Noch immer nur ein Thema: die Hitze. Auch wenn es langsam
langweilig wird für Sie, hier beherrscht die Sonne alles. Endlich wurde
diese Woche der absolute Temperatur-Rekord von 40,5 Grad gleich mehrmals
gebrochen. Ins Freie geht man nur noch, wenn man an Baggerseen, Nord- und
Ostsee oder im Freibad ein Plätzchen nehmen kann. In manchen Regionen hat
es inzwischen seit gut vier Wochen gar nicht mehr geregnet – und die
Landschaften sind rissig wie auf den Dürrefotos aus Afrika.
Inspirierte dies die Macher der Bildzeitung oder fielen
sie nur einem Hitzestich anheim: Jedenfalls verlegten sie letzte Woche
kurzerhand mal den Äquator ins hessische Bergland.
Natürlich reißen auch die Hiobsbotschaften nicht ab.
Nun legen sogar die Hühner schon kleinere Eier. Und die Förster streifen
ständig durch die Wälder auf der Jagd nach wilden Rauchern. Noch konnten
sie grausame Flächenbrände, wie sie inzwischen in fast ganz Europa toben,
verhindern.
Doch vor allem: Der Strom wird knapp. Am vergangenen
Samstag drohten die Stromversorger regionale Stromabschaltungen an. Das
liegt aber nicht daran, dass sich plötzlich alle Klimaanlagen zugelegt
hätten. Nein, wir schmoren schön im eigenen Saft. Der wahre Grund ist die
Wasserknappheit. Weil viele Flüsse nur noch als Rinnsale in ihren breiten
Betten entlangdümpeln, fehlt ihre Power in den Wasserkraftwerken. Und die
Rinnsale sind so brühwarm, dass sie nicht mehr als Kühlwasser für die
Atomkraftwerke taugen – also müssen sie abgeschaltet werden. Wer jetzt
auf die Windräder gehofft hätte: ebenfalls Fehlanzeige, nicht ein Blatt
krümmt sich im fehlenden Luftzug, wie also sollen sich schwere
Mühlenflügel drehen?!
Eine
Abkühlung im Stachusbrunnen in der Münchner Innenstadt holt sich dieser
Junge. Hoch Michaela sorgte für Temperaturen von weit über 30 Grad. (AP
Photo/Jan Pitman)
So richtig ins Schwitzen kommen viele Bahnfahrer. Denn
ausgerechnet bei der neuesten Generation der ICE-Züge streikt neuerdings
öfter mal die Klimaanlage. Fenster lassen sich bei diesem Zug der Zukunft
natürlich nicht mehr öffnen. Das führt bei längeren Fahrten dann schon
mal zu einem kostenlosen Sauna-Aufenthalt.
Immer häufiger kommen auch die Fahrpläne des
öffentlichen Nahverkehrs durcheinander. In den nicht klimatisierten Waggons
von Straßen-, U- und S-Bahnen kippen Fahrgäste bei bis zu 50 Grad um wie
die Fliegen. Und so wird man am Bahnsteig immer häufiger mit der
uninformativen Lautsprecher-Durchsage überrascht: „Der S-Bahn-Verkehr
wurde eingestellt wegen eines Personenschadens am Bahnhof xy". Das
freut dann wenigstens die Taxler, die so zu einem unverhofften Geschäft
kommen.
Ihre Freude an der Hitze haben auch die Verkäufer von
Küchengroßgeräten. Weil die Aggregate deutscher Kühlschränke nicht auf
Tropentemparaturen geeicht sind, geben (nicht nur) ältere Geräte in diesen
Tagen gern den Geist auf. Das freut besonders Urlauber nach ihrer Rückkehr
in seltsam mufelnde Wohnungen.
In den Bergen werden derweil die Gletscher zu
Wasserfällen. Der beliebte Sommer-Skilauf bei unseren österreichischen
Nachbarn fällt damit im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Dies scheint
aber auf dem Weg in die Täler zu verdunsten (siehe oben).
Von Salzburg bis Wien konnte sich letzte Woche trotz
lähmenden Wetters eine Riesenwelle der Empörung aufbauen. Grund: das ZDF
lässt für eine neue Sendereihe die 100 berühmtesten Deutschen via
Internet wählen. Unter den Vorschlägen des Senders befindet sich auch
Mozart. Das Wolferl, heilige Ikone des österreichischen Reiches!
Ausgerechnet! Nun windet sich der populäre ZDF-Geschichtslehrer Guido Knopp
mit der lahmen Entschuldigung heraus, das Musik-Genie habe selbst mal
geschrieben, er fühle „teutsch". Und deshalb bleibt er auf der
Liste. Basta. Genau wie Freud und noch einige „teutsche"
Österreicher…