Rechtspraxis in Thailand

Premprecha Dibbayawan, Rechtsanwalt (MCI, Miami Universität) Verwaltungsratspräsident der swissSiam Gruppe

Bevölkerungsexplosion und die Folgen

Es gibt wenig Erfreuliches zu berichten vom Weltbevölkerungstag, der am Donnerstag, den 10. Juli 2003 weltweit abgehalten wurde. Es sollte ein Tag der Besinnung sein, um sich mit der Bevölkerungsexplosion und den damit verbundenen sozialen Ungerechtigkeiten, vor allem in den Entwicklungsländern, auseinander zu setzen.

Die in Thailand vor über 25 Jahren eingeleitete Elternschaftspolitik, gefolgt von den Bemühungen und Aufklärungen über die Geburtenkontrolle, hat ihre Früchte getragen und hat uns verschont von schrecklichen Bildern von hungernden Menschen, vor allem Kindern, in unserem Lande. Der Slogan unbekannter Herkunft „viele Kinder machen arm", ein Meisterstück einfacher und verständlicher Kommunikations-Methodik, war genau die richtige Botschaft, die unter das Volk gebracht wurde. Sie ersetzt und widerspricht der vor 30 Jahren von den Militärmachthabern verkündete unsinnige Aussage, dass Großfamilien der Garant wären um über die nötige Arbeitskraft zu verfügen um so die Nationale Sicherheit zu schützen und deren Identität zu garantieren. Die dafür verantwortlichen und kurzsichtigen Diktatoren haben uns mit dieser Doktrin auf den Pfad, der zur Armut führen muss, gebracht. Glücklicherweise hat in der Denkweise des Volkes eine Umkehr zur Vernunft stattgefunden und uns dadurch vor nicht wieder-gutzumachendem Schaden bewahrt. Ein Blick über die Grenzen in das nahe Ausland bestätigt unsere weise Bevölkerungspolitik.

Der Graben zwischen reich und arm ist größer geworden. Die hohe Fruchtbarkeit der Frauen und eine nichtvorhandene und/oder mangelhafte Aufklärung über die Geburtenkontrolle in den unterentwickelten Ländern ist verantwortlich, dass sich die Bevölkerung seit 1955 verdreifacht hat. Experten gehen von der Annahme aus, dass sich diese Entwicklung in den nächsten 50 Jahren nochmals verdreifachen wird. Dies bedeutet, dass die Regierungen dieser Länder unfähig und nicht in der Lage sein werden, den Bedürfnissen ihres Volkes gerecht zu werden, was in die Katastrophe führen muss und Arbeitslosigkeit und Hungersnot auslösen wird.

Auf der positiven Seite hat sich die Bildungslücke der Geschlechter über die letzte Dekade verkleinert, aber die Frauen in Südasien, Afrika und Südamerika sind immer noch massiv benachteiligt. Einer alarmierenden Anzahl von Frauen ist eine höhere Ausbildung nach wie vor verwehrt, auch bei uns in Thailand, grundsätzlich aus finanziellen Gründen. Der Bevölkerungsfond der Vereinigten Nationen schätzt, dass im Jahre 2000 über 31% der Frauen ohne jegliche formelle Schulausbildung waren, im Gegensatz zu 18% bei den Männern.

Die Verbindung von schlechter Gesundheit, Analphabetentum oder ungenügender Grundschulausbildung, sozialer Ausgeschlossenheit, Machtlosigkeit und Geschlechter-Diskriminierung tragen zur globalen Armut bei. Schlechte Gesundheit und ungenügende oder keine persönliche Kapazität vermindert im weiteren die Produktivität und das persönliche Einkommen.

Eine hohe Verbreitung von Seuchen und Krankheiten und ein mangelhaftes oder kein Gesundheitswesen in einem Land beeinträchtigen die wirtschaftliche Leistung, wogegen eine höhere Lebenserwartung, der Schlüsselfaktor eines funktionierenden Gesundheitswesen, wirtschaftliches Wachstum stimulieren. Die Bürde einer schlechten Wirtschaftslage tragen die Jugendlichen und viele sterben grundlos an vermeidbaren Krankheiten oder werden Opfer von Vernachlässigung, Unfällen oder Missbrauch in der Familie.

Viel zuwenig Regierungen geben an Stelle von teuren Infrastrukturprojekten grundlegenden sozialen Serviceleistungen den Vorrang. Aus diesem Versäumnis resultiert, dass Millionen von jungen Leuten quer durch die Entwicklungsländer, vom direkten Zugriff von Trinkwasser ausgeschlossen sind, auf saubere und sichere sanitäre Einrichtungen, eine Grundschulausbildung, Gesundheitspflege, notwendig um zu überleben um sich weiter entwickeln zu können, verzichten müssen. Wir sprechen hier von Jugendlichen in ihrer Pubertät und Entwicklungsjahren, was entscheidend ist für deren Zukunft.

Die Armut entwickelt sich Hand in Hand mit dem schnell steigenden Bevölkerungszuwachs. Die Abwanderung von jungen Leuten in die Städte oder Agglomerationen ist das größte Hindernis zur Weiterentwicklung, weil dies die Tür öffnet zum katastrophalen Missbrauch von Kindern durch Menschenhandel, Schuldenversklavung, Kinderarbeit, Verwicklung in bewaffnete Auseinandersetzungen und Konflikte, Prostitution, Pornographie, Drogenmissbrauch und Drogenhandel.

Die Internationale Arbeitsorganisation schätzt, dass 250 Millionen Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren in den Entwicklungsländern, vielmals unter gesundheits- oder gar lebensgefährdenden Bedingungen, arbeiten müssen. Weiter darf nicht vergessen werden, dass politische Instabilität, Korruption, Gier und schlechte Führungskraft als verantwortlicher Beitragsfaktor zur Förderung von Konflikten, Unterernährung, Tod durch Frühgeburten, Diskriminierung und Analphabetentum beitragen.

Vermeidliche unüberwindbare Umstände zwingen Jugendliche oft zu verzweifelten Maßnahmen und Taten, um der Armut zu entfliehen, und sie werden so vielmals Opfer sexueller Ausbeutung.

Bei dieser Vielfalt von Problemen ist es geradezu eine Alibiübung sich einmal pro Jahr

der Notlage der Erdenbürger in den Entwicklungsländern, betroffen durch die Bevölkerungsexplosion, zu erinnern und einen Welt-Bevölkerungstag im Kalender festzuhalten.

Um diese Entwicklung in den Griff zu kriegen wäre „Vollzeitarbeit" notwendig. Es ist geradezu paradox, wenn die Internationalen Organisationen ihre Aufgabe nur darin sehen, mit dem Finger auf die Missstände hinzuweisen und tatenlos zu bleiben. Es ist daher weltweit die Aufgabe von uns allen, eines jeden Einzelnen, mit allen zulässigen rechtlichen Mitteln, die Regierungen zu beeinflussen, um so unseren Teil zur Lösung beizutragen.