braucht: Abenteuer,
Schicksal, Tod. Denn bei dieser Himalaya-Expedition kam einst Messners
Bruder Günther ums Leben. Die späte Schuldfrage-Klärung wächst sich
langsam zur Groteske aus, bei der nun ein Buch nach dem nächsten von den
damals beteiligten Bergkameraden auf den Markt geworfen wird. Und natürlich
darf man sich an deren Inhalts-Zusammenfassungen in den Medien weidlich
delektieren...
Wer einfach nur fröhlich durch den Sommer kommen will,
lässt sich Franzosen-Pop um die Ohren wehen. Der ist dieses Jahr absolut
angesagt, unter anderem mit Ingried, die munter auf französisch ohrwurmt,
oder einer Truppe namens „Outländisch", die melodisch um Erhörung
fleht „Ayshe, ecouté moi?" Gerade griff auch Top-Model Carla Bruni
zur Gitarre und besang ein Debut-Album mit melancholisch-gefühligen
Chansons. Parallel dazu entstauben die DJs in den hippen Großstadt-Clubs
die Franko-Klassiker im Yé-Yé-Sound der 60-er von Serge Gainsburg bis
Brigitte Bardot. In diesem Sinne: Au revoir bis nächste Woche!