E-mail aus München

Von Nicola Hahn

Arrivederci Italia! Der Kanzler bleibt dieses Mal zu Hause in Hannover und genießt sein dolce far niente auf Balkonien. Und das alles, weil der italienische Staatssekretär für Tourismus Stefano Stefani seinem Chef Berlusconi in eiferndem Gehorsam an die Seite eilen wollte. Als „arrogant", „besoffen" „supernationalistisch" und „blond" beschimpfte er die Deutschen, die Jahr für Jahr seine schönen Strände verunzieren. Aber so blond sind wir dann auch wieder nicht – allen voran Gerhard Schröder, und bleiben dann supernationalistisch im eigenen Land. Was Stefani am Freitag seinen Job kostete – und ihn sogar noch vor den Kadi bringen könnte. Denn italienische Wirte in Deutschland wollen ihn jetzt auch noch wegen Geschäftsschädigung verklagen.

Bevor Sie jetzt aber lange überlegen, ob Sie in der weiten Ferne auch den Italiener Ihres Vertrauens mit einem Pizza-Boykott belegen sollten: Bleiben Sie gelassen. So wie Innenminister Otto Schily, der in den nächsten Wochen trotz allem sein Häuschen in der Toskana besuchen wird. Richtig dumm dran ist bei der ganzen Sache nämlich nur der Kanzler. Der bekam schon bei seiner Drohung, seinen Urlaub abzusagen, so viele Alternativangebote für seine Ferienplanung, dass er unmöglich eines davon annehmen konnte, ohne alle anderen zu beleidigen.

Michel Friedman möchte nun nicht länger das Sommerloch stopfen, und hat sich außergerichtlich zu einer satten Geldstrafe verurteilen lassen. In einer Pressekonferenz bat er alle und jeden, insbesondere auch seine Lebensgefährtin, die Moderatorin Bärbel Schäfer, um Verzeihung. Und wird sich fortan im Stillen seine Wunden lecken. Da wird es Zeit für neue Horrorstorys. Und prompt kroch am Freitag in einem Münchner Supermarkt eine Giftspinne aus einer kolumbianischen Bananenkiste. Manchmal werden eben auch moderne Märchen wahr.

Ansonsten wird jetzt viel gefeiert unter der warmen Sonne. Das letzte Wochenende war gleich für mehrere Massenaufläufe gut. In Berlin zogen wieder mehrere 100 000 Raver bei der Love Parade durch die Stadt. Im 14. Jahr gehören die Techno-Jünger auch schon zu einer schützenswerten Spezies – und wurden deshalb erstmals durch einen langen Zaun vom Rest der Menschheit getrennt. Angeblich, um fliegenden Händlern ihr Handwerk zu erschweren.

Ganz ohne Berührungsängste dagegen feierten sich in München die Schwulen und Lesben durch die City. Den krönenden Abschluss fand ihr Christopher Street Day abends im Rathaus, wo all die schrillen und weniger schrillen Party-People in den ehrwürdigen Hallen so richtig abtanzen durften. Natürlich war diese liberale Geste (Vermietung des Rathauses) des hiesigen SPD-Oberbürgermeisters Christian Ude im Vorfeld nicht ohne moralinsaure Proteste der Opposition geblieben.

Wer sich keiner dieser Gruppen zugehörig fühlt, der legt sich einfach an den Strand. Der ist nämlich inzwischen auch in die Städte gezogen. Wie etwa direkt ins Berliner Regierungsviertel, wo man sich auf 60 Tonnen Ostseesand im Strandkorb zum Dämmerschoppen niederlassen kann. Und das ganz ohne irgendwelche Feuerquallen fürchten zu müssen, die derzeit vielerorts das Bad in der Ostsee zum Abenteuer machen. Andernorts wird die feinkörnige Ferienidylle auch aktiv genutzt. In Franken etwa trifft sich sommers die Snowboarder-Elite zu tollkühnen Sprüngen am Kaliberg. Und Beach-Volleyball-Turniere sind schon fast ein alter Hut. In diesem Jahr wird fast jede Sportart durch die Verlegung in die künstlich aufgeschüttete, knirschende Materie aufgepeppt – von Fußball bis zum Sumo-Fight. Echt körnig!