E-mail aus München

Von Nicola Hahn

Antje ist tot! Am vergangenen Donnerstag schlief die betagte Walrossdame friedlich in Hagenbecks Tierpark für immer ein. Unter Anteilnahme der Millionen von Fans des NDR-Maskottchens in ganz Deutschland, die ihrer Trauer in diversen Sondersendungen freien Lauf ließen. Doch ganz verzichten müssen sie auch in Zukunft nicht auf ihr langzahniges Lieblingstier. Schon bald wird es ausgestopft im Hamburger zoologischen Museum stehen. Und ab Spätherbst geht „Antje“ sogar auf Weltreise. Ganz in blau, in einer Kinderserie, gezeichnet von Tigerenten-Erfinder Janosch.

Fan sein ist absolut in zur Zeit. Voll im Fieberwahn befinden sich z. B. die Anhänger von Robbie Williams. Verlief der Auftakt seiner Deutschland-Tour in München noch in relativ geordneten Bahnen, flippte vor allem die Damenwelt von Mannheim über Nordrhein-Westfalen bis Berlin dann komplett aus. Wo würde er eventuell shoppen gehen oder einen Drink nehmen? Wo könnte Frau ihm näher kommen? Die Gerüchteküche brodelte... Und gab es bei den Stones oder Paul McCartney dieses Jahr sogar noch Restkarten an der Abendkasse (wen wundert’s bei Eintrittpreisen ab 100 Euro), blühte bei dem Brit-Pop-Sänger endlich mal wieder ein echter Schwarzmarkt auf.

Harry-Potter-Fans dagegen haben ein anderes Novum geschaffen: Erstmals steht ein englischsprachiges Buch auf Platz eins der hiesigen Bestsellerlisten. Und weil der neue Zauber-Band erst im Herbst offiziell auf deutsch erscheint, glühen jetzt die Drähte im Internet. Dort haben sich „Selbsthilfegruppen“ zusammengetan, die sich die jüngsten Abenteuer schon mal vorab übersetzen. Das funktioniert so: Übersetze selbst ein paar Seiten – und den Rest des Buches bekommst du dafür von anderen geliefert. Da in den Net-Foren auch heftig über die richtige Übertragung des Potter-Slangs debattiert wird, munkeln manche schon, diese Versionen seien besser als das zu erwartende Buch.

Einen immer größeren Fan-Kreis erschließt sich auch Daniel. Nein, nicht dem durchgeknallten „Super Star“ Küblböck – sondern einem 10-jähriger Steppke. Er rappt sich seit einigen Wochen durch die Konkurrenz-Veranstaltung „Star Search“ auf Sat 1. Und erobert mit runder Nickelbrille und Stupsnäschen die Mädchenherzen im Sturm.

Vermutlich sind es die gleichen Teenie-Mädchen, die eine landesweite Debatte ausgelöst haben zum Thema Mode: Darf man mit bauchfreien Tops in die Schule gehen? Was als kleiner Aufreger in der Provinz begann (eine Rektorin verbot die heißen Sommer-Outfits an ihrer Schule), beschäftigt inzwischen die ganze Nation. Sogar die Einführung von Schuluniformen wird wieder einmal ernsthaft erwogen. Bayern geht auch in Sachen Nabelschau einen eigenen Weg. Zwar haben einige CSU-Politiker für mehr Züchtigkeit plädiert. Auf dem Parteitag letztes Wochenende scharte dann aber Edi Stoiber eine Reihe junger Frauen in knappen weiß-blauen Rauten-Hemdchen um sich. Die „Bayern-Leibchen“ gehören zum Wahlkampf-Auftritt der Partei und können auch käuflich erworben werden. Da hätten die bayrischen Madln doch schon eine prima Schuluniform...

Wenig Fans in der Tabakindustrie dagegen wird sich Wolfgang Heine machen. Der Raucher verklagt den Konzern Reemtsma auf 400.000 Euro Schadenersatz, weil ihn die Zigaretten der Sorte „Ernte 23“ abhängig gemacht hätten. Der erste Raucherprozess nach US-Vorbild wird gegen Ende des Jahres vor dem Landgericht Arnsberg über die Bühne gehen – und von vielen mit Spannung erwartet.

Während Jan Ullrich sich bei der Tour de France langsam wieder in die Herzen der Radel-Fans zurück strampelt, versucht auch die ARD ein Comeback der sportlichen Art. Gemeint ist hier mal nicht die Sportschau, sondern das gute alte „Spiel ohne Grenzen“. Nur wenig aufgemotzt ist es als „Deutschland Champion“ in Samstagabend-Programm zurück gekehrt. Wie einst dürfen sich Mannschaften aus zwei Städten messen auf Parcours, die mit viel Wasser und Schmierseife behandelt wurden – zur Schadenfreude des Publikums. Ja, ja, jetzt ist es da – das Sommerloch...