Trau, Stau wem... die Sommerferien haben in den
nördlichen Bundesländern sowie u.a. in den Niederlanden begonnen – und
damit erblüht auch der Deutschen liebstes Hobby wieder: im Stau stehen.
Denn man muss ja „Samstags fahrn, wenn alle fahrn", wie schon Mike
Krüger wusste. Und so kam es am vergangenen Wochenende wie jedes Jahr an
den üblichen verdächtigen Autobahnabschnitten zu endlosen stehenden
Blechlawinen gen Süden.
Ganz Clevere hatten da noch schnell auf die Billig-Airlines
wie Ryan-Air oder Air Berlin umgeschwenkt, im Internet oder an den
Last-Minute-Schaltern pauschal zugeschlagen – um dann in den ebenfalls
endlosen Schlangen am Check-in, ganz ohne Auto, im Stau zu stehen.
Angesichts dieser Szenen mag man kaum glauben, dass die Reiselust der
Deutschen ungebrochen ist. Doch sogar auf Mallorca, unser aller
Lieblingsinsel, stehen noch immer ganze Hotelblöcke leer. Jetzt soll sogar
die dort mit großem Tamtam eingeführte Ökosteuer (rund ein Euro pro Tag
und Gast) wieder fallen.
Ob die Insel dann tatsächlich sonniger gesehen wird,
bleibt fraglich. Denn harte Konkurrenz droht aus dem Osten. Bulgarien etwa
bietet sich seit einigen Jahren als (noch) billige Konkurrenz in Sachen
Sonne, Sand und Saufen an – und erfreut sich wachsender Beliebtheit, nicht
nur bei Ostalgikern aus den Neuen Bundesländern.
Während sich die einen den unausweichlichen Urlaubsspeck
anzüchten, sollen Deutschlands Kinder endlich abspecken. Jedenfalls nach
dem Willen von Verbraucherministerin Renate Kühnast. Weil inzwischen ein
Drittel aller Jugendlichen und 20 Prozent der Kinder zuviel auf den Rippen
haben, startet ihr Ministerium nun eine große Kampagne gegen Pommes, Cola
und Computer und für Apfel, Tee und Toben.
Das Sommerloch gestopft haben auch weitere Meldungen zum
Fall Michel Friedman. Fünf Seiten mit sämtlichen Ermittlungsergebnissen
quollen letzte Woche aus dem Fax eines Berliner Pizza-Bäckers und waren
tags drauf prompt in der Bildzeitung zu lesen. Eine gezielte Indiskretion
der (von Friedman-Freunden oft geschmähten) Staatsanwaltschaft? Nein, eine
peinliche Panne seiner eigenen Anwälte. Tja, wer solche Verbündete hat...
Kaum noch Freunde in Deutschland hat Silvio Berlusconi.
Italiens Ministerpräsident und Medienmogul mit recht eigenwilliger
Rechtsauffassung führte sich als turnusmäßiger EU-Ratspräsident mit
einem Eklat ein. Nach Kritik an seiner Politik kanzelte er den deutschen
EU-Abgeordneten Martin Schulz mit dem Rat ab, doch eine Rolle als
KZ-Aufseher in einem Nazi-Film zu übernehmen. Und setzte noch nach, die
würde ganz hervorragend zu Schulz passen. Was das Ganze so richtig pikant
machte: Nach heftigsten Protesten bedauerte Berlusconi tags drauf zwar in
einem Telefonat mit Kanzler Schröder die Wahl des Begriffes und des
Vergleiches. Als dies jedoch (auch international) als Entschuldigung
akzeptiert wurde, erklärte der Italiener prompt, so sei das nicht gemeint
gewesen.
Entsetzen herrscht auch über einen neuerlichen Fall
tödlicher Gewalt an einer deutschen Schule. Ein 16-jähriger Junge erschoss
letzten Mittwoch in Coburg erst seine Lehrerin und dann sich selbst vor den
Augen seiner Klasse. Und wie im Erfurter Fall haben die Gazetten gleich mal
einen Schuldigen ausgemacht: das böse, gewalttätige Fernsehen. Zu dumm,
dass die Fahnder nicht gleich noch einschlägige Computerspiele entdeckten,
dann wäre zumindest für das Boulevard der Fall geklärt gewesen. Bleibt
nur zu hoffen, dass die wahre Ursachenforschung dieses Phänomens für
Experten weiter geht, wenn sich die Masse längst der nächsten Sensation
zugewendet hat.
Manchmal kommt es ja auch zu späten Einsichten. Völlig überraschend
erklärte Altbundeskanzler Helmut Kohl dieser Tage in einem Vortrag: „Natürlich
wurden auch im Vollzug der deutschen Einheit Fehler gemacht, nicht zuletzt
von mir – in den materiellen Bedingungen wie auch sonst wo."