E-mail aus München

Von Nicola Hahn

Heiße Zeiten in Deutschland. Von Flensburg bis Garmisch wütet die Sonne. Und alles schwitzt und stöhnt. Besonders die Bauern. Denn wo letztes Jahr alles durch Regenmassen und überquellende Flüsse überschwemmt war, droht jetzt die große Dürre. Brandenburg alarmiert mit einer „Staubernte". Im rissigen Boden verkümmert die Saat. Maiskolben sind bisher nur zu Babyformat herangewachsen, Kartoffeln brüten in Murmelgröße in der Erde. Auch die Hopfenbauern in der bayerischen Hallertau schrecken die Biertrinker: Hopfen wird in diesem Jahr nicht in ausreichender Qualität zu ernten sein. Wer da auf Wein ausweichen möchte, sollte dringend um Regen beten oder flehen, denn auch die Winzer stimmen bereits ins Wehklagen ein.

Doch die anhaltende Wärme verlockt auch zum Feiern. Auf der Münchner Praterinsel etwa schwoofen aufgeheizte Pärchen jeden Montag-Abend beim Tango Argentino. Im mecklenburg-vorpommerischen Bad Doberan trafen sich letztes Wochenende die ewigen Freaks der 70-er und 80-er Jahre zu einer großen „Zappanale" und ließen „Joe’s Garage" wieder lebendig werden. Hier lebt der schräge Rockrevolutionär Frank Zappa im Geiste weiter. In Hamburg dagegen kam alles zusammen, was zwei Kulträder hat: So an die 200.000 Fans feierten beim Harley Treffen am Wochenende zwischen Reeperbahn und Hafen den 100sten Geburtstag der Harley Davidson.

Nur in Berlin gibt’s trotz Sommer-Phlegma auch heiße Diskussionen: Dort plant eine Künstlergruppe eine Ausstellung zum Thema RAF. Und hatte dafür auch schon öffentliche Förderung vom Bund so gut wie in der Tasche. Nun regt sich Widerspruch. Die Angst vor Glorifizierung von Terroristen greift quer durch die Parteien um sich. Dabei beteuern die Aussteller, genau das Gegenteil im Sinn zu haben. Tatsächlich täte Aufklärung bei der jüngeren Generation Not, denn gerade sind T-Shirts mit dem berüchtigten Kalschnikow-Symbol mega in bei den Teens. Denn sie wissen nicht, was sie tun…

Ein paar Tränchen zerquetscht haben sich letzte Woche die Käfer-Fans. Nun läuft und läuft und läuft er also tatsächlich nicht mehr vom Band. Auch wenn das Kult-Auto zuletzt nur noch im fernen Mexiko produziert wurde, war es doch tröstlich zu wissen: die Legende lebt. Jetzt heißt es wirklich, wienern und konservieren – auf das noch lange kleine Buckelwagen über die Straßen töffern.

Mit ist schitt... von wegen! Als Jan Ullrich am vergangenen Sonntag als zweiter in Paris ins Ziel kam, war er der eigentliche Held der Tour de France. Hatte er doch in den Bergen so fair auf Lance Armstrong gewartet, nachdem der Amerikaner gestürzt war. Und dann hatte Ulle beim letzten Zeitfahren das Pech, auf einer Ölspur auszurutschen... Man konnte schier das Stöhnen hören, das durch Deutschland ging in diesem Moment. So viel Pech für den geläuterten Skandalstrampler. Ulle: nächstes Jahr packst du es wieder, wie 98!!