E-mail aus München

Von Nicola Hahn

Es gibt kein Bier in Bayern... und auch im Rest der Republik werden sämtliche Kaltgetränke knapp. Einschlägige Abteilungen sehen aus wie nach einer Plünderung. Doch diesmal ist am Mangel nicht nur die Dauerhitze schuld. Nein, das Dosenpfand schlägt mit unerbittlicher Härte zu. Weil viele Super- und Getränkemärkte die Einwegware aus den Regalen gefegt haben, werden Pfandflaschen zu begehrten Objekten. Denn die Flaschenhersteller (besonders der leichten Plastikflaschen) kommen mit der Produktion nicht mehr nach, die Brauer und Softdrink-Abfüller kriegen ihre Ware nicht mehr unters dürstende Volk. Schon werden in den großen Tageszeitungen „Wanted"-Anzeigen geschaltet, die wahlweise einen Wasser- oder Bierkasten zeigen und zur dringenden Retoure auffordern.

Vielleicht sollte die Getränkeindustrie mal in den Museen für moderne Kunst auf die Suche gehen. Denn dort haben neben vielen anderen Alltagsgegenständen auch Pfandflaschen Einzug gehalten. In der neuen Münchner Pinakothek der Moderne etwa drehen sich die klassischen Mineralwasserflaschen auf einem hippen Plexiglas-Karussell. Überhaupt verfestigt sich nach einem Besuch der modernen Musentempel der Eindruck: Bloß nix wegwerfen – morgen, ach was, heute Abend ist es vielleicht schon Kunst…

Mit den letzten ergatterten Bierchen ließ sich die Nation am vergangenen Wochenende gespannt zur Sportschau nieder. „Football’s coming home" hieß es schon am Freitagabend im Ersten. Die „gute alte Sportschau" meldete sich eindrucksvoll zurück. Und nach der Samstagssendung lautete dann das Urteil: Viele Infos, wenig Emotionen – aber kann ja noch werden…

Und beim Großen Preis von Deutschland spaltete sich die Nation am Sonntag in zwei Lager: BMW-Fans hätten nach dem Sieg von Montoya am liebsten die Münchner Frauenkirche läuten lassen, Schumi-Fans schauten in die Reifen... äh Röhre. Nur die Hamburger hatten was anderes zu tun: Rund eine Million Menschen feuerten Jan Ullrich bei den HEW-Classics rundum die Alster an – doch leider reichte es für den Tour-Helden letztlich nur zu einem dritten Platz.

Gefeiert wurde hinterher trotzdem reichlich. Und junge Leute greifen dabei dieses Jahr gern zu bunten Mix-Getränken. Bonbonfarben kommen inzwischen nämlich nicht nur Energy-Drinks daher, sondern auch Klassiker wie Rum mit Zitrone oder Cola. Problem der zuckrigen In-Drinks: man merkt den Alkohol erst später – aber dann um so heftiger. Da bekommt der Szene-Ausdruck „Das knallt" (heißt eigentlich so viel wie: das ist super) gleich eine ganz neue Bedeutung.

Wer lieber mal abschalten möchte, hat dazu jetzt auf der Fahrt nach Süden Gelegenheit. In Gruibingen am Fuße der Schwäbischen Alb hat jetzt die erste Feng-Shui-Raststätte an der Autobahn eröffnet. Ob deren beruhigende Ausstrahlung die Zahl der Raser und Drängler auf der A 7 reduziert, ist bisher allerdings nicht bekannt.

Die Rowdies unter den Autofahrern sind derzeit wieder mitten im Visier der empörten öffentlichen Aufmerksamkeit. Trauriger Anlass: Ein drängelnder Mercedes erschreckte eine junge Frau bei Karlsruhe derart, das sie ihr Auto gegen einen Baum lenkte. Die junge Mutter und die kleine Tochter starben noch an der Unfallstelle. Pikant: bei dem rasenden Nötiger soll es sich nach letztem Stand der Ermittlungen um einen Testfahrer der Marke mit dem Stern handeln.

So, und nun muss ich los: Die letzten Tage des SSV locken mit Schnäppchen, Schnäppchen, Schnäppchen. Und schließlich soll dieser Schlussverkauf wegen des entfallenen

Rabattgesetzes der letzte seiner Art sein. Also auf in fröhliche Gewühle…